Eberbach

Neues Hallenbad soll bis 2025 stehen

Fast neun Millionen Euro soll der Bau kosten. Der erster Entwurf sieht engere Verzahnung mit dem Freibad vor.

21.05.2021 UPDATE: 22.05.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 1 Sekunde
Der Eingang zentral mit großer Terrasse aufs Freibad zu, links im Schwung des Bogens ein Kiosk, das neue Hallenbad rechts davon mit Blick auf Freibad und Neckar: So sieht der erste Entwurf aus, den das Planungsbüro PBR für ein neues Hallenbad vorgestellt hat. Grafik: PBR

Von Christofer Menges

Eberbach. Das fast 50 Jahre alte Hallenbad in der Au soll abgerissen werden. Stattdessen soll daneben mit neuem Konzept, direkt am Freibad, bis 2025 ein neues gebaut werden. Das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag beschlossen.

Bürgermeister Peter Reichert bezeichnete das Hallenbad als wichtige Einrichtung für Schulen, Vereine, Menschen, Gesundheitsvorsorge und den Erhalt einer hohen Lebensqualität in Eberbach. Kritik und Zweifel an der Notwendigkeit eines Neubaus hatten dagegen Dietmar Polzin und Peter Wessely (beide Freie Wähler). Doch gegen die Stimmen der beiden entschied sich der Rat mit großer Mehrheit dafür, den Neubau in Angriff nehmen zu wollen. Bis Herbst dieses Jahres muss bereits die Planung stehen, damit ein Zuschuss des Bundes über drei Millionen Euro beantragt werden kann.

Einen ersten Entwurf stellten Swetlana Kaiser und Christina Seiters vom Planungsbüro PBR vor. Das bislang neben dem Freibad platzierte alte Hallenbad und der bisherige Eingangsbereich mit den Umkleiden des Freibads sollen demnach abgerissen werden. Das neue Hallenbad wird in einem bogenförmigen Schwung zum Neckar hin mit mehreren abgestuften Terrassen vor das Freibad gebaut, in etwa da, wo jetzt die Freibadumkleiden stehen.

Dabei wollen die Planerinnen Vielfalt, Einzigartigkeit und Farben der Natur, die Besonderheiten wie Flusslandschaft und Sandstein in der Formensprache aufgreifen. Sie habe in vielen Jahren Schwimmbadbau noch nie so eine tolle Lage gesehen. Aber: "Wir wollen nicht wieder ins Kistige kommen. Nicht wieder quadratisch, praktisch, gut", so Kaiser. Dabei bliebe sogar noch Platz für die seit Jahren immer mal wieder diskutierte zweite Brücke zwischen Bad und DLRG und da, wo bisher das alte Hallenbad stand, auch einiges an Erweiterungsfläche. Das neue Bad soll in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet werden, der Eingang mit Kiosk und Sonnenterrasse nach Westen liegt zentral vorm Freibad, das Gründach soll mit Solarstromanlagen ausgestattet werden. Dabei sollen auch Frei- und Hallenbad enger verzahnt werden: Technik, Umkleiden, "ein Eingang, eine Funktion", so die Planerin.

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Das kostet allerdings auch: Der ersten groben Schätzung zufolge schlägt der Abriss der Freibadumkleiden und des alten Hallenbads mit rund 600 000 Euro zu Buche. Der Neubau käme auf rund acht Millionen Euro. Kämen noch ein Multifunktions- und ein Kinderbecken dazu, würde der Bau noch einmal rund eine Million teurer. Für die Stadt, die zusammen mit den Städtischen Diensten mit rund 25 Millionen Euro in der Kreide steht, ein ordentlicher Batzen. Zur Finanzierung würde ein weiterer Kredit über vier Millionen Euro benötigt. Rund 13 Millionen liegen derzeit als liquide Mittel in der Stadtkasse. Davon ist aber ein Teil schon für andere Projekte verplant.

Ein "toller Entwurf", sagte auch Freie-Wähler-Stadtrat Dietmar Polzin, äußerte aber massiv Bedenken zu dem Projekt, über das bereits in etlichen Sitzungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Ratsgremien beraten worden ist. "Es ist nicht unser Geld, das wir hier ausgeben!" Das Eberbacher Hallenbad leide seit Jahren unter Besucherschwund. Die Auslastung sei weit unterdurchschnittlich. Letztlich seien es nur 400 Bürger, die das Bad regelmäßig nutzten. "Aber 14.367 Zahlende!", rechnete der Betriebswirtschaftsprofessor vor und regte nach wie vor eine Kooperation mit der Katzenbuckel-Therme in Waldbrunn an. Den Bürgern zu vermitteln, dass das Hallenbad zugemacht werde, sei die weit schwierigere Entscheidung als ein neues zu bauen. Zumal nicht klar sei, wo bei anderen Aufgaben der Stadt eingespart werden könne. Mit Bau- und Betriebskosten, abzüglich der Kosten für die ohnehin fällige Freibadrenovierung, verpflichte sich die Stadt über 30 Jahre auf eine Summe von 13 Millionen Euro. Preissteigerungen, momentan ein großes Problem im Bau, seien nicht eingeplant. "Einen Puffer haben wir nicht!", sagte Polzin. Und noch sei auch ungeklärt, ob die Kommunalaufsicht mitspiele. "Ein Ersatzneubau ist für mich nicht zwingend", so Polzin.

Alle möglichen Modelle seien durchgespielt worden, auch mit Waldbrunn, erwiderte Georg Hellmuth (CDU), eine Sanierung keine Option. Der Entwurf werde die städtebauliche Qualität in dem Gebiet "auf ganz tolle Weise verstärken", lobte der Architekt. Die bogenförmige Umrandung werte auch das Freibad enorm auf. Der Neubau sei auch ein Schritt Richtung Zukunftsfähigkeit und Attraktivität der Stadt.

Eine Kooperation mit Waldbrunn sah Peter Stumpf (AGL) als nicht praktikabel an. Dort fehle es schon für den Schwimmunterricht an Kapazität. Es bestehe aber zunehmend auch Bedarf für Fitnesskurse. Einsparpotenzial sah er darin, dass man eventuell auf einen Sprungturm verzichten könne. "Wir müssen nicht unbedingt ein neues Bad haben, aber wir sollten ein neues Bad haben – für die Attraktivität und weil es finanzierbar ist", sagte Stumpf, "es ist ja nicht so, dass wir am Hungertuch nagen!". Für die liquiden Mittel würden derzeit Negativzinsengezahlt.

Auch Jan-Peter Röderer sah den Neubau , nachdem sich viele dafür eingesetzt hätten, den Zuschuss an Land zu ziehen, als "gerechtfertigt" an. Der Weg sei nicht leicht, aber gangbar, vertrat Michael Reinig (Freie Wähler) eine andere Position als seine Fraktionskollegen Polzin und Wessely. Nun gilt’s: Im Herbst müssen die Pläne so weit stehen, dass der Zuschussantrag eingereicht werden kann.

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