Eberbach

Was die Erderhitzung mit dem verunreinigten Trinkwasser zu tun hat

Stadtwerke schließen Keimursache an Quellen selbst nicht mehr aus

28.11.2019 UPDATE: 29.11.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Auch auf Dauer wird das Eberbacher Leitungswasser gechlort aus dem Hahn ins Glas laufen _ möglicherweise liegt die Ursache an den Quellen selbst. Fotos: pa

Von Felix Hüll

Eberbach. Mehr Fragen als Antworten stehen im Raum, nachdem die Stadtwerke darüber informiert haben, dass sie jetzt auch nicht mehr ausschließen können, dass bereits die Quellen selbst Trinkwasserverunreinigungen verursachen. Der Grund dafür liegt im Klimawandel. Die Folge: Um die Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser zu gewährleisten, werden auf die Stadt Eberbach wohl weitere Kosten zukommen – welche und wieviel, ist bislang aber noch nicht zu beziffern.

Bezieher des Eberbacher Trinkwassers müssen wohl davon ausgehen, dass Leitungswasser auch weiter gechlort aus dem Hahn kommt. "Die Konzentration kann jedoch im Netz auf einen Wert von mindestens 0,1 mg/l abgesenkt werden," teilen die Stadtwerke in ihrer Presseerklärung über den "Zwischenstand zur Chlorung des Eberbacher Trinkwassers" mit.

Seit 4. September dauert dieser Zustand bereits an. Dabei schwanken die Chlorkonzentrationen zwischen 0,1 und 0,3 mg/l. Stadtwerke-Mitarbeiter kontrollieren täglich die Werte. "Diese bewegen sich innerhalb der von der Trinkwasserverordnung vorgegebenen Grenzwerte." Das ändert nichts daran, dass man sie riechen oder etwa im Teewasser noch schmecken kann.

Um Eberbachs Leitungsnetz zu reinigen wurden seit September die Hydranten der Ortsnetze gespült, die Hochbehälter gereinigt und die Hausleitungen in öffentlichen Gebäuden wie z.B. Kindergärten und Schulen ebenfalls gespült. Nach weiteren Routinemessungen teilen die Stadtwerke jedoch erstmals mit, dass sich anders als bisher angenommen nicht mehr ausschließen lässt, "dass die Verunreinigung des Trinkwassers möglicherweise doch aus eigenen Quellwässern kommen kann".

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Der Klimawandel hat auch auf diesem Gebiet Eberbach erreicht: wegen immer trockener Sommer nehmen die Böden ihre Filterfunktion beim Regenwasser nicht mehr so wahr wie früher. Hinzu kommt, dass im Raum Eberbach auf kluftigem Buntsandstein ohnehin nur eine vergleichsweise schmale Erdschicht liegt – Trübstoffe und Keime passieren. So erklärt es auf Nachfrage der Fachabteilungsleiter Trink- und Badewasser in Kreis-Gesundheitsamt. Die Stadtwerke hatten ihre Erklärung mit dem Amt abgestimmt.

Dessen Auffassung nach werde das Ingenieurbüro BIT nun für die sich stellenden Fragen etwa der Bürgervertreter im Gemeinderat neue Aussagen vorbereiten müssen, ob und wie die bisher angedachte Planung der "Trinkwasserversorgung 2025" abgeändert werden muss und welche Auswirkungen etwa in finanzieller Hinsicht zu erwarten sind. "Wir werden auf jeden Fall mit dem Projekt 2025 fortfahren, weil wir so auf dem neuesten Stand der Technik kommen, auch beim Filtern."

Stadtwerkeleiter Günter Haag sagt, dass nach Bewilligen der Zuschüsse Anfang 2020 die ersten Arbeiten am Wasserwerk Dürrhebstahl beginnen, gleichzeitig sollen die Planungen für die Anlagen in Gaimühle starten. Bei der Beschlussfassung 2017 zum Sanieren des Trinkwassernetzes ging man von einem Projektgesamtvolumen von 9,4 Millionen Euro aus.

Stadtrat Michael Schulz (CDU) hat Werkleiter Haag noch vor der Gemeinderatssitzung am Donnerstag gebeten, in der Sitzung abends Auskunft zu erteilen: "Ob dies Auswirkungen hat, kann erst beurteilt werden, wenn man die vollständige Sachlage kennt. Klar ist aber, dass die Sicherstellung einer dauerhaft guten Trinkwasserversorgung höchste Priorität – auch finanziell – hat."

Peter Stumpf (AGL) meint auch: "Das kann mit Sicherheit nicht aus dem Stegreif beantwortet werden. Das muss man gründlich untersuchen. Insofern kann zum jetzigen Zeitpunkt auch nichts über weitere Kosten gesagt werden." Die Versorgung der Bürger mit hochwertigem Trinkwasser habe sehr hohe Priorität. Stumpf: "Ziel muss sein, dass die bisher bereitgestellte Qualität unseres Wassers wieder erreicht wird ohne dauerhaft zu chloren." Und Jan-Peter Röderer (SPD) ergänzt: "Wir sind stolz auf unsere Quellen und deren Wasserqualität, von der beispielsweise Heidelberger nur träumen können. Deshalb müssen wir auch alles dafür tun, dass die Qualität erhalten bleibt. Das Projekt 2025 tut genau das." 

Sommerdürre führt zum Verlust der Filterwirkung des Erdbodens – auch im Odenwald.
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