Am Mountainbike-Paradies wird gearbeitet
Nach einer konstruktiven Diskussionsrunde mit vielen Beteiligten scheint das Projekt mit Single-Trails um Eberbach auf den Weg zu kommen.

Von Christofer Menges
Eberbach. Auf dem Einarmigen Banditen, dem Bock’n’Roll-Trail oder dem Neckarcoaster soll es in den Wäldern um Eberbach künftig auf Mountainbikes über schmal gespurte Pfade ins Tal gehen. Das wünscht sich eine Gruppe von an die 40 aktiven Mountainbikern schon lange. Anfang des Jahres wurde ein Konzept für 16 Strecken rund um Eberbach vorgelegt, verbunden durch einen Rundkurs. Am Donnerstag trafen sich Mountainbiker, Stadtverwaltung, Naturpark Neckartal-Odenwald, Förster, Naturschützer, Jäger, Stadträte und Feuerwehr in großer Runde. Eine Einigung zwischen den vielen Interessengruppen im Wald scheint in Sicht. "Der Ablauf war sehr konstruktiv", sagt Tobias Soldner, Leiter der Eberbacher Tourist-Info. Auch die Mountainbiker sehen ihr Herzensprojekt auf dem Weg: "Ich habe schon das Gefühl, dass das was werden könnte", sagte Sascha Walz nach der Sitzung.
14 Strecken sah der Entwurf, über den diskutiert wurde, noch vor. Davon werden voraussichtlich nicht alle umgesetzt. Es gibt wesentliche Kriterien, die zum Ausschluss führen: In Wildruhezonen, Naturdenkmälern und nachts darf nicht gefahren werden. Aus haftungsrechtlichen Gründen darf es auf den Trails keine sogenannten "atypischen Waldgefahren" geben, also künstlich über ein geringes Maß hinaus angelegte Schanzen, Rampen oder Steilkurven. Auf Wanderwegen darf ebenfalls nicht gefahren werden, Kreuzungen sollen nach Möglichkeit vermieden werden. Privatwald wurde aus der Streckenplanung herausgenommen. Alle Routen sollen durch städtischen oder Landesforst führen. Forst BW hat für die Routen, die durch Staatswald führen, bereits Zustimmung signalisiert.
Alle möglichen Strecken wurden vom Sachverständigen Friedrich Wagner begutachtet und dokumentiert. Am Entwurf weiter gearbeitet. Jetzt steht die Feinarbeit an. Dabei sollen alle Beteiligten fortlaufend einbezogen werden und mitreden können. "Ziel ist, dass alle den gleichen Wissenstand haben und Vertrauen aufgebaut wird", sagt Soldner. Auch für Rettungspunkte und -wege bei möglichen Unfällen sind noch Vorarbeiten nötig.
Erfüllen alle Strecken die Erfordernisse, geht er durch die Mühlen der Bürokratie. Erst soll der Eberbacher Gemeinderat darüber entscheiden, ob bei der Unteren Forstbehörde ein Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung eingereicht wird. Denn nach dem baden-württembergischen Waldgesetz darf im Wald nur auf Wegen, die breiter als zwei Meter sind, mit dem Rad gefahren werden. Die Singletrails der Mountainbiker sind deutlich schmaler. Gibt die Forstbehörde grünes Licht, schaut auch die Naturschutzbehörde noch einmal drauf.
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Einen Zeitplan, wann das mögliche Mountainbiker-Paradies in Eberbach eröffnet werden könnte, gibt es noch nicht. "Ein Ergebnis, das allen Beteiligten gerecht wird, geht nicht von heute auf morgen und nimmt Zeit in Anspruch", sagt Soldner. Doch dass der Gemeinderat nicht zustimmt, scheint eher unwahrscheinlich: Im Haushalt sind bereits 50 000 Euro eingeplant, neben Geld für die Routen selbst, auch für die Beschilderung und Werbung. Auch der Naturpark Neckartal-Odenwald unterstützt das Projekt und hat die Federführung unternommen. Im Naturpark, der seinen Sitz in Eberbach hat, gibt es in Raffael Lutz einen eigenen Projektmanager für Erholungsinfrastruktur und Mountainbiking. Eberbachs Bürgermeister Peter Reichert sitzt im Naturpark-Vorstand.
Was laut Soldner für alle in der Diskussion ein starkes Argument für die Trails war: Mountainbike wird im Wald sowieso gefahren. Dann sei es aber besser, legale, ausgewiesene Strecken zu haben als illegale.
Auch für den Tourismus nach Eberbach versprechen sich einige einen Schub: "Wenn es möglich wäre, so etwas einzurichten, wäre das mit Sicherheit ein touristischer Zugewinn", so der Leiter der Tourist-Info. Mountainbiker Sascha Walz erhofft sich durch die Trails auch eine höhere Strahlkraft der Stadt für junge Leute und nach außen.
Dass es aller Wahrscheinlichkeit diesen Sommer mit der Umsetzung der Trails noch nichts wird, bedauern die Mountainbiker zwar. Sobald es losgehen kann, sind sie aber bereit: "Wir scharren alle schon mit den Hufen", sagt Walz.