Eberbach: Jagdpächter erhalten neue Verträge

Stadt erhofft sich von der Neufassung um 15 000 Euro höhere Einnahmen und eine Verringerung der Schäden durch Wild im Wald

24.02.2017 UPDATE: 25.02.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 34 Sekunden

Bei einer Drückjagd Ende November am Itterberg ehren die Jäger das erlegte Wild. Für die Jäger wird die Jagd durch die Erhöhung der Jagdpachtpreise teurer, die Stadt nimmt mehr ein. Am Itterberg steigt die Pacht beispielsweise von 15 000 auf 22 000 Euro. Foto: Hajo Eckert

Von Christofer Menges

Eberbach. Schälschäden im Stadtwald, neues Rotwildkonzept, Streit um den Gutachter und die Vergabe der Jagdpachtverträge: Um die Neuverpachtung der Jagdbezirke der Stadt Eberbach wurde vor und hinter den Kulissen über Wochen und Monate gerungen. Am Montag verabschiedete der Gemeinderat die Neufassung der Verträge, nach denen von April an die sieben Eberbacher Jagdbezirke verpachtet werden sollen. Die bisherigen Jagdpächter sollen nun aufgefordert werden, ob sie die neuen Verträge innerhalb einer Frist von 14 Tagen annehmen wollen oder nicht. Andernfalls werden die Bezirke ausgeschrieben oder nach einer anderen Möglichkeit zur Bejagung gesucht.

Das monatelange Ringen setzte sich auch in der Sitzung des Gemeinderats am Montag fort. Die AGL hatte noch einige Änderungswünsche, unter anderem zur Wildschadensverhütung. Auch die Freien Wähler brachten noch einen Antrag zu den Abschusszahlen ein. Dadurch zog sich das Verfahren in die Länge, gut eine Stunde wurde debattiert und an Formulierungen gefeilt, zwischendrin musste eine fünfminütige Pause eingelegt werden, um Details zu klären. Betroffen davon waren auch die Zuhörer, von denen etliche auf die Entscheidung zum Kunstrasenplatz in der Au warteten.

Letztlich wurde die Neufassung der Verträge mit 18 Ja gegen vier Nein-Stimmen der AGL beschlossen. Insgesamt verspricht sich die Stadt dadurch Mehreinnahmen von 15.000 Euro gegenüber den bisherigen Pachtpreisen. Die Jagdhütten werden noch mal extra berechnet. Den 80.000 Euro Jagdpacht gegenüber stehen die Schäden, die durch das Wild im Wald entstehen. Die Schälschäden durch Rotwild an Fichten im Eberbacher Stadtwald schätzt Forstbezirksleiter Manfred Robens - wenn auch nur grob - auf 170.000 Euro im Jahr. Das neue Rotwildkonzept, mit dem die Schäden eingedämmt werden sollen, ist für Gretengrund, Itterberg, Imberg und Lautenbach Bestandteil der Verträge. Ob das Konzept greift, soll nach sechs Jahren neu bewertet werden. Die Jagdpachtverträge laufen über acht Jahre.

Kritik übte die AGL: Ihr sind die Verträge zu pächterfreundlich. Dabei kritisierte sie auch, dass der Bürgermeister die Preise des Gutachters noch einmal überarbeitet und nach Kriterien bewertet hatte, die vorher nicht oder anders in die Bewertung eingeflossen waren. Die Alternativgrünen hatten zuvor schon den nichtöffentlich gefassten Beschluss kritisiert, die Bezirke zunächst den bisherigen Pächtern anzubieten. Stattdessen hatten sie eine öffentliche Ausschreibung gefordert.

Das Verfahren sei von "zahlreichen Versuchen der Jagdausübenden" geprägt gewesen, auf die Entscheidungsträger einzuwirken, sagte Peter Stumpf. Er sei überrascht gewesen, wie gut manche Jäger über nichtöffentlich im Gemeinderat diskutierte Themen informiert gewesen seien und anhand dieser Informationen versucht hätten, Einfluss zu nehmen. "Das ist Lobbyismus pur", so Stumpf und kam zu dem Ergebnis: "Pachtpreise, die deutlich die Preise eines seriösen Gutachtens unterschreiten, sind nicht im Interesse der Stadt und ihrer Bürger." Schließlich entgingen der Stadt dadurch rund 10.000 Euro.

Er habe die Änderungen auf nachvollziehbarer Grundlage vorgenommen, sagte Bürgermeister Peter Reichert. Unter anderem ließ er dabei den Anteil von Wald, Feld und Wasser im jeweiligen Bezirk einfließen. Die Seriosität des Gutachtens hatten vorher wiederum andere angezweifelt. Die CDU hatte nach der Vorstellung des Gutachtens im Gemeinderat unterstellt, dass darin Spekulationen statt Fakten eingeflossen seien und versucht worden sei, den Eindruck eines Konsenses zu erwecken, den es nicht gebe. Deshalb hatte sie im Dezember einen Antrag gestellt, der darauf abzielte, die weitere Zusammenarbeit mit Gutachter Niels Hahn zu beenden. Auch in den Haushaltsreden der Fraktionen kurz vor Weihnachten kam das Thema zur Sprache: "Ein Gutachten, welches sogenannte Verflechtungen oder Vernetzungen innerhalb des Gemeinderats mit den Jagdpächtern anzeigt, kann unseres Erachtens weder glaubwürdig noch neutral sein und stellt sich durch solche hanebüchenen Bewertungen selbst ad absurdum", wetterte beispielsweise Rolf Schieck. Dabei kenne der Gutachter die Handelnden im Rat gar nicht.

Anlass war eine Feststellung auf Seite 6 des Gutachtens: "Die aktuellen Jagdpächter sind überwiegend Geschäftsleute, die in der Region und mit Entscheidungsträgern der Stadt Eberbach vernetzt sind." Dies führe zu Abhängigkeiten, die über die Bewirtschaftung der gepachteten Jagdreviere hinausgingen und mache unvoreingenommene Betrachtungen und nüchterne Analysen schwierig. Wie unvoreingenommen und nüchtern die Entscheidung nun gefallen ist, lässt sich von außen im Nachhinein immer nur schwer feststellen. Gefallen ist sie. "Es war eine schwere Geburt", sagte Bürgermeister Reichert.

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