Nur eine Jüdin entkam der Deportation nach Gurs
Stadtarchiv und Generallandesarchiv unterstützten Recherchen

Eberbach. (rho) Ein Leben blieb zurück, eine Eberbacher Jüdin wurde nicht deportiert. Siebzehn Juden wurden am 22. Oktober 1940 auf dem Alten Markt vor dem Rathaus zusammengetrieben, um nach Frankreich deportiert zu werden. Aber sie waren nicht alle aus Eberbach, wie bislang angenommen.
Bei den Recherchen für den Eberbacher Beitrag zum 80. Jahrestag der "Judenaktion" wurden Namenslisten beim Eberbacher Stadtarchiv und Generallandesarchiv Karlsruhe angefragt. Es galt, die Deportierten aus der Anonymität zu holen. Die Liste aus Eberbach, aufgespürt von Stadtarchivar Dr. Marius Golgath, ist siebzehn Namen lang. Im Generallandesarchiv Karlsruhe arbeitet Dr. Martin Stingl die Geschichte der deportierten badischen Juden auf. Seine Liste hat einen Namen weniger.
Hintergrund
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Der Name Henny Wieprecht geborene Deichmann steht auf der Eberbacher Liste, nicht jedoch im Landesarchiv. Wieprecht ist nicht als jüdischer Eberbacher Familienname bekannt. Da war etwas zu klären.
Eberbachs Stadtarchivar nahm dankenswerterweise die Spur auf. Henny Wieprecht wurde nicht deportiert, fand Golgath heraus. Sie lebte bis 1946 weiter in Eberbach, starb im Bezirkskrankenhaus am Scheuerberg. Ihr Leben rettete, dass sie mit einem "Arier" verheiratet war.
Es waren also sechzehn Eberbacher Juden am 22. Oktober 1940. Julchen David aus dem benachbarten Zwingenberg war die bedauerliche Siebzehnte, die auf den Transport nach Südfrankreich getrieben wurde. Ein Ökumenisches Gedenken findet heute, Donnerstag 22. Oktober, ab 17 Uhr am Gedenkstein in der Zwingerstraße (neben dem Spielplatz) statt. Dabei werden auch die Namen der Juden verlesen, die damals aus Eberbach deportiert wurden. Vor 15 Jahren gestalteten Mitglieder der Evangelischen Jugend zwei gleiche Steine aus Odenwälder Sandstein, von denen einer an der zentralen Gedenkstätte in Neckarzimmern und der andere in der Zwingerstraße aufgestellt wurde.



