Die Kandidaten zogen die Massen an
Rund 650 Bürger kamen zur Vorstellung der Bewerberum das Bürgermeisteramtin die Limbacher Sporthalle

Die Bürgermeisterkandidaten Benedikt Münch, Thorsten Weber und David Ackermann stellten sich den Bürgern der Gemeinde Limbach vor. Alle Fotos: Dominik Rechner
Von Dominik Rechner
Limbach. Das Interesse war riesengroß, von Politikverdrossenheit keine Spur: Die Limbacher Sporthalle platzte am Donnerstagabend bei der gemeinsamen Kandidatenvorstellung aus allen Nähten. Rund 650 Bürger waren gekommen - für einige reichte es nicht mehr zu einem Sitzplatz - um sich ein Bild von den drei Bürgermeisterkandidaten Benedikt Münch, Thorsten Weber und David Ackermann zu machen.
"Das große Interesse hängt sicher auch mit dem guten Bewerberfeld zusammen, aus dem wir auswählen können", stellte Bürgermeister Bruno Stipp fest, der als Moderator durch den Abend führte und nach 16 Amtsjahren in den Ruhestand gehen wird. Mit dem großen Interesse im Vorfeld verband er auch den Wunsch einer guten Wahlbeteiligung am 28. Januar, wenn sein Nachfolger gewählt wird. Bevor die Kandidaten an der Reihe waren, erklärte Stipp kurz die Regularien. In der Reihenfolge des Eingangs ihrer Bewerbungen hatte jeder Kandidat 15 Minuten Zeit, seine Person, sein Programm und seine Ziele vorzustellen (siehe unten). In einer anschließenden Fragerunde hatten die Bürger die Gelegenheit, den Kandidaten auf den Zahn zu fühlen.
Hintergrund
Benedikt Münch (31, CDU) verspricht, ein Bürgermeister zu sein, den "starker persönlicher Einsatz, pflichtbewusstes Handeln, Geradlinigkeit bei Sachentscheidungen und bei der Personalführung, Willen zur Zusammenarbeit und Menschlichkeit" auszeichnen.
Benedikt Münch (31, CDU) verspricht, ein Bürgermeister zu sein, den "starker persönlicher Einsatz, pflichtbewusstes Handeln, Geradlinigkeit bei Sachentscheidungen und bei der Personalführung, Willen zur Zusammenarbeit und Menschlichkeit" auszeichnen. Er möchte gemeinsam mit den Bürgern, motivierten Mitarbeitern der Verwaltung und einem sachorientierten Gemeinderat Limbach weiter voranbringen. Er beendete seine Vorstellung mit einem Zitat von Theodor Heuss: "Viel wichtiger als der Staat ist die Gemeinde - viel wichtiger als die Gemeinde ist der Mensch!" "Nehmen sie mich beim Wort", so Münch.
Münch hat mehrere Projekte für die nächsten Jahre im Blick. Besonderes Augenmerk möchte er jedoch auf die Zukunftsfähigkeit für Kinder und Familien legen. Es gelte, die gute Ausstattung mit Grund- und Gemeinschaftsschule vor Ort sowie den Kindergärten zu erhalten und familienfreundlich weiterzuentwickeln. "Außerdem muss für die Kinder genug Raum zum Spielen zur Verfügung gestellt werden".
Ein Schwerpunktthema für Limbach sei auch, attraktiven Wohnraum zu schaffen. Neue Baugebiete sollen entstehen und die Ortskerne saniert werden.
Unterstützen und fördern möchte Münch bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt, insbesondere in Vereinen. "Das ist das Rückgrat unserer Gesellschaft." Für Mitbürger mit eingeschränkter Mobilität möchte er den ehrenamtlichen Fahrdienst für die Ortsteile, wo keine Einkaufsmöglichkeiten bzw. Arztpraxen angesiedelt sind, stärken. Fördern will Münch auch die Wirtschaft und die interkommunale Zusammenarbeit. In Sachen Breitbandversorgung müsse laut Münch das Ziel sein, das Glasfaserkabel bis zum Gebäude zu verlegen. Auch im Bereich der Wasserversorgung sprach er notwendige Investitionen an. (dore)
Benedikt Münch betonte, er sei jung genug, auch längerfristige Themen zu entwickeln und nachhaltig umzusetzen und andererseits durch seine Tätigkeiten als Kämmerer in Künzelsau und Ravenstein auch erfahren genug, um sich der Herausforderung als Bürgermeister in Limbach zu stellen. Er bezeichnete sich als "Teamplayer" und wolle den Bürgern ein verlässlicher Ansprechpartner sein. Sein Grundsatz sei: "Miteinander und nicht übereinander reden". Er werde unvoreingenommen und sachlich seine Entscheidungen zum Wohle der Gemeinde Limbach treffen.
Hintergrund
Thorsten Weber (52, parteiunabhängig) sieht die Investitionen in die Schulerweiterung und das neue Feuerwehrgerätehaus, aber auch im Bereich der Wasserversorgung als besonders wichtig an. Gleichzeitig gelte es jedoch, sich dem Thema der
Thorsten Weber (52, parteiunabhängig) sieht die Investitionen in die Schulerweiterung und das neue Feuerwehrgerätehaus, aber auch im Bereich der Wasserversorgung als besonders wichtig an. Gleichzeitig gelte es jedoch, sich dem Thema der Haushaltskonsolidierung zuzuwenden, was aber nicht das Ende von Investitionen bedeute.
Den demografischen Wandel will Weber zusammen mit den Bürgern "als Chance angehen". Vorhandene Strukturen wie der Fahrdienst seien Musterbeispiele. Ein Ziel sei auch die Barrierefreiheit des Rathauses.
Eine sehr wichtige Bedeutung nimmt für Weber der weitere Ausbau Limbachs als familienfreundliche Gemeinde ein. Dazu will er neben der Bereitstellung von Bauplätzen das Augenmerk auf die Innenentwicklung legen.
Stärken möchte Weber unbedingt auch die schulische Versorgung in Limbach mit Grund- und Gemeinschaftsschule sowie Kindergarten, denn: "Kinder sind unsere Zukunft!"
Die Angebote in den Bereichen Freizeit, Kunst, Kultur und Tourismus seien vielfältig und müssten bedarfsgerecht ergänzt werden. In Sachen Wirtschaftsförderung möchte Weber vor allem Bestandspflege betreiben aber auch Neugründungen unterstützen. Um gute Voraussetzungen zu behalten, müsse der Glasfaserausbau bis zum Nutzer das Ziel sein. Außerdem plädiert Weber "für die Einrichtung öffentlicher Internetzugänge an viel frequentierten Bereichen".
Unterstützen möchte Weber insbesondere das Ehrenamt. Die gute ärztliche Versorgung in Limbach solle erhalten bleiben. Außerdem solle kein Ortsteil in der Entwicklung zu kurz kommen. Dazu sollen die vielfältigen interkommunalen Kooperationen fortgeführt werden.
Diese Ziele möchte Weber als Bürgermeister mit "stets offenem Ohr für die Bürger" erreichen. (dore)
Thorsten Weber stellte seine Berufserfahrung heraus - fast 28 Jahre in allen Bereichen der Kommunalverwaltung - und war sich sicher, dass er damit das Rüstzeug für das Bürgermeisteramt mitbringt. Er werde immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte sowie konstruktive Anregungen der Bürger haben.
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Hintergrund
David Ackermann (31, parteiunabhängig) begann und beendete seine Vorstellung mit dem markanten Spruch: "Das beste kommt zum Schluss". Als Jurist habe er ein umfassendes Rechtswissen. Im Zivil-, Steuer- und Finanzrecht, Bereiche, für die Gemeinden oft
David Ackermann (31, parteiunabhängig) begann und beendete seine Vorstellung mit dem markanten Spruch: "Das beste kommt zum Schluss". Als Jurist habe er ein umfassendes Rechtswissen. Im Zivil-, Steuer- und Finanzrecht, Bereiche, für die Gemeinden oft externen Rat brauchen, habe er fundierte Kenntnisse, die er zum Wohle der Gemeinde einbringen könne. Er stehe für Geradlinigkeit, Transparenz und Bürgernähe und möchte ein Bürgermeister sein, der sich um alle Ortsteile gleichermaßen kümmert.
Sehr wichtig ist dem gebürtigen Limbacher eine ökologische und nachhaltige Kommunalpolitik: "Ich möchte in allen Bereichen das bestmögliche mit den vorhandenen Mitteln he-rausholen."
Limbach habe eine toll aufgestellte Verwaltung, die er mit Herzblut unterstützen möchte. In seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt habe er oft mit Unternehmen zu tun gehabt. Bei der weiteren Planung des Gewerbegebiets können er seine Kontakte zu Unternehmen spielen lassen.
Mit seiner Befähigung zum Richteramt lebe er den Grundsatz: "Keine Bevorzugungen oder Benachteiligungen."
Ein wichtiges Anliegen ist Ackermann die dauerhafte Erhaltung der Arztpraxen in Limbach. Hier gelte es, mittelfristig passende Nachfolger für die jetzigen Ärzte zu finden.
Zwei Begriffe, die Ackermann gerne herausstellte, sind Recht und Kreativität. "Ich möchte eine Initiative ,Gemeinsam für Limbach’ ins Leben rufen, bei der Schulvertreter, Kirchen und Verwaltung zusammenarbeiten und vor allem die Jugend Projekte mitgestaltet, damit sie hier in Limbach bleibt."
In einer Gesprächsrunde am 26. Januar in der Limbacher Mühle will Ackermann dieses und weitere Ziele vertiefend erklären. (dore)
David Ackermann hob insbesondere seine vertieften Kenntnisse als Jurist in allen Rechtsangelegenheiten, die die Gemeindearbeit betreffen, hervor. Für den gebürtigen Limbacher sei es eine Herzensangelegenheit, für die Interessen seiner Heimatgemeinde einzutreten. Er stellte heraus, dass ihn die Möglichkeit, sich als Bürgermeister für eine Vielzahl von Menschen einsetzen zu können, besonders motiviere.
Ein besonderes Augenmerk richteten alle drei Kandidaten natürlich auf die Ziele, die sie sich als Bürgermeister der Gemeinde Limbach stecken würden. Benedikt Münch unterstrich die Bedeutung einer nachhaltigen und soliden Finanzpolitik "gerade auch im Sinne der nachfolgenden Generationen" und der Schaffung von genügend Wohnraum insbesondere für Familien. Thorsten Weber betonte ebenfalls den intergenerativen Gedanken: "Ich möchte keine Beschlüsse, die künftige Generationen auszubaden haben." Eine gleichmäßige Entwicklung mit Konsolidieren und maßvollem Investieren sei das Ziel. "Wichtigste Projekte in naher Zukunft sind die Schulerweiterung und das neue Feuerwehrgerätehaus", so Weber. David Ackermann sind Ökologie und Nachhaltigkeit besonders wichtig, konkret auch das Bauprojekt Schule und "dass man sich um Familien kümmert, damit die da bleiben".
Nach der Vorstellung der Kandidaten griffen die Bürger zum Mikrofon und richteten ihre Fragen zur Kommunalpolitik an die Bewerber. Nachdem es zunächst etwas dauerte, bis sich ein Bürger traute, war das Eis gebrochen, und es kamen doch einige Themen zur Sprache. Die Bürger verhielten sich dabei höchst vorbildlich: Ein sachlicher Umgangston prägte die Fragerunde.
Apotheke: Münch und Ackermann betonten die Schwierigkeit der Ansiedlung einer Apotheke in Limbach. Münch meinte, man müsse mit Apotheken aus der Umgebung sprechen. Eine Möglichkeit wäre, zunächst einen Filialbetrieb und dann eine Vollzeitapotheke anzubieten. Ackermann sagte dagegen, er habe mit Apotheken gesprochen. Es würden Kosten von 200.000 Euro anfallen, deshalb sei eine Apotheke in Limbach schwierig zu realisieren. Weber erklärte, dass er mit den Eigentümern des in Frage kommenden Gebäudes gesprochen habe und diese bereit seien, die Investitionssumme nicht zu hoch zu hängen. Er unterstrich die Bedeutung einer Apotheke angesichts von zwei Ärzten, einem Zahnarzt und einem Altenheim.
Sicherer Schulweg, Schutz vor Rasern: "Für die Sicherheit der Kinder könnte z.B. der Großvater den Weg zum Bus mitgehen, oder die Kinder tragen Warnwesten bei Dunkelheit", meinte Weber. Die Idee "Eltern oder Großeltern" als Begleitpersonen hielt auch Münch für gut. Ackermann und Münch hielten die Idee eines beleuchteten Schulwegs für gut. Außerdem könnten Schulsozialarbeiterinnen Hilfestellungen für die Kinder leisten, so Ackermann. Damit die Kinder von Autofahrern gesehen werden, könnten auch Symbole an Straßenlaternen angebracht werden, um auf Kinder aufmerksam zu machen. Eine Signaltafel mit Geschwindigkeitsanzeige sei eine Möglichkeit, Raser etwas zu bremsen, meinten Münch und Ackermann. Gehe es nach Münch, würde auch mehr geblitzt werden. Weber war dagegen der Meinung, dass Geschwindigkeitsanzeigen wenig brächten und würde eher verkehrsbremsende Maßnahmen (z.B. Verkehrsinseln) an den Ortseingängen bevorzugen.
Flüchtlinge: Den größten Applaus seitens der Zuhörer erntete hier Thorsten Weber. Er berichtete aus seinem Erfahrungsschatz von zwei Jahren als Flüchtlingshelfer in Gemeinschaftsunterkünften in Buchen. Für die Anschlussunterbringung fielen auf Limbach 34 Asylbewerber. Das seien zu 70 Prozent Einzelpersonen. Man müsse auch mögliche Familiennachzüge im Vorfeld abklären. "Wenn wir das gemeinsam anpacken, schaffen wir es, die Flüchtlinge zu integrieren", stellte er klar. Münch betonte, dass die Flüchtlinge nicht an einem Ort geballt wohnen sollten, sondern auf verschiedene Unterkünfte verteilt. So gelinge die Integration besser. Ackermann gab zu bedenken, dass die Gemeinde nicht die anfangs kolportierten rund 70 Asylbewerber unterbringen könne.
Polizei: Alle drei Kandidaten untermauerten die Wichtigkeit der Polizei im ländlichen Raum und kritisierten die Polizeireform, die einen herben Verlust von Personal auf dem Land nach sich gezogen habe. Es könne nicht sein, dass der ländliche Raum ausblutet, so Münch. Weber formulierte es noch drastischer: "Die Polizeireform war murks!" Er unterstrich explizit auch die Bedeutung des Polizeipostens in Wagenschwend.
Lange Busfahrtzeiten: Weber erwähnte ein Landes-Gemeinde-Verkehr-Gesetz, über das man eine mögliche Verbesserung erreichen könne. Er werde in Kontakt mit dem Land bleiben, denn dies liege nicht in Gemeindehand. Ackermann betonte: "Es gibt dicke Bretter zu bohren, aber ich werde keine Ruhe geben." Münch sagte: "Die Gemeinden müssen zusammenarbeiten und sich mit dem Kreis und ÖPNV-Vertretern auf eine eine vernünftige Lösung verständigen."
Ganztagesbetreuung: Diese Frage richtete sich an Thorsten Weber. Es gelte, mit den für die Kindergärten verantwortlichen kirchlichen Trägern zu reden. "Wenn der Bedarf da ist, werden wir das auch umsetzen", so Weber. Wenn ein Ganztagesangebot von Seiten der Eltern gewünscht werde, so würde dies ebenfalls unterstützt werden.
Info: Die Bürgermeisterwahl findet am Sonntag, 28. Januar, statt.



