Der "klingende Flashmob" kam gut an
Am Sonntagabend erklang von Balkonen und aus Fenstern Beethovens "Ode an die Freude"

Von Peter Lahr
Mosbach. Profimusiker und musikbegeisterte Menschen setzten am Sonntagabend in ganz Deutschland ein Zeichen der Hoffnung und Solidarität. Nach dem Vorbild des "flashmob sonoro" in Italien riefen "Musiker*innen für Deutschland" dazu auf, Punkt 18 Uhr die "Ode an die Freude" zu singen oder musizieren – von Balkonen oder aus geöffneten Fenstern.
Auch in der Region stieß der "klingende Flashmob" auf zahlreiche offene Ohren, bzw. viele engagierte Sänger und Musiker. "Freude schöner Götterfunken", der bekannte Chor aus Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie, erklang an den unterschiedlichsten Plätzen und Orten – solo, im Duett oder in den unterschiedlichsten instrumentalen Zusammensetzungen.
Opernhäuser, Musicalbühnen und Konzertsäle sind wegen der Corona-Krise geschlossen. Musikschulen ebenfalls. Passionskonzerte entfallen ebenso wie die beschwingten Frühlingskonzerte der Musikvereine in der Region. Um trotz alledem ein gemeinsames Zeichen der Hoffnung zu setzen, wurden am Sonntagabend vielerorts zahlreiche Profis und musikbegeisterte Laien aktiv.
"Klaus kommt in den Garten und singt; ich mache das Fenster auf und spiele": So sah der Plan von Rupert Laible aus. Der Chorleiter, Pianist und Musikschullehrer hatte in der Tagesschau von der Aktion erfahren und spontan Mitmach-Einladungen an Schüler und befreundete Musiker verschickt. Im Internet gab es zudem die passenden Noten.
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Sängerin Tamara Kühner sang in Binau allein auf dem Balkon – und postete das Erlebnis. Zwei erwachsene Laible-Schüler sangen in Schefflenz – "und zwar die schöne Urfassung von 1785", wie sie betonten. In Seckach intonierten mehrere Blasmusiker die Ode und selbst in Katzental spielte ein Solosaxofon die bekannte Melodie.
"Erst war es ein komisches Gefühl, aber danach haben alle gelacht", beschreibt Musikschullehrerin Katrin Glenz den ungewöhnlichen Freiluft-Auftritt. Wen wundert’s, konnte die musikalische Familie doch mit einem kompletten Haus- bzw. Salonorchester loslegen. Während Katrin Glenz zur Geige griff, übernahm Thomas Heckmann den Posaunen-Part. Die Kinder Lukas, Paul und Anne spielten Cello, Fagott und sangen. "Es gab Nachbarn, die geklatscht haben", freuten sich die Musiker über eine positive Resonanz.
In der Nachbarschaft musizierte auch Musikschulleiter Martin Daab mit Ehefrau Anke. Auf dem Balkon erklangen Oboe und Querflöte. "Wir konnten ein Stück Gemeinschaft erfahren und erfahrbar machen", unterstrich Anke Daab. Gerade in einer Zeit, in der man die körperliche Distanz wahren müsse, könne eine solche Aktion mit dazu beitragen, die soziale Distanz zu überwinden. Musik verbindet eben auch via Luftlinie.



