Eberbach: Krauth Technology will mit Großauftrag für Maut-Terminal-Automaten wachsen
Der Großauftrag füllt die Auftragsbücher bis ins Jahr 2018 und hat ein Volumen von über 12 Millionen Euro

Aus diesem kleinen Maut-Kassenautomatenbestandteil Drucker erwuchs Krauth Technology der bisher größte Auftrag der Firmengeschichte, freuen sich (v.l.) Gerd Neureuter, Projektleiter Christian Mehn und Kai Horn. Foto: Felix Hüll
Von Felix Hüll
Eberbach/Berlin. Stolz wie Bolle erzählt Kai Horn die Geschichte des TollCollect-Auftrages des Eberbacher Unternehmens Krauth Technology. Sie hat als Versuch begonnen, in einem bundesweit aktiven Unternehmen ein Zulieferprodukt unterzubringen. Und dann wuchs das Ganze an zum größten Auftrag der bisherigen Firmengeschichte.
Bis ins Jahr 2018 hinein füllt dies die Auftragsbücher. Hinzu kommen weitere Zuschläge für die jetzt 140 Personen beschäftigende Firma. Zu Jahresanfang ist sie von einer chinesischen Holding übernommen worden. Die deutsche Geschäftsführung geht seither immer wieder mit Wachstumsplänen an die Öffentlichkeit. Der jetzt erhaltene Auftrag hat ein Volumen von über 12 Millionen Euro. Damit bekam Krauth Technology vom Konsortium TellCollect den Zuschlag für die Produktion und Lieferung von bis zu 1600 Automaten des künftigen Lkw-Mautsystems. Wie bereits berichtet sollen die Geräte deutschlandweit an den Mautstellen das bisherige Terminalnetz ersetzen.
Am Anfang stand ein kleiner Drucker. Das Modul ist eine Eigenentwicklung, die Eberbachs Geschäftsleitung gern als einer der Zulieferer in dem ausgeschriebenen Verkehrsprojekt unterbringen wollte. Im mehrstufigen Auswahlverfahren stellte sich heraus, dass die Eberbacher Entwicklung erst in die Anforderungsliste des Auftrags auch für andere Mitbewerber aufgenommen wurde, bis nach und nach Krauth Technology als Anbieter des gesamten Kassenautomaten-Terminals samt Software und Systembetreuung mit im Rennen war.
Neun Monate dauerte das Verfahren, bis alles unter Dach und Fach war. Geschäftsführer Horn: "Für uns ist dies wirklich eine Auszeichnung." Krauth Technology erhielt als Mittelständler den Auftrag für ein Projekt, das im Vorläufer-Mautsystem für die Autobahnen noch für 31 Millionen Euro an die Unternehmen NCR und die Höft & Wessel AG gegangen war. Nachdem bei der Lkw-Maut Großunternehmen wie Siemens und ein Daimler-Tochterunternehmen mit im Rennen waren und nun ein damit nicht vergleichbarer Mittelständler seine Chance erhält, scheint für die Auftraggeber mit den Ausschlag gegeben zu haben, dass ein derartiger Auftragnehmer schon allein aus Prestigegründen alles daran setzt, seinen Kunden mit seiner Leistung zufrieden zu stellen. Für größere Mitbewerber handelt es sich eher schon um "Routineaufträge".
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Während die Mitbewerber ihre Produkte in Berlin mit Folien präsentierten, stellten die Eberbacher dem potenziellen Kunden gleich fertige Musteranlagen hin.
Der Mitte der 50er Jahre von Düsseldorf nach Eberbach gekommene Apparatebaubetrieb geriet 2008 in Insolvenz. Er wurde als Teil der Nußbaumgruppe weiter geführt und als Ticketing-Systemhersteller 2015 an die DuTech Holdings Ltd. aus Shanghai verkauft. Die Geschäftsführung haben Wenkun Chen, Hailong Zhu und operativ in Deutschland Gerd Neureuter und Kai Horn.
Beim Tag der offenen Tür aus Anlass des 90-jährigen Firmenbestehens Anfang Juni präsentierte sich das neu aufgestellte Unternehmen als Anbieter, der auch zu größeren Stückzahlen als bisher in der Lage ist. Für den TollCollect-Auftrag mit bis zu 60 Automaten pro Woche Produktionskapazität nutzt Krauth Eberbach die Leistungsfähigkeit von DTMT. Die Deutsche Mechatronics GmbH verfügt im nordrhein-westfälischen Mechernich über ein Stammwerk mit 350 Mitarbeitern und 70.000 Quadratmetern Betriebsfläche (Eberbach hat rund 19.000 Quadratmeter Produktionsfläche).
In Eberbach bleiben Projektleitung und Auftragsmanagement, aber die Gesamtgruppe ermöglichst es Krauth, neben dem ebenfalls dieses Jahr an Land gezogenen 7,6 Millionen Auftrag der "Wiener Linien GmbH & Co KG" auch TollCollect mit zu übernehmen.
Mittelfristig ist an einen Erweiterungsbau zur Herstellungshalle gedacht, kurzfristig sollen für das angesichts der größeren Aufträge erforderliche Qualitätsmanagement neue Bürocontainer neben den bestehenden Ergänzungsbauten an der Itter aufgestellt werden.
Und damit nicht genug: Seit August betreut Robert Szymanski von Eberbach aus die auf Polen ausgedehnten Aktivitäten von Krauth: ein erster 500.000- Euro Auftrag wurde mit dem regionalen Verkehrsunternehmen Newag in Oberschlesien und Kleinpolen vereinbart.
Geschäftsführer Horn: "Mir ist wichtig, dass wir beides - kleine Serie wie große Stückzahl - können."



