Petition zu mehr Sicherheit am Bahnhof Eberbach gestartet
Der tragische Unfalltod des Kindes im Juli 2024 macht weiterhin betroffen. Das Unglück soll nicht sinnlos gewesen sein.

Von Carmen Oesterreich
Eberbach. Auch nach der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) zum tragischen Unfalltod eines fünf Jahre alten Jungen im vergangenen Juli gibt es keinerlei Aussagen der Deutschen Bahn, dass sie die Sicherheit am Bahnhof Eberbach verbessern werde. Zunächst werde der Untersuchungsbericht der BEU "gründlich ausgewertet", erklärt eine Sprecherin des verantwortlichen Unternehmens.
Die einzigen Maßnahmen direkt nach dem Unfall waren lediglich das Nachziehen einer verblassten weißen Linie und das Versehen der Schilder mit zusätzlichem Text. "Darüber hinaus haben wir betrieblich sichergestellt, dass bis auf Weiteres keine Zugdurchfahrten auf den Gleisen 3 und 4 erfolgen", so die Sprecherin.
Vor noch gar nicht langer Zeit, Mitte Mai, hat laut Jan-Peter Röderer, SPD-Mitglied des Landtags, die Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Baden-Württemberg, Dr. Clarissa Freundorfer, seine "Forderung nach einer physischen Barriere in Form von Bügeln oder ähnlichem" erneut "als nicht nötig abgelehnt".
Weil die Deutsche Bahn bisher nicht handelt, die Sicherheit am Bahnhof Eberbach aber erhöht werden müsse, hat die gebürtige Eberbacherin G. Johanna Seibert-Graf jetzt eine Petition mit dem Anliegen "Mehr Sicherheit für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Bahnhof Eberbach" gestartet.
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Weiterhin hohes Unglücksrisiko
Nachdem sie dort das Problem mit der gefährlichen Schiebeschranke, die für Gleisquerende zur Falle werden kann, beschrieben hat, schreibt sie: "Es ist erschütternd festzustellen, dass der tödliche Unfall eines Fünfjährigen, der in diese Situation geraten war, die Bahn nicht zum Einlenken bewegt und sicherheitstechnisch wirkungsvoll nachrüstet. Es macht fassungslos zu lesen, dass dieses veraltete Absperrgitter sogar Bestandsschutz genießt. Die Bahn kann sich demzufolge im Recht wissen, wenn sie die geschilderte Gefahrenstelle im Eberbacher Bahnhof nicht entschärft. Wir wollen als Eltern nicht zur Tagesordnung übergehen. Wir wollen ernst genommen werden. Wir schätzen das Unglücksrisiko an dieser Stelle trotz der bahnseitig vorgenommenen optischen Gefahrenhinweise an Gleis drei und vier immer noch hoch ein. Für Kinder und Erwachsene. Insbesondere für Kinder, die sich oft spontan verhalten gegen alle Vorsichtsregeln. Das kann uns nicht gleichgültig sein. Wir bitten daher die Verantwortlichen bei der Bahn darum, sich nicht auf ihre Rechtssicherheit zurückzuziehen, sondern darum, die Risiken an dieser Stelle zu erkennen und neu zu bewerten und geeignete bauliche Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko zu verringern."
Jede Person – auch Minderjährige – kann die Petition unterzeichnen. Dadurch kann der öffentliche Druck, mehr Sicherheit an den Bahngleisen am Bahnhof Eberbach zu schaffen, erhöht werden.
Es gibt gute Sicherheitstechnik
Seibert-Graf kennt einige Bahnhöfe in Baden-Württemberg und weiß, dass in Eberbach "mehr" geht: "Die Bahnhöfe sind sicherheitstechnisch sehr unterschiedlich ausgestattet. Manche richtig gut und umsichtig, manche, darunter diese Stelle in Eberbach, notdürftig und veraltet."
So hat auch der Bahnbetriebsunfallermittler der Bundespolizeiinspektion Karlsruhe festgestellt, dass der Reisendenübergang aus den 1970er-Jahren, auf dem der kleine Junge von einem durchfahren Güterzug erfasst und tödlich verletzt worden ist, im Hinblick auf heutige Anforderungen und Sicherheitsbestimmungen "nicht mehr als zeitgemäß anzusehen" ist.
Die Gefahr besteht weiterhin. "Das spätere Nachziehen der an den Bahnsteigen vorhandenen Sicherheitslinien war als Schutzmechanismus nicht ausreichend, da hierdurch die vorliegenden Gefahren nicht ausgeschlossen werden konnten", zitiert eine Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Bundespolizeiinspektion Karlsruhe auf Anfrage dieser Zeitung die Bewertung des Ermittlers.
Wie der Untersuchungsbericht der BEU ist diese in der Vergangenheitsform geschrieben, weil die Untersuchung, beziehungsweise die Ermittlung, abgeschlossen ist und sich die Bewertung auf den Zeitpunkt dieser Ermittlung bezieht.
So heißt es in der Antwort auf unsere Anfrage weiter: "Die Bundespolizei erachtete eine so genannte Reisendenwarnanlage – wie sie bereits an vielen Bahnhöfen vorhanden ist – auch für den Bahnhof Eberbach als polizeifachlich dringend geboten.
Diese Sicherheitsempfehlung wurde dem zuständigen Eisenbahnbundesamt in Dringlichkeit vorgelegt, da der betroffene Übergang zum Gleis 5 täglich von einer sehr hohen Anzahl von Reisenden – unter anderem Schülern – frequentiert ist." Auch hier wird betont, dass die Gefahr erst einmal dadurch gebannt ist, dass "im Bereich der Gefahrenstelle auf den Gleisen 3 und 4 aufgrund der genannten bestehenden Sicherheitsmängel bis auf Weiteres kein Bahnverkehr" stattfindet.
Weil viele Eberbacher Bürgerinnen Bürger tief betroffen von dem Unglück sind und dieses wenigstens nicht sinnlos gewesen sein soll, fordert G. Johanna Seibert-Graf nun geeignete Maßnahmen für mehr Sicherheit am Bahnhof und hofft, durch die Petition viele Unterstützerinnen und Unterstützer dafür zu finden.
Der Link zur Petition: https://www.change.org