Internetzugang: Neckar-Odenwald-Kreis startet "kooperativen Breitbandausbau"
So schnell "drin" ist kein anderer Kreis – Im März geht es mit einer Investition von rund 36 Millionen Euro los

Hand drauf: Kooperativ bauen die Telekom, der Landkreis und die darin verbundenen 27 Städte und Gemeinden das Breitbandnetz aus. 36 Mio. Euro werden dafür investiert, dass Ende 2017 der Kreis flächendeckend mit schnellem Internet versorgt ist. Foto: Heiko Schattauer
Von Heiko Schattauer
Neckar-Odenwald-Kreis. Geschwindigkeit ist das A und O im Internet. Nicht nur im Netz und bei den Nutzern selbst, sondern auch drumherum. Das haben längst auch die Entscheidungsträger im Neckar-Odenwald-Kreis erkannt - und schnell gehandelt: Gemeinsam mit der Telekom bauen Kreis und Kommunen die Breitbandversorgung in der Region aus. Rund 36 Millionen Euro werden für einen flächendeckenden Internetzugang mit mindestens 30mBit/Sekunde investiert. Gestern fiel mit der Vertragsunterzeichnung der Startschuss für das beispielhafte Projekt. Als erster Landkreis in Baden-Württemberg realisiert der NOK gemeinsam mit der Telekom den wegweisenden Netzausbau.
Dass man mit dem Spurt zum schnellen Internet den richtigen Weg eingeschlagen hat, dessen ist sich nicht nur Dr. Achim Brötel sicher. Ehe man im Foyer des Landratsamtes die Verträge "über Bau und Betrieb eines flächendeckenden NGA-Breitbandnetzes" im Kreis unterzeichnete, betonte der Landrat die "ungeheuere Bedeutung dieses Investitionsprogramms". Man wolle und werde den Beweis antreten, dass es auch im ländlichen Raum möglich ist, die schnelle Glasfasertechnologie näher zu den Bürgern zu bringen. Und das "ohne einen Cent Förderung", wie Brötel noch einmal verdeutlichte.
Realisiert wird der "kooperative Ausbau unter Partnern" (Brötel) über ein sogenanntes Deckungslückenmodell. Das heißt, der Landkreis und die Städte und Gemeinden im NOK decken die Wirtschaftlichkeitslücke ab, die ein flächendeckender Ausbau auf dem flachen Land (mit kleinen Dörfern, Höfen etc.) eben mit sich bringt. Rund 9,6 Mio. Euro steuern demnach Kreis (übernimmt 1/3 des Kostenanteils) und Kommunen (2/3) zu den rund 36 Mio. Euro Gesamtinvest bei.
Hintergrund
August 2014: Erste interne Besprechung über einen möglichen kooperativen Ausbau im Landratsamt.
November 2014: Außerordentliche Bürgermeisterversammlung zur Beratung des Vorgehens.
Februar 2015: Außerordentliche
August 2014: Erste interne Besprechung über einen möglichen kooperativen Ausbau im Landratsamt.
November 2014: Außerordentliche Bürgermeisterversammlung zur Beratung des Vorgehens.
Februar 2015: Außerordentliche Bürgermeisterversammlung, Entscheidung zur Aufteilung der Kosten.
März 2015: Grundsatzbeschluss des Kreistags für europaweites Ausschreibungsverfahren.
Frühjahr/Sommer 2015: Teilnahmewettbewerb (Phase 1).
Juli 2015: Beschluss des Kreistags über das weitere Vorgehen.
Sommer/Herbst 2015: Verhandlungsverfahren (Phase 2)
Dezember 2015: Zuschlag flächendeckender Ausbau an die Telekom.
Januar 2016: Offizielle Vertragsunterzeichnung in Mosbach.
Dafür "liefert" die Telekom die In-frastruktur, um 95 % des Neckar-Odenwald-Kreises mit schnellem Internet und einer Datenübertragung von mindestens 30 mBit/Sekunde zu versorgen. Allein ein halbes Dutzend Vertreter hatte gestern die Telekom nach Mosbach entsandt - ein weiteres Indiz dafür, dass es sich hier um kein ganz alltägliches Projekt handelt. Neben Ulrich Adams, Vorstandsbeauftragter für den Breitbandausbau in Deutschland, und Dipl.-Ing. Frank Bothe, Leiter der Technik-Niederlassung Südwest, waren auch noch Martin Stiebitz (Projektleiter), Joachim Otto (Regio-Manager Infrastrukturvertrieb), René Kuisle (Projektleiter NOK-Ausbau) und Hubertus Kischkewitz (Pressesprecher) bei der Vertragsunterzeichnung mit dabei.
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"Schnelles Internet gehört zum Leben wie Gas, Wasser und Strom", unterstrich Ulrich Adams. Drum investiere die Telekom auch "massivst" in den Ausbau des Breitbandnetzes im Land. Die Geschwindigkeit, die man beim Projekt im Neckar-Odenwald-Kreis bis dato gegangen sei, werde man auch beim Ausbau halten, verspricht Adams. Technikleiter Frank Bothe sieht sich und das Ausbauteam gut vorbereitet für das sportliche Ziel, den Kreis bis Ende 2017 komplett mit mindestens 30mBit/Sek. (mittels Vectoring-Technik ist noch mehr möglich) versorgt zu haben. Aktuell befinde man sich in der Detailplanung, im März sollen die ersten Tiefbauarbeiten für Kabelverlegungen anlaufen.
In Mosbach und Obrigheim beginnt der Ausbau, in Adelsheim, Elztal, Fahrenbach, Limbach, Schefflenz und Seckach soll er im Dezember 2017 abgeschlossen werden. Insgesamt 100 Kilometer werde man "tiefbauend" bearbeiten, 400 Kilometer Glasfaserkabel verlegen, 30 neue Multifunktionsgehäuse errichten, etliche bestehende aufrüsten. Mit einem professionellen Projektmanagement will man den Ausbau begleiten, via Onlineportal über die anstehenden Maßnahmen informieren.
"Wir vertrauen auf ihre Zusage, dass bis Ende 2017 alles abgeschlossen sein wird", betonte Sekachs Bürgermeister Thomas Ludwig als Kreisvorsitzender des Gemeindetags. Der allgemeine Nutzen dieses Projekts liege klar auf der Hand, der Schulterschluss im Kreis - auch der Kreistag hatte einstimmig für Projekt und Auftragsvergabe votiert - sei dennoch bemerkenswert.
"Ihr Landkreis eilt voraus", wertete Ulrich Adams, nachdem Technikleiter Bothe auf RNZ-Nachfrage auch die Einhaltung des Kostenrahmens bekräftigt hatte. Mit Tinte und per Handschlag besiegelte man den kooperativen Ausbau. Die Bestellung ist also raus, die Lieferung muss nun noch folgen.



