"Die 90er gehen, die 00en kommen"
Am heutigen Donnerstagabend werden die HSG-Abiturienten verabschiedet - Luisa, Lena und Andreas erzählen von der Schule und was jetzt ansteht

Drei HSG-Abiturienten erzählen von der Schule und was sie jetzt nach dem Abschluss vorhaben. (v.l.) Luisa Haas, Andreas Stach und Lena Singer. Die Verabschiedung ist heute Abend um 19 Uhr in der Stadthalle. Foto: Martina Birkelbach
Von Martina Birkelbach
Eberbach. "ABIllennium - Die 90er gehen, die 00en kommen": Heute werden die 96 Abiturienten des Hohenstaufen-Gymnasiums verabschiedet. Ein letztes Mal werden sie ab 19 Uhr gemeinsam in der Stadthalle sitzen, und nach der Zeugnisübergabe und dem "inoffiziellen" Teil der Feier noch im Lokal "Zur Neckarbrücke" feiern - und dann ist endgültig Schluss mit Schule.
"Es fühlt sich derzeit noch an wie Ferien", sind sich Luisa Haas, Lena Singer und Andreas Stach einig. So "richtig realisiert", dass für sie nie wieder Schule ist, haben sie das noch nicht. Auch, dass die anschließende Party "die Letzte" des Jahrgangs sein wird, können sich die drei 2017-er-Abiturienten noch nicht richtig vorstellen. "Aber wir freuen uns drauf".
"Komisch wird das sicher schon, wenn man morgens aufwacht, denkt, man hat verschlafen und muss gar nicht in die Schule", sagt Andreas lachend. "Schule war schon ein unkompliziertes Dasein", meint Lena. Man habe jeden Morgen die Freunde getroffen, ohne sich zu verabreden. Vermissen, da sind sich die drei wieder einig, werden sie auf jeden Fall auch "manche Lehrer". Aufgeregt wegen heute Abend sind die drei nicht; "überhaupt nicht". Lena: "Es ist eine schöne Vorfreude. Wir sind aber auch nicht im Organisationsteam für die Veranstaltung, die haben natürlich viel mehr Stress und sind sicher auch aufgeregt, dass irgendwas nicht funktioniert." Alles, was an Abi-Events lief, wurde von den Abiturienten selbst organisiert, etwa der Abicup, Fasching oder eben auch die heutige Verabschiedung. Der letzte Schultag war vor den Pfingstferien; doch die letzten Wochen hatten es noch mal in sich: Abistürmung, Chor- und Tanzproben für die Verabschiedung. "Da war viel los, aber wir haben die Zeit ohne Unterricht trotzdem genossen und ab zu auch mal ausgeschlafen." Luisa, Lena und Andreas schätzen, dass etwa die Hälfte des diesjährigen Jahrgangs ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert oder ins Ausland (work & travel oder Au pair") geht. "Viele machen ein Duales Studium, ein paar eine Ausbildung und die wenigsten gehen an die Uni." Wegen des achtjährigen Gymnasiums sind die Abiturienten noch sehr jung, "einige wenige sind sogar noch 17".
Luisa Haas ist bereits 18 Jahre alt. Die Eberbacherin hat von der Dr.-Weiss-Grundschule ans Hohenstaufen-Gymnasium gewechselt. Ihre Leistungskurse: Bio, Gemeinschaftskunde, Englisch, Mathematik und Deutsch. Ab Oktober wird sie ein dreijähriges Duales Studium "BWL-Industrie" bei "Catalent" beginnen. "Ursprünglich wollte ich an einer Uni studieren. Dann war ich bei einem Schnuppertag an der DHBW in Mosbach und habe die Dualen Studiengänge entdeckt und mich nach Möglichkeiten erkundet", erzählt Luisa. Im vergangenen Sommer hat sie sich beworben. Nach dem Vorstellungsgespräch und dem Einstellungstest kam im Januar die Zusage. Luisa wollte in der Nähe von Eberbach bleiben, und wird vorerst auch weiter bei den Eltern wohnen. Im Dualen Studium sieht sie für sich ganz klare Vorteile: "Es ist abwechslungsreich und mehr praxisorientiert. Sechs Jahre nur Studium an einer Uni wäre nichts für mich." Wenn es möglich ist, würde sie später gerne in der Personalabteilung arbeiten.
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Ihr "Bogy-Praktikum" hat Luisa in der Anwaltskanzlei Jacobi absolviert; bei Catalent hat sie bereits während der Pfingstferien im vergangenen Jahr ein freiwilliges Praktikum gemacht. Ab Oktober wird sie nun drei Jahre meist im dreimonatigen Wechsel - jeweils im Betrieb und an der Mosbacher DHBW - verbringen. Und bis Oktober wird sie noch weiter auf dem Eberbacher Personenschiff (EPS) Kappes bedienen. "Das mache ich seit vergangenem Jahr, zurzeit fast jeden Tag unter der Woche - und es macht mir Spaß."
Die 18-jährige Lena Singer ist ebenfalls von der Dr.-Weiss-Grundschule zum HSG gewechselt. Und sie hat auch die gleichen Leistungskurse wie Freundin Luisa belegt. "Ich habe immer überlegt, was ich machen will und war mir nie sicher. Ich habe über ein Duales Studium an einer Bank nachgedacht und über ein soziales Jahr im Ausland. Vergangenen Sommer wusste ich dann, dass ich doch an einer Uni studieren will." Jetzt hat sie etwa acht Bewerbungen laufen für Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftswissenschaften. "Letzte Woche war die heiße Phase. Am 26. Juni gab’s Zeugnisse, die hat man gebraucht für die Uni-Bewerbungen."
Lenas Bewerbungen gehen bundesweit an Unis, darunter Mainz, München oder Würzburg. "Mein Favorit ist Karlsruhe. Klar ist, dass ich von Zuhause ausziehe." Ob sie irgendwann mal nach dem Studium in das Geschäft der Eltern, "Uhren, Optik, Schmuck Schwandl" einsteigt, ist noch offen. "Ich würde auch gerne hierbleiben, aber ich habe auch Lust, mal das Leben in der Großstadt auszuprobieren." Mitte August sollten Antworten der Unis eintreffen, "dann muss ich auf Wohnungssuche, was noch schwierig werden kann". Ihr Bogy hat Lena bei der Sparkasse absolviert, ein Praktikum bei der Volksbank hat sie auch gemacht. Das Studium interessiert sie, da es nicht nur den wirtschaftlichen, sondern auch den technischen Bereich abdeckt. "Man kann an der Schnittstelle zwischen der Entwicklung des Produkts und im Vertrieb arbeiten, ist also vielseitig einsetzbar."
Am Sonntag geht’s für Lena aber erst mal nach Mallorca, eine Woche mit drei Freundinnen. Dann stehen noch eineinhalb Monate in Mexiko und den USA (Ephrata) an. Dort besucht sie jeweils die Familien von Austauschschülerinnen.
Andreas Stach (18) kam ebenfalls von der Dr.-Weiss-Schule zum HSG. Auch seine Leistungskurse sind, bis auf Sport statt GK, die gleichen wie bei den Damen. Sein Bogy hat er bei der Anwaltskanzlei Haaß absolviert. Sein Plan jetzt: "Ein Maschinenbau- und Elektrotechnik-Studium in Karlsruhe". Vergangene Woche hat er die Bewerbungen abgeschickt. "Ich interessiere mich für Fahrzeugtechnik und würde nach dem Studium gerne in der Industrie arbeiten - bei einer deutschen Automarke und am liebsten bei BMW." Andreas ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und auch gerne mit dem 5er-BMW seines Vaters auf Tour.
Ursprünglich wollte er Pilot werden. "Aber da gab es kürzlich eine Reform bei den Ausbildungen. Es gibt in Deutschland keine Fluggesellschaft mehr, die Azubis übernimmt und vor allem muss man die Ausbildung selber zahlen. Das wollte ich alles nicht riskieren."
Andreas hat schon ein WG-Zimmer in Karlsruhe. "Ab September. Eine Siebener WG, sechs Jungs und eine Frau." In Karlsruhe sei es schwierig ein Zimmer zu finden. "Ab Juli geht noch, aber zum September/Oktober gibt es kaum etwas." Er plant drei Jahre zum Bachelor und noch mal zwei zum Master.
Bis September wird der 18-Jährige noch arbeiten. Und dazu hat er allerhand Jobs: Nachhilfe geben, am Kuckucksmarkt an einem Getränkestand aushelfen und samstags auf dem Wochenmarkt Brötchen verkaufen. Außerdem kellnert er im "Bergstübl" in Neckarwimmersbach und in Mosbach/Nüstenbach beim Restaurant "Zum Ochsen". "Manchmal arbeite ich 14 Stunden am Tag." Seine Eberbacher Freunde wird er ab September vermissen, "aber die kann ich ja am Wochenende besuchen."



