"Café del Mundo" sorgt für außergwöhnlichen Abend
Jan Pascal Stieber und Alexander Killian begeisterten vor der Buchener "Skyline" mit virtuoser Musik und viel Humor - Unter freiem Himmel entspannt zugehört

Buchen. (MB) Spanische Gitarrenmusik am Fuße des Wartturms mit Blick auf die "Skyline" von Buchen: Fast 500 Besucher erlebten am Samstag einen außergewöhnlichen Abend bei "Heimat Sound Open-Air" im Rahmen der Reihe "Welt-Musik-Stadt Buchen" mit dem Gitarrenduo "Café del Mundo".
"Ausverkauft!", meldeten vor ein paar Tagen die Veranstalter, das Flamenco-Gitarren-Duo "Café del Mundo" mit Jan Pascal Stieber und Alexander Kilian sowie die Firma Häfner Veranstaltungstechnik. Nur ein abendlicher Gewitterguss hätte den Musikern und dem Publikum noch einen Strich durch die Rechnung machen können. Doch dieser blieb zum Glück aus, und so zogen schon eine Stunde vor Konzertbeginn Gruppen mit Picknickdecken und Klappstühlen zur Wiese unterhalb des Wartturms.

Manche packten ihr Abendessen aus Taschen und Körben und genossen den milden Abend in entspannter Atmosphäre, während "Café del Mundo"-Musik vom Band erschallte. Bei aller Zwanglosigkeit galten allerdings auch die Corona-Hygieneregeln. So hielten Besuchergruppen Abstand zueinander. Beim Gang über die Wiese musste man einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
Um 20 Uhr ratterte ein Traktor aus Richtung Buchen den Hang hinauf, gesteuert von Landwirt Herbert Kieser. Von diesem Gefährt grüßten die beiden Gitarristen. Das Publikum lachte – die Überraschung war geglückt. Und damit war klar, dass die Besucher nicht nur ein musikalisch anspruchsvolles Programm erwarten konnten, sondern auch eine ordentliche Prise Humor.
Denn zwischen ihren Stücken erzählten die beiden Gitarristen nicht nur Anekdoten von ihren Konzertreisen, sondern nahmen sich auch gegenseitig auf die Schippe. Hier der solide, lebenserfahrene Gitarrist mittleren Alters, dort sein der Pubertät noch nicht entwachsener, coolerer Gegenpart. Der eine mit Hang zum nicht immer ernsthaften Philosophieren, der andere, der mit saloppen Bemerkungen die Gedankengebäude des Älteren schnell zum Einstürzen brachte.
Die beiden griffen immer wieder das Thema des Abends, Heimat, auf. Dies führte zur eher pragmatischen Definition dieses Begriffs: "Das ist dort, wo ich meinen Gewerbesteuerbescheid bekomme" bis zur Liebeserklärung von Jan Pascal an seine Frau Melanie, mit der er bereits seit 26 Jahren zusammen ist.
Das Publikum freute sich über dieses gefühlvoll-originelle Parlieren mindestens genauso sehr wie über die Leidenschaft, mit der die beiden ihre musikalische Kunst präsentierten. Vieles von dem Dargebotenen hat man schon öfter gehört, zum Beispiel in der Stadthalle oder im Museumshof. Doch hier am Fuße des Wartturms, in der untergehenden Sonne, erreichten die Darbietungen von Jan Pascal Stieber und Alexander Kilian eine neue Qualität. Das ist wie bei einem guten Menü: Nicht nur das Essen muss stimmen, sondern das ganze Drumherum.
Und so fühlte man sich wirklich daheim, als man nach langer Zeit wieder so rassige Titel wie "Dance of Joy" und "Viva la vida" oder so lyrische Stücke wie "Letter from home" und ein Eigenarrangements der Suite "Air" von Johann Sebastian Bach hörte. Eine Veranstaltung für die Seele, gerade nach den lang gewordenen Monaten in Zeiten der Corona-Pandemie. Nach zwei Stunden und drei Zugaben war Schluss. Jan Pascal und Alexander Kilian bedankten sich bei allen, die zum Gelingen des Open-Airs beigetragen hatten, darunter bei Tristan Häfner von der gleichnamigen Veranstaltungsfirma, bei den Tontechnikern und dem Bauern, der das Grundstück zur Verfügung gestellt hatte. Ob die beiden Gitarristen später die Wiese wieder auf Kiesers Traktor verlassen haben, ließ sich unmittelbar nach dem Konzert nicht klären. Man wünscht ihnen allerdings, dass sie bald wieder auf schnelleren Gefährten ihre Musik in die Welt tragen dürfen.