Buchen

Seit 2009 gibt's ein kommunales Energie-Management

Nachhaltigkeit in Buchen: Energiesparen lohnt sich doppelt.

06.06.2022 UPDATE: 07.06.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 8 Sekunden
Die Fotovoltaikanlage auf dem Burghardt-Gymnasium wurde als Ergebnis des kommunalen Energiemanagements 2010 in Betrieb genommen. Die Anlage mit einer Gesamtleistung von 126,9 kWp entlastet die Umwelt um rund 80 Tonnen CO2 pro Jahr. 2021 wurde eine weitere Anlage mit einer Leistung von 99 kWp auf dem Erweiterungsbau installiert.

Buchen. (pm) Bei verwirklichten und geplanten Projekten zum Thema Nachhaltigkeit in Buchen steht das auch kommunale Energiemanagement im Mittelpunkt. Die umweltfreundlichste und günstigste Energie ist ganz ohne Zweifel die, die gar nicht erst verbraucht wird. Der sparsame und effiziente Umgang mit jeglicher Energie ist also ein ganz grundlegendes und wichtiges Instrument, um die Umwelt zu schonen und außerdem Geld zu sparen. Dass diesbezüglich ein fundiertes Konzept zugrunde zu legen ist, hat der Gemeinderat schon im Jahr 2009 erkannt. Damit stand der Entschluss, ein kommunales Energiemanagement einzuführen.

Die Materie ist freilich sehr komplex: Kein Gebäude, keine Heizungsanlage ist eins zu eins mit einem anderen vergleichbar, die Nutzungsart und -intensität spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Immerhin hat die Stadt Buchen aktuell rund 130 Gebäude im Bestand, die höchst unterschiedlich sind: Verwaltungsgebäude, Schulen und Turnhallen natürlich, aber auch Versammlungsstätten wie die Stadthalle, das Alte Rathaus oder das Mehrgenerationenhaus. Dazu kommen wenig oder gar nicht beheizte Gebäude wie Feuerwehrhäuser, Leichenhallen, Gedenkstätten, Museen oder Ausstellungsräume bis hin zu historisch bedeutsamen Bauten wie Klösterle, Stadtturm oder Wartturm.

Konzentriert hat man sich zu Beginn auf die größten, am intensivsten genutzten und daher auch energieintensivsten Gebäude wie Schulen und Turnhallen. Die Liste wurde nach und nach aufgestockt. Aktuell wird bei 28 Gebäuden das Energiemanagement angewandt – die freilich mehr als 60 Prozent des städtischen Energiebedarfs (ohne Bäder und Straßenbeleuchtung) verantworten.

Aufgrund der genannten Komplexität wurde 2009 beschlossen, sich mit der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) Fachleute ins Boot zu holen. Zu Beginn wurde eine umfangreiche Bestandsaufnahme der Gebäude- und Anlagentechnik, der Beleuchtung, der Heizungs- und Lüftungsanlagen und des Sanitär erstellt sowie die Gebäudenutzung analysiert. Auf dieser Basis wurde ein detailliertes und individuelles Energieeinspar- und Klimaschutzkonzept erarbeitet, das oft einherging mit dem Austausch der Heizungsanlagen. Ergänzt wurde dieses Konzept durch energetisch sinnvolle Maßnahmen an den Gebäudehüllen wie Wärmedämmungen, Fensteraustausche und Dachsanierungen. Auf den Dächern wurden da, wo es möglich war, zeitgleich Fotovoltaikanlagen aufgebracht.

Parallel dazu wurde im Gemeinderat eine allgemeinverbindliche Energieleitlinie beschlossen, in der zum Beispiel Raumtemperaturen festgelegt wurden. Ein zentraler Energiebeauftragter im Rathaus ist zuständig für die Umsetzung und Kontrolle der Einsparmaßnahmen. Und natürlich wurden direkt vor Ort speziell die Hausmeister geschult im Umgang mit der teils neuen Technik.

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Monatlich werden bei den energieintensivsten Gebäude wie Schulen die Verbräuche erfasst, über ein EDV-gestütztes Controlling und Energiemanagementsystem ausgewertet und hieraus jährlich ein Bericht erstellt. Ein Bericht, der zeigt, dass sich die Investitionen lohnen. Bei den zumindest bis vor wenigen Wochen moderaten Energiekosten vielleicht (noch) nicht unbedingt monetär – aber in jedem Fall für den Klimaschutz. Denn weniger Verbrauch bedeutet weniger Emission.

Nach den gemachten Erfahrungen konnten durch das Energiemanagement rund 15 Prozent Energie für Strom, Wasser und Wärme eingespart werden, was im Jahr 2021 Kosten von 126.000 Euro entsprach. Wichtig für die Gesamtbetrachtung sind hier die Tatsachen, dass die Nutzung der Gebäude oft intensiver ist als noch vor Jahren (Stichwort verlässliche Randzeiten und Ganztagesbetreuung) und der Energieverbrauch dadurch sowie durch die Digitalisierung grundsätzlich steigt – dieser de facto nicht eingetretene Anstieg muss zur Einsparung dazu addiert werden.

Seit 2021 werden zusätzlich im Rahmen des Klimaschutzgesetzes des Landes Baden-Württemberg die jährlichen Verbrauchsdaten der Stadt in einer Datenbank des Landes erfasst. Diese Listen umfassen Strom und Wärme, die Angabe der beheizbaren Netto-Raumfläche für Nichtwohngebäude, Wohn-, Alten- und Pflegeheime, Sportplätze, Hallen- und Freibäder, Straßenbeleuchtung, Anlagen für Wasserversorgung etc.

Darüber hinaus führen der Energiebetrieb EDB und die Stadtwerke alle vier Jahre mit einem zertifizierten Dienstleister ein "Energieaudit" durch, eine umfassende Untersuchung des Ist-Zustandes, bei dem die Eigenverbräuche erfasst und analysiert werden mit dem Ziel, sie kontinuierlich zu verringern.

Die erhobenen Daten und Analysen sind eine gute Grundlage, um analog der sich stetig weiterentwickelnden Technik die Effizienz zu steigern und weitere Klimaschutzmaßnahmen einzuleiten. Natürlich steigt der Stromverbrauch in bestimmten Bereichen durch neue Aufgabenstellungen oder schlicht durch Gebäudeerweiterungen auch wieder an. Hier versucht die Stadt aber, vor allem mit Fotovoltaikanlagen den Strom selbst und regenerativ zu erzeugen, um die Klimabilanz zu verbessern.

Viel getan hat sich auch bei der Straßenbeleuchtung: Schon vor zehn Jahren wurden Quecksilberdampflampen durch energiesparende, insektenfreundliche Natriumdampflampen und die milchigen Gläser durch transparente Gläser ersetzt. Eine zusätzliche Spannungsabsenkung und die Nachtabschaltung (jede zweite Leuchte wird von 23 Uhr bis 6 Uhr abgeschaltet) sowie der aktuelle Umstieg auf LED-Lampen zeigen Erfolg: Lag der Stromverbrauch 2004 noch bei 1,3 Millionen Kilowattstunden, so liegt er heute bei rund 740.000 Kilowattstunden – obwohl über die Jahre neue Baugebiete in der Kernstadt und den Stadtteilen dazugekommen sind.

"Uns ist schon seit Jahren klar, dass Klimaschutz eine unserer wichtigsten Daueraufgaben ist, die einer kontinuierlichen Fortentwicklung bedarf. Wir bleiben da dran", erklärt Bürgermeister Roland Burger dazu und verweist auf einen ganz aktuell gestellten Förderantrag nach der Richtlinie zur Förderung von Klimaschutzprojekten im kommunalen Umfeld.

Am Ende sollen mit Hilfe fachkundiger externer Dienstleister und unter der teilweisen Einbeziehung des Gemeinderates weitere Maßnahmen umgesetzt werden. Darüber wird zu gegebener Zeit gesondert berichtet.

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