Virtueller Feiertagsausflug ins Stadtmuseum
Die ständigen Sammlungen Eberbacher Heimatgeschichte sind jetzt virtuell erfahrbar.

Von Felix Hüll
Eberbach. Sie haben über Weihnachten Besuch und wollen ihm Eberbach zeigen, wollen aber coronabedingt vorsichtig sein? Wie wär’s nach einem Spaziergang an der frischen Luft mit viel Abstand noch mit einem Besuch im Stadtmuseum? Drinnen? Und an den Feiertagen? Doch, das geht: seit Neuestem gibt’s den virtuellen Museumsbesuch auch für Eberbach im Netz; und wenn Besuche tatsächlich wieder möglich sind, kann man eine Audioguide-Tour durchs Haus mit dem eigenen Smartphone machen – QR-Codes gestatten das jetzt.

Dr. Sigrun Paas-Zeidler ist Vorsitzende des Museumsvereins. Sie erläutert, wie es zur virtuellen Museumsführung kam: "Die Idee war, dass jeder mit dem eigenen Handy durch das Museum gehen kann und keine umständlichen und personal-intensiven Hygienemaßnahmen wie Desinfizieren von Kopfhörern und Abspielgeräten notwendig sind."
Widriger Umstände wegen ist das Eberbacher Stadtmuseum gerade jetzt über Weihnachten und Neujahr geschlossen. Aber mithilfe eines Tonstudios und eines professionellen Sprechers hat Paas, einen rund eineinhalbstündigen 45-Stationen-Rundgang durch die ständige Ausstellung zur Eberbacher Stadtgeschichte zusammengestellt.
Die sollte man sich auch ansehen, wenn man glaubt, die Exponate auf den Stockwerken des ehemaligen Eberbacher Rathauses am Alten Markt längst zu kennen. Die virtuelle Museumsführung geht durch die ständige Schausammlung. Die jeweils wechselnden Sonderausstellungen sind nicht mit einbezogen wie etwa aktuell "Künstlerinnen des 19. und 20. Jahrhunderts unterwegs im Odenwald".
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Wie in Wirklichkeit fängt der Rundgang erst einmal draußen vor der Museumstür an. Wer auf das 1822/23 im "Weinbrenner-Stil" erbaute Gebäude zugeht, hat die klassizistische Fassade des (inzwischen alten) damaligen Eberbacher Rathauses vor sich. Was man von außen aber noch nicht sieht, jedoch mithilfe der App bzw. dem QR-Code vor Ort geliefert bekommt ist ein erster Blick in die Vergangenheit, auf den Vorgängerbau an dieser Stelle und die Bewandtnis damit. Die Texte sind kurz und informativ gehalten, sodass sich auch die "Hühnerkralle"-Generation auf diesen Museumsbesuch einlassen kann.
Mit dem gekrümmten Finger auf dem IPhone-Display lässt sich die virtuelle Führung im Gebäudeinneren bis hinauf bis in die Waldabteilung und zum vorletzten Wolf im Odenwald verfolgen – 1866 erlegt, danach präpariert. Und hier bis heute ausgestellt. Mithilfe der Scan-Funktion der Smartphones verbindet der jeweilige QR-Code an jeder der 45 nummerierten Stationen zu Bild und Text sowie zur Wiedergabe der Tondatei. Man kann beim Zuhören mitlesen und ein oder mehrere Fotos dazu ansehen. Ist man einmal in der Führung, kann man sich auch von Station zu Station mit den Pfeiltasten am oberen Ende der Bildschirmdarstellung vorwärts und rückwärts bewegen. Um den Text zu hören, drückt man links oben auf das Dreiecksymbol im Tondatei-Laufzeitbalken.
Die Texte spricht der Münchener Schauspieler Stefan Hunstein. Als Sigrun Paas ein Tonstudio dafür suchte, war coronafolgenbedingt innerhalb des vorgegebenen Zeitraums keines frei. Paas konnte jedoch einen Musiker, der sonst nur Musik aufnimmt, dafür gewinnen, sein Tonstudio und seine Mitarbeit zur Verfügung zu stellen.
Zeitdruck entstand dadurch, dass die Fördermittel für das Virtuelle-Museumsführung-Projekt im Rahmen des Bundesprogramms "Neustart Kultur" nur befristet vergeben wurden.
Weil aber eine Verlängerungsfrist bis 31. Dezember gewährt wurde, konnte die Führung doch fertiggestellt werden. Die Kosten tragen neben Neustart Kultur der Deutsche Verband für Archäologie und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie Eberbachs Museumsverein.
Paas: "Natürlich kann man nicht jedes Objekt im Museum besprechen, aber ich denke, dass für jede Abteilung die wichtigsten Informationen gegeben werden und vielleicht die Besucher zu tieferem Interesse und Verständnis angeregt und neugierig werden. Und das Beste ist, dass man die Führung auch zu Hause noch mal hören, die Fotos betrachten oder den Text lesen kann."
Info: Die virtuelle Museumsführung ist abrufbar unter dem Link https://museum-eberbach-qr.de/de/station/1/