Buchen

So läuft die "Lernbrücke" an der Karl-Trunzer-Schule

Mit "Lernbrücken" wollen Schulen Unterrichtsstoff festigen - Chance, Grundlagen zu trainieren

04.09.2020 UPDATE: 05.09.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden
Lehrerin Megan Soppa ist eine der drei Lernbrücken-Betreuerinnen. An drei Unterrichtsstunden am Tag arbeiten hier die Schüler Lernstoff aus dem vergangenen Schuljahr nach. Foto: Jana Schnetz

Buchen. (jasch) "Ein Beitrag zum Ausgleich entstandener Leistungsunterschiede und der Chancengerechtigkeit." So bezeichnet das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg die "Lernbrücken".

Was wie Nachhilfe klingt, ist durch einschneidende strukturelle Veränderungen der Corona-Pandemie notwendig geworden, denn unter den schwierigen Bedingungen des "Homeschoolings" schlugen sich nicht alle Schüler gleich gut.

An der Karl-Trunzer-Gemeinschaftsschule nehmen 24 Schüler an der "Lernbrücke" teil, bei insgesamt 45 Schülern sahen die Klassenlehrer Handlungsbedarf. Am  Freitag endete die erste von zwei "Lernbrücken"-Wochen. Betreut werden Schüler aus den Jahrgängen fünf und sechs sowie sieben und acht. Die Lehrkräfte Hanna Müller, Marina Brand und Megan Soppa unterrichten die Kinder in dieser Zeit drei Stunden in Mathe, Deutsch und Englisch. Vor dem Start benachrichtigten sie die Eltern darüber, dass ihr Kind für die "Lernbrücke" empfohlen wurde.

"Wir haben den Eltern erklärt, dass die ,Lernbrücken‘ nichts Schlimmes sind", sagt Marina Brand. Die Lehrerin sieht die Förderung als sinnvolles Angebot und es sei wichtig gewesen, dieses Signal zu vermitteln. "Wir haben beobachtet und ausgewertet, was die Schüler im Homeschooling gearbeitet haben. Als ich die Eltern angerufen habe, fand ich es wirklich toll, dass die meisten kooperativ waren. Die Eltern haben das als Unterstützung gesehen."

Die "Lernbrücke" ist ein Angebot für alle Schularten, darunter fallen auch Gymnasien und berufliche Schulen. Rektor Walter Scheuermann hob hervor: "Die ,Lernbrücke‘ ist ein Förderungsthema und somit ein Kernthema der Gemeinschaftsschule. Sie soll nicht als Strafe verstanden werden." Brand bestätigte das: "Das habe ich bei meinen Schülern auch nicht so wahrgenommen, denn wir haben die Schüler vorab gefragt, wie das Homeschooling lief. Sie wussten eigentlich, was auf sie zukommt."

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Freiwillig konnte man sich nicht für die "Lernbrücke" anmelden, denn man wollte bewusst Defizite feststellen: "Es sollte überschaubar bleiben, denn sonst kann man keine individuelle Förderung machen", so Müller. Das Ziel der "Lernbrücken" fassten Scheuermann, Brand und Müller so zusammen: "Sicherheit für das kommende Schuljahr geben, Lücken füllen, Defizite ausgleichen und Grundlagen trainieren." Es gehe nicht darum, neue Schulthemen zu lehren oder das Schuljahr aufzuholen.

Brand gab ein Beispiel, wie die Betreuung abläuft: "Beispielsweise haben wir einen Schüler aus der achten Klasse, der in Mathe super ist, aber in Deutsch und Englisch nicht zurechtkommt. Indem Fall lassen wir ihn nicht die ganze Zeit Mathe machen – er ist sowieso sehr schnell fertig mit den Aufgaben – der Schwerpunkt liegt dann ganz klar auf den Sprachen." Müller sagte: "Wir überlassen es meistens den Kindern, mit was sie starten wollen und nutzen die Stärken der Kinder als Motivation, sich den unliebsamen Fächern zuzuwenden."

Die Kernfächer Mathe und Deutsch mussten verpflichtend angeboten werden, doch man achte auch darauf, wo weitere Defizite lägen, um dann individuelle Lernschwerpunkte zu setzen, erläuterte der Schulleiter. "Aus diesem Grund war die Rücksprache mit den Klassenlehrern wichtig, denn sie haben die Schüler gemeldet und deren Schwächen mitgeteilt." Müller beispielsweise ließ für ihre anstehenden Deutschstunden in der "Lernbrücke" Diagnosetests schreiben, um den Lernstoff anpassen zu können.

Brand, die schon seit einer Woche Schüler in der "Lernbrücke" betreut, konnte einige Veränderungen feststellen: "Die Schüler waren ziemlich müde, das Frühaufstehen ist noch nicht verinnerlicht. Die "Lernbrücke" tut deshalb ganz gut, in die Schulroutine hineinzukommen. Außerdem freuen sie sich, ihre Freunde wiederzusehen und die Konzentration ist wieder da, drei Stunden durchzuhalten." Die Zeit gehe für die Schüler schnell vorbei, stellte Brand fest.

Nach den zwei Wochen geht es direkt mit dem Schuljahr los. Das habe nicht nur für die Kinder positive Effekte: "Die ,Lernbrücke‘ ist auch für uns ein guter und leichter Einstieg zurück in den Schulalltag", sagen Müller und Brand mit einem Schmunzeln.

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