Schnelles Internet: Der Neckar-Odendwald-Kreis sprintet weiter
Der Kreistag macht den nächsten Schritt zum Breitbandausbau - Durch das hohe Tempo soll der Standortvorteil gesichert werden

Kabel zum Glück? Mit einer flächendeckenden Breitbandversorgung will der Neckar-Odenwald-Kreis sich einen echten Standortvorteil verschaffen. Der Kreistag gab in seiner jüngsten Sitzung im Bürgerzentrum Fahrenbach grünes Licht für den Breitbandausbau in der Region, die Telekom soll die notwendige Infrastruktur schaffen und liefern. Foto: Heiko Schattauer
Von Heiko Schattauer
Neckar-Odenwald-Kreis. Das Tempo bleibt hoch. Muss es wohl auch, denn wer bei diesem Thema nicht aufs Tempo drückt, könnte ganz schnell abgehängt werden. Mit Höchstgeschwindigkeit will man daher im Neckar-Odenwald-Kreis zum "Schnellen Internet", ohne weiße Flecken, überall in der Region. Diesen möglichen Standortvorteil möchte man sich nicht nehmen lassen, zumal bereits ein gewisser Vorsprung im Datenübertragungsrennen herausgearbeitet wurde. Der Kreistag beschäftigte sich in seiner jüngsten Sitzung in Fahrenbach - einmal mehr - mit dem Thema der flächendeckenden Breitbandversorgung im Kreis. Und gab grünes Licht für Bau und Betrieb eines sogenannten "Next Generation Access"(NGA)-Breitbandnetzes im Neckar-Odenwald-Kreis.
Hintergrund
Einstimmig votierte der Kreistag für die Vergabe zum Bau und Betrieb eines NGA-Breitbandnetzes (Dienstleistungskonzession) im Kreis an die Telekom.
Norbert Rippberger (CDU) sieht mit der Auftragsvergabe an die Telekom "einen Meilenstein erreicht". Der
Einstimmig votierte der Kreistag für die Vergabe zum Bau und Betrieb eines NGA-Breitbandnetzes (Dienstleistungskonzession) im Kreis an die Telekom.
Norbert Rippberger (CDU) sieht mit der Auftragsvergabe an die Telekom "einen Meilenstein erreicht". Der sei Lohn für hartnäckige Arbeit vieler Beteiligter. Eine schnelle Internet-Verbindung sieht er als "enorme Steigerung der Attraktivität des Kreises".
Karlheinz Graner (SPD) erachtet schnelles Internet als "unbedingte Voraussetzung" für wirtschaftliches Wachstum. "Breitband ist Daseinsvorsorge", so Graner.
Friedrich Bopp (Freie Wähler) sprach in Bezug auf den Ausbau nach NGA-Rahmenregeln von einer "goldrichtigen Entscheidung". Damit könne man die "Pole-Position" in Baden-Württemberg einnehmen.
Georg Moser (Grüne) bekannte, dass "für den Kreis nur der bereits begangene Weg Sinn macht", da hier eben schon viel Geld verbaut worden sei. Der lange erhoffte Breitbandausbau werde dringend benötigt.
Achim Walter (FDP) unterstrich noch einmal den "riesigen Wettbewerbsvorteil" durch ein flächendeckendes schnelles Internet.
Heribert Fouquet (Freie Wähler) wies derweil auf eine ebenfalls notwendige Verbesserung des Mobilfunknetzes in der Region hin. schat
Die Telekom soll dieses Projekt stemmen, für das rund 36 Mio. Euro veranschlagt sind. Der Kreis muss nach aktuellem Stand (die Mehrwertsteuerfrage ist noch zu klären) rund 9,6 Mio. Euro zusteuern, um die errechnete Wirtschaftlichkeitslücke zu schließen. Binnen 24 Monaten will die Telekom die baulichen und technischen Voraussetzungen schaffen, um am Ende 95 Prozent des Landkreises mit schnellem Internet - mindestens 30 mBit/Sekunde - zu versorgen. Die verbleibenden fünf Prozent (die nur unter sehr hohen Kosten mit einem Breitbandausbau abzudecken wären) sollen u.a. via LTE ebenfalls eine schnelle Verbindung erhalten. "Wir lassen niemanden auf der Strecke", versicherte Telekom-Techniker Dipl.-Ing. Frank Bothe. Aktuell seien im Landkreis lediglich fünf Prozent mit 30 bis 50 mBit/s versorgt.
Für den geplanten Breitbandausbau - gebietsweise innerhalb von zwei Jahren - seien u.a. 100 Kilometer Tiefbauarbeiten notwendig, erläuterte Bothe den Kreisräten, 325 sogenannte Multifunktionseinheiten müsse man auf bestehende Netze aufschalten. Zwar sei "Glasfaser bis in die Wohnung für alle" das langfristige Ziel der Telekom, mittelfristig sei aber auch mit den vorhandenen Kupferkabeln dank technischer Aufrüstung eine Temposteigerung von bis zu 100 mBit/Sekunde (über Vectoring) möglich, so Bothe: "Wir müssen jetzt nicht gleich jeden Vorgarten aufgraben. Aus den Kupferkabeln lässt sich noch viel rausholen." Von bis zu 500 mBit/s sprach Bothe in diesem Zusammenhang. Mit Glasfaserkabeln will man von der jeweiligen Telekom-Betriebsstelle aus die (neuen) Multifunktionsgehäuse anfahren, von dort aus werden die Daten via Kupferkabel in die Haushalte geschickt. Bothe versicherte, dass die Telekom die Vorgaben in zeitlicher, finanzieller und qualitativer Hinsicht einhalten wird: "Wir können das", verwies er auf bereits erfolgreich realisierte Projekte in Hessen.
In Baden-Württemberg indes wäre der Neckar-Odenwald-Kreis der erste, der sich derart (schnell) auf den Weg zum flächendeckend schnellen Internet macht. Als "Sprint in die Zukunft" bezeichnet Landrat Dr. Achim Brötel diesen Weg, allerdings gebe es auch Fußfesseln. Vom Land kommt keine Förderung, ob es eine vom Bund gibt, ist fraglich. Beantragt sei diese zwar, ungewiss aber, wann man diesbezüglich mit einem Bescheid rechnen könne. Man will keine Zeit verlieren, den Breitbandausbauweg notfalls ohne Förderung beschreiten.
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Mit der Vergabe von Ausbau/Betrieb an die Telekom - der Kreistag votierte einstimmig - macht man den nächsten großen Schritt. Das Votum fiel wohl auch deshalb so klar aus, da Dipl.-Ing. Gregor Strobl vom Büro IK-T nach eingehender Prüfung des Telekom-Angebots empfohlen hatte, "den Zuschlag zu erteilen". Das Angebot war allerdings auch alternativlos, der eigentliche Mitbewerber "pepcom" hatte zwischenzeitlich abgesagt. Nach dem grünen Licht aus dem Kreistag sollen die Vorbereitungen nun umgehend anlaufen. Die Tiefbauarbeiten will die Telekom im März (in Mosbach und Obrigheim) starten, bis Ende 2017 sollen dann im Kreisgebiet flächendeckend die Voraussetzungen fürs schnelle Internet geschaffen sein. Es ist ist also weiter Tempo gefragt.



