Eberbach: Flüchtlinge sagen "Danke Deutschland" für ihre Aufnahme

Alte Menschen genießen in der arabischen Welt großen Respekt - Syrische Familien singen arabische Lieder im Lebensrad

01.02.2015 UPDATE: 02.02.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

Von "Aldonea" bis "Bruder Jakob": Drei in Lindach wohnende syrische Flüchtlingsfamilien singen als Dankeschön für ihre Aufnahme für die Senioren im Lebensrad. Foto: Nolten-Casado

Von Barbara Nolten-Casado

Eberbach. "Salam Aleikum" - Friede sei mit euch - hieß es am Freitagnachmittag im Eberbacher Pflegeheim "Lebensrad". Drei syrische Familien aus der Lindacher Flüchtlingsunterkunft "Schiff" brachten den Bewohnern ein Ständchen mit arabischen Liedern aus ihrer Heimat dar

Vor ein paar Wochen hatte Familienvater Tarek Maktari die Senioreneinrichtung kennengelernt. Damals hatte er den im Lindacher "Schiff" engagierten Eberbacher Wolfgang Court bei einer Tour zum Einsammeln von Spenden für die Flüchtlinge begleitet. Als Court am Lebensrad anhielt, wo er sich ebenfalls regelmäßig ehrenamtlich nützlich macht, um dort etwas zu erledigen, fragte Tarek erstaunt nach dem Zweck des Hauses. Court informierte ihn über die Arbeit von Altenheimen. Solche Einrichtungen waren dem Syrer aus seiner Heimat unbekannt. Tarek, der dank guter Englischkenntnisse auch als Dolmetscher für seine Landsleute fungiert, habe sich sehr beeindruckt vom Gesehenen gezeigt, so Court.

Auf der Rückfahrt nach Lindach habe Tarek Maktari dann den Gedanken geäußert, den alten Menschen, die in der arabischen Welt großen Respekt genießen, stellvertretend für die übrige Bevölkerung eine Freude zu machen, vielleicht mit den Kindern etwas für sie zu singen - als kleines Dankeschön für die Aufnahme in Deutschland.

Court brachte Heimleiterin Doris Popp die Idee vor. Die habe freudig zugestimmt, gingen doch auch aus ihrem Haus des öfteren Spenden an Courts private Flüchtlingshilfsaktionen.

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So kam es, dass drei syrische Familien am Freitag an Tischen im Foyer des Hauses Lebensrad mit Kaffe und Saft, Kuchen und Süßigkeiten bewirtet wurden, bevor das Publikum, begleitet von Pflegerinnen oder Angehörigen, seine Plätze einnahm.

Die Menschen seien zum Teil mehr als ein Jahr auf der Flucht vor dem Krieg in ihrer Heimat gewesen, bevor sie in Deutschland ankamen, berichtete Court dem Publikum. Da sie erst seit wenigen Monaten hier seien, könnten sie noch nicht auf Deutsch zu ihren Zuhörern sprechen. So sagte Tarek auf Arabisch, was ihn bewegte, Court verlas im Anschluss die deutsche Übersetzung.

"Uns ist bewusst, dass Sie aus einer Generation stammen, die das Leid und die Schrecken des Krieges miterlebt hat", sagt der syrische Vater. "Deshalb haben Sie sicherlich am ehesten Verständnis für unsere Situation als Kriegsflüchtlinge."

Man wisse auch, dass es diese Generation war, die das Land wieder aufgebaut und zu einer starken Nation habe werden lassen, so Maktari, "wir möchten uns stellvertretend bei Ihnen für die offene, warmherzige und großzügige Aufnahme in Ihrer Stadt bedanken."

Dann singen Eltern und Kinder "Aldonea", ein trauriges Lied vom Krieg, "Blaadie", das vom Heimweh nach der Heimat erzählt, und "Mama", ein arabisches Lied zum Muttertag. Und dann noch ein Stückchen, von Qamar, Yazen, Ahmed und Sehad auf Deutsch. Sie haben es in der Zeit gelernt, die sie in der Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge in Karlsruhe verbracht haben, bevor sie nach Eberbach kamen: "Bruder Jakob" trällern die vier Kinder und viele der alten Herrschaften singen kräftig mit. Zum Abschluss und als kleine Geste der Dankbarkeit verteilen die Kinder Rosen an Bewohner, Gäste und Pflegekräfte. Und denen, die der Veranstaltung aus gesundheitlichen Gründen nicht beiwohnen können, bringen Kindergrüppchen, begleitet von Pflegerinnen, eine Blume aufs Zimmer.

Die Senioren sind gerührt. Heimbeiratssprecher Volker Hempel bedankt sich bei den Gästen aus Syrien und lädt sie ein, bald wiederzukommen. "Danke Deutschland", ruft Familienvater Abdel Rahman seinen Gastgebern zu. Die singen "Auf Wiedersehen, bleib nicht so lange fort…" und schwenken dazu ihre Rosen.

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