Corona-Lage

Die Notbremse im Neckar-Odenwald-Kreis rückt näher

Der Kreis nähert sich in großen Schritten der Inzidenzschwelle von 100. 3884 Menschen wurden in einer Woche geimpft.

29.03.2021 UPDATE: 30.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 59 Sekunden
Corona bestimmt weiter das Handeln: Wenn die Entwicklung der Inzidenzwerte sich wie zuletzt fortsetzt, droht die nächste Veränderung der Coronaverordnung. Mit der „Notbremse“ müssten die Einzelhändler dann auf reines Abholgeschäft (bestellter Ware) umstellen. Foto: Schattauer

Neckar-Odenwald-Kreis. (rüb) Die dritte Welle nimmt leider auch im Landkreis Fahrt auf: Innerhalb einer Woche hat sich der Inzidenzwert – also die Zahl der Neuinfektionen in einer Woche, hochgerechnet auf 100 000 Einwohner – fast verdoppelt. Lag er vor einer Woche noch bei 55,7, stieg er auf Grundlage der Zahlen des Landratsamts am Montag auf 94,7. Maßgeblich ist jedoch der Wert des Landesgesundheitsamts. Doch das konnte wegen einer Serverpanne am Montag keine Zahlen veröffentlichen.

Die wichtige Schwelle von 100, bei der weitere Lockerungen rückgängig gemacht werden müssen, rückt also immer näher. Erst am Mittwoch hatte der Einzelhandel im Kreis auf "Click & Meet" (Einkaufen nur mit Termin) umstellen müssen, nachdem der Wert von 50 dreimal in Folge überschritten worden war. Nun folgen wohl schon bald weitere Einschnitte. Acht Neuinfektionen wurden am Montag gemeldet. Vor einer Woche war es nur ein Fall gewesen. Folgende Gemeinschaftseinrichtungen sind betroffen: Schefflenztalschule Schefflenz (1 Fall), Auguste-Pattberg-Gymnasium Mosbach (1), Minneburgschule Neckargerach (1) und Grundschule Walldürn (1). bei einem bereits bekannten Fall wurde eine Virusmutationen festgestellt.

Insgesamt wurden in den zurückliegenden sieben Tagen 136 neue Fälle aktenkundig. Seit Beginn der Pandemie haben sich 4626 Landkreisbewohner mit Sars-CoV-2 infiziert. 124 Menschen sind im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Aktive Fälle sind es aktuell im Landkreis 171.

Die "Notbremse" droht

In großen Schritten nähert sich der Inzidenzwert der Schwelle von 100. Wird dieser Wert an drei Tagen hintereinander übertroffen, ist der Landkreis verpflichtet, die "Notbremse" zu ziehen und Lockerungen – etwa im Einzelhandel – rückgängig zu machen. Die Geschäfte – ausgenommen der Lebensmittelhandel, Drogerien oder Apotheken – müssen von "Click & Meet" auf "Click & Collect" umstellen. Das heißt, es darf auch nicht mehr nach Terminvereinbarung eingekauft werden. Stattdessen dürfen nur noch Waren bestellt und abgeholt werden. Ferner wäre der Betrieb von Museen, Galerien, zoologischen und botanischen Gärten sowie Gedenkstätten untersagt. Kosmetik-, Nagel-, Massage-, Tattoo- und Piercingstudios müssten wieder schließen. Auch Sport im Freien wie etwa Jugendfußballtraining wäre dann wieder verboten.

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Infektionskette häufig unklar

Zwar werden derzeit immer wieder Fälle in Schulen oder Kindergärten gemeldet. Größere Ausbrüche in Gemeinschaftseinrichtungen wurden bislang aber nicht bekannt. Das spricht einerseits dafür, dass die Hygienemaßnahmen – etwa in Schulen – greifen. Zum anderen lässt sich daraus schlussfolgern, dass die Übertragungen derzeit bei uns im Landkreis nicht in besonders starkem Maß in den Schulen und Kindergärten stattfinden – sonst gäbe es dort nicht nur Einzelfälle. Wie Pressesprecher Jan Egenberger auf Nachfrage der RNZ mitteilte, ist bei gut der Hälfte der Neuinfektionen die Infektionskette eindeutig nachweisbar: Es steht also fest, wo sie sich angesteckt haben. Bei den anderen knapp 50 Prozent ist es dagegen völlig unklar, wo und wie sie sich infiziert haben. "Wir haben nach wie vor ein diffuses Infektionsgeschehen im Kreis", erklärte Egenberger.

Blick in die Kommunen

Wie jeden Montag hat das Landratsamt die Infektionszahlen aus den Städten und Gemeinden vermeldet. Bis auf Binau und Zwingenberg blieb in der vergangenen Woche keine Kommune von Neuinfektionen verschont, was belegt, dass sich das Virus breit im Landkreis verteilt und es keine einzelnen Schwerpunkte gibt. Besonders viele Neuinfektionen gab es in Mosbach (27), Buchen (17) und Aglasterhausen (14). Insgesamt sind es jetzt im Neckar-Odenwald-Kreis 171 aktive Fälle, 73 mehr als noch vor einer Woche.

Zahl der Impfungen steigt

Auch wenn das Impftempo in Deutschland generell noch deutlich verbesserungswürdig ist, so gibt es in der Region eine erfreuliche Tendenz festzustellen. Im Landkreis wurden in der vergangenen Woche im Kreis so viele Menschen gegen Corona geimpft wie nie zuvor: 3884. In den vier Wochen davor waren es immer zwischen 1500 und 2200 Impfungen. Diese deutliche Zunahme gibt Hoffnung, dass es hier nun doch voran geht.

Die Zahl von 3884 Impfungen teilt sich wie folgt auf: Im Kreisimpfzentrum in Mosbach (KIZ) wurden 3561 Menschen geimpft (insgesamt 12.203), das mobile Impfteam des KIZ hat 125 Impfungen vorgenommen (insgesamt 2091), und das mobile Impfteam des zentralen Impfzentrums hat 198 Personen geimpft (insgesamt 3082).

Insgesamt wurden im Neckar-Odenwald-Kreis bislang 17.376 Erst- und Zweitimpfungen vorgenommen. Hinzu kommen weitere Landkreisbewohner, die außerhalb des Kreises geimpft wurden, beispielsweise in einem der zentralen Impfzentren (ZIZ) in Heidelberg oder in Rot am See (Landkreis Schwäbisch Hall).

Die Lage in den Kliniken

In den Neckar-Odenwald-Kliniken werden aktuell (Stand: Montagmittag) neun positiv getestete Patienten behandelt. Am Standort Buchen werden zwei Patienten mit Positivbefund auf der Isolierstationen medizinisch versorgt. Vier Verdachtsfälle werden derzeit abgeklärt.

Am Standort Mosbach werden auf der Isolierstationen sechs positiv getestete Patienten und auf der Intensivstation ein positiv getesteter Patient medizinisch behandelt. Zusätzlich läuft an diesem Klinikstandort in fünf Fällen eine Verdachtsabklärung. Aktuelle Informationen zu den Besuchsregeln in den Kliniken sind abrufbar unter www.neckar-odenwald-kliniken.de.

Die allgemein steigenden Coronazahlen schlagen sich auch im Krankenhaus Hardheim nieder. "Wir haben aktuell drei bestätigte Corona-Patienten stationär im Krankenhaus, bei allen konnte die britische Mutation nachgewiesen werden", sagte Verwaltungsleiter Lothar Beger am Montag auf Nachfrage der Rhein-Neckar-Zeitung. Daneben erfolgt bei mehreren Verdachtspatienten die Abklärung.

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