Buchen

Wie Hebammen Schwangeren Ängste und Sorgen nehmen

Trotz Corona guter Hoffnung sein: Der Mann kann bei der Geburt dabei sein.

05.03.2021 UPDATE: 07.03.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 58 Sekunden
Juliane Mayer erwartet Ende des Monats ihr zweites Kind. Bei den Hebammen Jeanette Schuster, Astrid Raila und Gaby Kraus und dem ganzen Team der Geburtsabteilung fühlt sich sie gut aufgehoben. Foto: Rüdiger Busch

Buchen. (rüb) "Guter Hoffnung" oder "in freudiger Erwartung" sein: Diese Synonyme für schwanger beschreiben diese von Vorfreude und Hoffnung geprägte Zeit. Naturgemäß sind aber auch Unsicherheit und Angst häufige Begleiter in diesen 40 Wochen – erst recht in den Zeiten von Corona. Wir haben uns mit Juliane Mayer aus Götzingen, die Ende des Monats ihr zweites Kind erwartet, und den Hebammen Gaby Kraus, Astrid Raila und Jeanette Schuster von der Hebammengemeinschaft "Kugelrund" am Krankenhaus in Buchen unterhalten. Die wichtigste Botschaft: Eine gute Betreuung während der Schwangerschaft kann den werdenden Müttern viele Ängste und Sorgen nehmen.

"Der Worst Case wäre natürlich eine Infektion", sagt Juliane Mayer, "deshalb sind wir in Sachen Kontakte und Abstand noch viel vorsichtiger und halten uns noch mehr zurück." Die Angst vor einer Infektion stellt für die werdenden Mütter eine zusätzliche Belastung dar – in einer Zeit, die so schon sehr herausfordernd ist. Da die Krankheit noch neu ist, gibt es noch keine sicheren Erkenntnisse, welche Auswirkungen sie auf den Verlauf der Schwangerschaft, die Geburt und die Gesundheit von Mutter und Kind haben kann. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es international aber keine Hinweise, dass eine erhöhte Gefahr für Mutter und Kind besteht.

Dennoch ist natürlich Vorsicht angebracht: "Viele Schwangere schotten sich ab, isolieren sich, aus Angst sich anzustecken – und das über Monate", weiß Hebamme Astrid Raila. So sinnvoll das aus Infektionsschutzgründen ist: Die Seele sehnt sich natürlich nach Kontakten. Fehlen sie, hinterlässt das Spuren. Erst recht, wenn die werdenden Mütter während der Schwangerschaft nicht arbeiten dürfen, wenn sie etwa im Beruf einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind.

"Die Kontaktbeschränkungen treffen uns alle", stellt Gaby Kraus klar, "aber vor allem junge Mütter trifft es besonders hart." Denn die Geburtsvorbereitung und die Nachsorge können natürlich unter diesen Vorgaben nur eingeschränkt oder digital stattfinden. Das kann Juliane Mayer, die eine vierjährige Tochter hat, nur bestätigen. Sie sieht große Unterschiede zu ihrer ersten Schwangerschaft: "Vor allem die Vorbereitungskurse finden nicht wie gewohnt statt."

Wenigstens gibt es digitale Angebote – aber auch nicht überall. "Eine Bekannte hatte überhaupt keinen Kurs", berichtet Juliane Mayer. "Wäre ich eine Erstgebärende, wäre der Gedanke, ohne entsprechende Vorbereitung in den Kreißsaal zu gehen, für mich eine furchtbare Vorstellung."

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Bei den Kursen geht es aber nicht nur darum, Wissen zu vermitteln, Fragen zu beantworten und damit Unsicherheiten zu beseitigen, sondern auch um den Austausch unter den schwangeren Frauen. Die dabei entstehenden Kontakte münden nicht selten in Freundschaften oder bilden für junge Mütter die Grundlage für ein Netzwerk, von dem sie – und auch die Kinder – über Jahre immer wieder profitieren können. "Dieser Austausch fehlt", weiß Jeanette Schuster.

Nicht wie gewohnt können coronabedingt auch die beliebten Kreißsaalführungen stattfinden, auch hier gibt es eine digitale Alternative: "Das Online-Angebot ist wirklich sehr gut", spricht Juliane Mayer den Hebammen ein dickes Kompliment aus. Aber auch das beste digitale Angebot kann ein persönliches Gespräch im Kreißsaal nicht ersetzen.

Die Einschränkungen setzen sich dann natürlich auch fort, wenn das Baby auf der Welt ist: Treffen von Krabbelgruppen fallen derzeit ebenso aus wie Babyschwimmkurse, und Rückbildungskurse finden entweder stark gekürzt oder online statt. Soziale Kontakte unter Gleichgesinnten, der Austausch unter Menschen in einer ähnlichen Lebenssituation, mit ähnlichen Erfahrungen, Problemen und Herausforderungen, das ist vor allem für junge Eltern von elementarer Bedeutung. "Das alles fällt fast komplett weg", bedauert Gaby Kraus. Auch die Kleinkinder leiden dann unter dem Wegfall von Kontakten: "Ich weiß aus Erzählungen von Kindern, die jetzt zwei Jahre alt sind und bislang kaum Kontakte zu anderen Kindern hatten", berichtet Astrid Raila.

Ein Problem, das mit fortschreitender Schwangerschaft für viele Frauen immer größer wird, ist das Tragen der Mund-Nasen-Maske. "Schwanger und Maske: Das ist besonders anstrengend", verdeutlicht Jeanette Schuster. Zumindest während der Entbindung sind die Frauen von der Maskenpflicht befreit.

Kaum zu glauben, aber es gibt auch pandemiebedingte Veränderungen, die von den jungen Müttern als Verbesserung empfunden werden: "Viele Frauen berichten, dass sie es wohltuend empfanden, dass nur der Vater des Kindes sie besuchen durfte." Störender Trubel am Wochenbett gibt es pandemiebedingt also nicht. Und auch die erste Zeit zuhause mit dem Baby wird als ruhiger und damit angenehmer empfunden. Nach einige Wochen kippe aber die Stimmung, hat Astrid Raila beobachtet: Dann hätten die Mütter gerne Besuch, dann würden sie den neuen Erdenbürger Verwandten und Freundinnen vorstellen, was derzeit nicht im normalen Umfang möglich ist. "Dann werden die fehlenden sozialen Kontakt vermisst", weiß Astrid Raila.

Im Buchener Kreißsaal fanden bislang zwei Geburten statt, bei denen die Mütter Corona-Verdachtsfälle waren. Der Verdacht hat sich dann zwar in beiden Fällen nicht bestätigt. Dennoch wurden besondere Vorkehrungen getroffen: So gibt es in Buchen extra einen Corona-Kreißsaal, isoliert und abgeschottet von den übrigen Patientinnen. In der Regel werden positiv getestete Gebärende aber in eine Spezialklinik nach Heidelberg oder Mannheim verlegt – wenn die Zeit ausreicht. Andernfalls ist man in Buchen aber auch gewappnet.

Seit Beginn der Pandemie legen die Neckar-Odenwald-Kliniken großen Wert darauf, dass die Väter bei der Geburt dabei sein können, was bei den Schwangeren sehr gut ankommt und was auch für einen großen Zulauf sorgt, denn andernorts gibt es entsprechende Beschränkungen. Auch Juliane Mayer weiß das zu schätzen: "Schon bei meiner ersten Geburt habe ich mich hier in Buchen gut aufgehoben gefühlt. Wie hier jetzt mit Corona umgegangen wird, gibt mir ebenfalls ein gutes Gefühl."

Der Mann darf dabei sein, aber ein Restrisiko gibt es trotzdem immer: Er braucht sich gar nicht selbst anzustecken. Es reicht, wenn der werdende Vater als Kontaktperson eines Infizierten in Quarantäne müsste, und schon wäre er bei der Entbindung nicht mehr dabei. Je näher die Geburt rückt, desto strikter halten werdende Eltern deshalb die Kontaktbeschränkungen ein. "Ich empfehle immer einen Plan B", sagt Astrid Raila: Eine andere Begleitperson wie etwas Mutter, Schwester oder beste Freundin sollte für den Fall der Fälle parat stehen.

Dieser Ratschlag ist nur einer von vielen Belegen: Mit ihrer familiären Betreuung sorgen die Hebammen, die Kinderkrankenschwestern und die Ärzte der Buchener Geburtsstation dafür, dass Schwangere – auch in Zeiten der Pandemie – guter Hoffnung und in froher Erwartung sein dürfen.

Info: Anmeldungen zur Geburt sind montags zwischen 12 und 14 Uhr unter Tel. 06281/29-261 möglich.

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