Rosenberg: Bürgerinitiative sagt nein zum Windkraftstandort Hirschlanden

Die Bürgerinitiative "Mensch und Natur Hirschlanden" wurde vergangene Woche gegen die geplanten Windkraftstandorte gegründet

05.08.2015 UPDATE: 06.08.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

In Hirschlanden wurde die Bürgerinitiative "Mensch und Natur" gegründet, die sich gegen die geplanten Windkraftstandorte im Ort ausspricht. Foto: J. Casel

Rosenberg. Am Mittwoch letzter Woche wurde von 24 Hirschlander Bürgern die Bürgerinitiative "Mensch und Natur Hirschlanden" gegründet. Sie wird durch drei gleichberechtigte Sprecher vertreten. Ziel dieser Initiative ist es, alle Einwohner über das geplante Vorhaben zu informieren sowie Möglichkeiten zu finden, die Anlagen an diesen Standorten zu verhindern.

Was hat die Bürgerinitiative zu diesem Schritt bewogen? Nach intensiver Recherche zum Thema "Windkraft" in der Region und speziell in Hirschlanden fühlen sich die Bürger durch die Informationspolitik der Gemeindeverwaltung nicht ausreichend informiert. Aussagen wie: "Man kann eh nichts dagegen machen" und "das Ganze ist von oben, vom Gesetzgeber so bestimmt", kann so nicht stehen bleiben, betont die neu gegründete Bürgerinitiative.

Zwei der Windkrafträder befinden sich nicht auf der Vorrangfläche, welche im "Einheitlichen Regionalplan Rhein-Neckar - Teilregionalplan Windenergie" ausgewiesen wird.

Da sich aber nur eine Windkraftanlage wirtschaftlich nicht lohnt, wurden beide neuen Flächen auf Betreiben der Gemeindeverwaltung Rosenberg in Zusammenarbeit mit "ABO Wind" neu ausgewiesen.

Die Nachbargemeinde Ahorn hat bei ihrer Standortwahl festgelegt, mindestens 1000 Meter Abstand zu bewohnten Häusern einzuhalten. Tatsächlich hat hier der nächste geplante Standort einen Abstand von sogar circa 1300 Metern. In Hirschlanden plant die Gemeinde Rosenberg mit tatsächlich 754 Metern bis zum ersten Wohnhaus. Die Gemeinde Ahorn hatte in der Vergangenheit ebenfalls ins Auge gefasst, am "alten Berolzheimer Sportplatz" Windkrafträder zu bauen. Aufgrund der Nähe und deren negativen Auswirkungen (Infraschall, Schattenwurf, sinkende Grundstücks- und Immobilienpreise etc.) für die Einwohner wurde dies aber verworfen.

Wie kritisch die Laufzeiten für Mensch und Natur sind, unterstreichen die an eine potenzielle Baugenehmigung auferlegten Abschaltzeiten: Auf Grund der 19 verschiedenen Fledermausarten (von 25 möglichen Arten): 1. April bis 31. August eine Stunde vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, 1. September bis 31. Oktober drei Stunden vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, Bei einer Windgeschwindigkeit weniger als 6 m/s (Nahrungssuche). Außentemperatur mindestens 10 °C in Gondelhöhe (Nahrungssuche). Auf Grund von Schattenwurf länger als 30 Minuten pro Tag. (das Gutachten fehlt allerdings noch).

Befindet sich ein Horst des Rotmilans in weniger als 1500 Meter Entfernung, so darf keine Anlage entstehen. Vor Ort gibt es einen Horst in 500 Meter Entfernung, aus diesem wurden dieses Jahr die Jungtiere geraubt. Strittig hierbei ist, ob die "sich im Schockzustand befindenden Jungeltern" (aus dem Gutachten) wirklich den Horst verlassen.

Um das Gefahrenpotenzial durch Eiswurf zu verringern, muss eine Anlage einen entsprechenden Abstand zur Straße aufweisen (Rotordurchmesser + Narbenhöhe * 1,5). Hier müssten es 388,5 Meter sein, tatsächlich sind es beim nächsten Windrad nur 114 Meter (relevant bei Windrad 1 und 3).

Bei der Bürgerinitiative in Hirschlanden fragt man sich: Die Gesamtgemarkung der Gemeinde Rosenberg, mit ihren vier Teilorten hat eine Gemarkungsgröße von ca. 4000 ha. Davon entfallen ca. 720 ha auf Hirschlanden. Gibt es tatsächlich nur hier diese ca. 2 ha, um neue Windkraftanlagen in Rosenberg zu bauen?

Auf die Frage, warum man erst jetzt gegen die Standorte so intensiv vorgeht, antwortet die Bürgerinitiative "Mensch und Natur Hirschlanden": "Es wurde immer gesagt, dass alles vom Gesetzgeber vorgegeben sei und man eh nichts dagegen machen kann. Man hat den Aussagen der Entscheidungsgremien getraut - bis Mitglieder der Bürgerinitiative damit begannen, sich selbst entsprechende Informationen zu besorgen."

Wünschenswert wäre eine Informationspolitik wie z.B. in Mudau gewesen: Infoabend mit einem unabhängigen Experten zu Beginn der Planungen (wäre in Hirschlanden vor ca. drei Jahren gewesen) - als dieser über die Gefahren und die Unwirtschaftlichkeit referierte, war das Thema, auch für die Entscheidungsgremien, vom Tisch.

Bei der Bürgerinitiative "Mensch und Natur Hirschlanden" wünscht man sich nunmehr, weitere aktive Mitglieder für die Bürgerinitiative zu gewinnen. Eine sachliche und faire Diskussion erachtet man hierbei als selbstverständlich, verbunden mit Respekt für alle, die für die drei Windkraftanlagen in Hirschlanden sind.

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