"Digitales ersetzt nicht das analoge Lernen"
Coronabedingt gestalten sich Barbara Coors’ Abschied von der Volkshochschule und die Schlüsselübergabe "in kleinem Kreis"

Von Barbara Nolten-Casado
Eberbach. Sie ist dann mal weg: Nach über elf Jahren verabschiedete sich Barbara Coors ganz leise und unspektakulär aus ihrem Amt als Leiterin der Volkshochschule (VHS) Eberbach-Neckargemünd.
Eigentlich hätte ein größerer offizieller Akt im Rathaus ihre Arbeit beschließen sollen. Zahlreiche Akteure aus dem Netzwerk, das Coors aufgebaut hat, waren dazu eingeladen: Sponsoren, politische Mandatsträger, Bürgermeister und Gemeinderäte der Mitgliedsgemeinden, Vertreter anderer Volkshochschulen der Region, Mitarbeiter des Arbeitskreises (AK) Integration, Schulleiter der Eberbacher Schulen und viele mehr.
Doch dann kam "Corona" und machte alle Pläne zunichte. So erfolgte der Abschied per Telefon oder E-Mail.
Die symbolische Schlüsselübergabe an Nachfolger Dr. Malte Awolin fand am Freitagmittag vor dem Eingang zur derzeit geschlossenen VHS unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
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Fällt es ihr nicht schwer, nach elf Jahren nun ihren Platz in der VHS zu räumen? "Ich habe all die Jahre viel Herzblut und Liebe in meine Arbeit hineingesteckt. Sie hat mir sehr viel Spaß gemacht", sagt Coors. Doch nun freue sie sich darauf, einen neuen Lebensabschnitt mit "mehr Zeit für Kreativität" zu beginnen. "Jetzt ist erst mal Zeit für eine gewisse Leere, und dann mal schauen, was sich ergibt."
"Es war ein supertoller, vielfältiger Job", blickt Barbara Coors auf ihre Leitungstätigkeit zurück. "Menschen zusammenzubringen", war dabei ihr oberstes Ziel, nicht zuletzt durch die Vernetzung der VHS "mit vielen anderen Team-Playern vor Ort".
Menschen der Region sollten hier einen offenen, sozialen Lernort finden, "wo sie gerne hingehen, ohne Schulangst, wo sie Kontakte knüpfen und neue Perspektiven finden können. Ich glaube, dass ich viel davon realisieren konnte", blickt Coors zufrieden zurück.
Besonders gern wird sie sich an diverse Highlights wie "Sprachenfeste" oder Zumbapartys zurückerinnern, oder an die vielen Kulturreihen im Herbst, die die VHS gemeinsam mit diversen Partnern seit einigen Jahren veranstaltet hat. Und dann die kleinen freudigen Momente, wenn sie beispielsweise der Teilnehmerin eines Deutschkurses im Supermarkt an der Kasse begegnet und feststellt: "Sie hat ihren Weg gemacht."
Für den Weg in die Zukunft sieht Barbara Coors die VHS gut aufgestellt: "Wir haben tolle Dozenten, viele Angebote und jetzt in der Krise einen guten Rückhalt in den Gemeinden." Coors Nachfolger Malte Awolin habe ein gutes Konzept. Sein Schwerpunkt werde auf neuen Angeboten im digitalen Bereich liegen. "Nach elf Jahren ist es gut, wenn da jemand mit neuer Sicht, neuem Schwung und neuen Ideen kommt." Welche Folgen sieht Coors in der gegenwärtigen Krise für die VHS? "Eine zunehmende Digitalisierung", ist sie überzeugt. "Vielleicht wird manchem aber auch bewusst, wie sehr ihm soziale Kontakte fehlen. Ich glaube deshalb, dass das digitale Lernen das analoge nicht ersetzen wird."
Was gibt sie ihrem Nachfolger mit auf dem Weg, der sich bereits vier Wochen lang in seine Aufgaben an der VHS eingearbeitet hat? "Netzwerken, mutig sein, Neues ausprobieren und Vertrauen haben in die Menschen, die Volkshochschule machen", sagt die scheidende Leiterin. "Man muss die Zeiten nehmen wie sie sind", stellt Malte Awolin sich den Herausforderungen in diesen schwierigen Tagen. Solange die VHS wegen der Corona-Krise geschlossen ist, will er mit seinem Team "die Zeit danach" vorbereiten.
Und Barbara Coors? Ihre geplante dreimonatige Auszeit in Frankreich muss nun erst einmal ausfallen. "Da gehe ich halt im Odenwald spazieren", sagt sie ein wenig resigniert. Am 1. Juli tritt sie dann eine halbe Stelle bei der Badischen Landeskirche mit Arbeitsplatz in Eberbach an. Dort wird sie für die Ehrenamtlichenarbeit in Nordbaden zuständig sein.
Und an der VHS kann man sie künftig als Dozentin erleben, zum Beispiel bei der Frauenakademie.