Kretschmann in Hirschlanden: "Dieses Dorf kann als Vorbild gelten"

Ministerpräsident Winfried Kretschmann besuchte Hirschlanden - Vom Ideenreichtum und Engagement der Bürger war er beeindruckt

13.11.2015 UPDATE: 14.11.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden

Ministerpräsident Winfried Kretschmann trug sich bei seinem Besuch in Hirschlanden ins goldene Buch der Gemeinde Rosenberg ein. Das Foto zeigt ihn mit Ortsvorsteher Martin Herrmann, Bürgermeister Gerhard Baar und Landrat Achim Brötel. Foto: T. Radan

Von Tanja Radan

Hirschlanden. "Dieses Dorf ist einmalig und kann als Vorbild für viele andere gelten. Ich bin von Hirschlanden und seinen Menschen begeistert!" Dieses Fazit zog Ministerpräsident Winfried Kretschmann nach seinem Besuch im Bauland. Bei seiner Tagestour durch den Neckar-Odenwald-Kreis machte er am Donnerstagabend in Hirschlanden Station. Das kleine Dorf ist bekanntermaßen Landessieger des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft", und der Landesvater reiste gerne an, um sich die Projekte vorstellen zu lassen und die engagierten Bürger kennenzulernen.

Bei einem privaten Abendessen bei "Hirschbräu" stellte Ortsvorsteher Martin Herrmann dem Ministerpräsidenten die ehrenamtlich geführte Gaststätte mit Brauerei vor und erläuterte ihm die Hintergründe des Projekts. "Dieses Projekt ist wohl einmalig im Land, wenn nicht in ganz Deutschland. Ich bin vom Ideenreichtum und Engagement tief beeindruckt", sagte Kretschmann. Auch das Projekt "Mehrgenerationendorf" stellte Herrmann dem Landesvater vor.

Danach ging es ins Dorfgemeinschaftshaus, wo bereits viele Bürger und geladene Gäste warteten. Für Musik sorgte der evangelische Bezirkskantor Hyon-Soo Park.

Es war ein Beamer aufgebaut, und Ortsvorsteher Martin Hermann gab das Signal: Film ab! Die preisgekrönten Hirschlandener Projekte flimmerten über die Leinwand: Dem Ministerpräsidenten wurden unter anderem die Dorffeste, die "Hirschbräu"-Brauerei und mit einem Augenzwinkern auch die Mistgabel-Weltmeisterschaft gezeigt. Und schnell war dem Gast aus Stuttgart klar: In Hirschlanden engagieren sich die Bürger nicht nur in außergewöhnlichem Maße, sondern sie tun das auch generationsübergreifend, mit viel Freude, bei guter Stimmung und mit jeder Menge Spaß.

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"Ein schöneres Beispiel für ehrenamtliches Engagement als Hirschlanden kann man kaum finden. Die Projekte sind zudem höchst innovativ", lobte der Ministerpräsident die Dorfgemeinschaft. Und er appellierte an die Ehrenamtlichen: "Bleiben Sie engagiert!" So lange Menschen engagiert sind, müsse es einem um Baden-Württemberg nicht bange sein." Die Stärke des Landes basiere auf drei Säulen: auf starken Kommunen, auf den mittelständischen Betrieben und vor allem auf den Leuten, die sich engagieren.

"Die Menschen, die sich in hohem Maß ehrenamtlich engagieren, sind der Reichtum Hirschlandens", bekräftigte auch Bürgermeister Gerhard Baar. Ein Beispiel sei, so der Bürgermeister, die Flüchtlingsbetreuung: In der Gemeinde leben 45 Flüchtlinge, die von 40 ehrenamtlichen Helfern unterstützt werden.

"Hirschlanden ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was Bürgersinn und Bürgergeist alles bewegen können", sagte auch Landrat Dr. Achim Brötel. Und weiter: "Wenn es so etwas wie ein Markenzeichen für uns im Neckar-Odenwald-Kreis gibt, dann ist es der sensationelle ehrenamtliche Einsatz so vieler Menschen in den unterschiedlichsten Bereichen." Das Ehrenamt gebe der Gesellschaft Halt.

Es gab auch Raum für Probleme, die Einwohner des ländlichen Raumes umtreiben. Oft würde behauptet, dass der ländliche Raum im Vergleich zu Ballungszentren benachteiligt sei, sagte Kretschmann. Jedoch sei das Gegenteil der Fall: "Baden-Württemberg hat nicht ein Zentrum, sondern überall starke Räume. Und diese sollen weiterentwickelt werden." Zentral seien Weiterentwicklungen im Breitbandausbau, dem Bildungsbereich und dem Verkehrswesen. In Rosenberg wünscht man sich, so Baar, eine bessere Vertaktung in Sachen Bahnanschluss und bessere Nahversorgung.

Dem "offiziellen Teil" folgte eine Diskussionrunde mit Bürgern. Zur Sprache kam das Thema Windkraft, das die Einwohner über die Gemeinde Rosenberg hinaus polarisiert. Windkraftkritiker trugen ihre Bedenken in Sachen Infraschall, Wohnortnähe der Anlagen und Naturzerstörung vor. Kretschmann antwortete mit einer Gegenfrage: "In Baden-Württemberg gibt es 3,6 Millionen Hektar Natur. Wie können 1000 Anlagen, für die jeweils etwa ein Hektar gerodet werden muss, die Natur zerstören?" Um den Klimawandel in den Griff zu bekommen, sei die Energiewende unabdingbar, welche ohne Windkraftanlagen nicht zu stemmen sei. "Der Klimawandel wird die Natur stärker verändern als 1000 Windräder", so der Ministerpräsident. Diskutiert wurde auch der Stellenwert der beruflichen Schulen. "Andere Länder hätten gerne unsere duale Ausbildung", sagte Kretschmann und verwies darauf, dass eine duale Ausbildung "hervorragende Perspektiven" eröffne. Besprochen wurden auch die medizinische Versorgung und die Vereinsförderung.