Chirurgische Praxis und OP-Bereich sollen erweitert werden
Gemeinderat beschäftigte sich mit dem Hardheimer Krankenhaus – Die Entwicklung ist positiv

Ein alltägliches Bild: Die Patienten stehen vor der chirurgischen Praxis am Krankenhaus Schlange. Ein Anbau in Richtung Rettungswache soll Abhilfe schaffen.
Hardheim. (rüb) Mehr als eine Stunde lang beschäftigte sich der Gemeinderat am Montag mit dem Thema "Krankenhaus". Verwaltungsleiter Ludwig Schön stellte dem Gremium die aktuelle Entwicklung, den anstehenden Erweiterungsbau und die weiteren Pläne vor. Seine zentrale Botschaft: Die erfreuliche Entwicklung der jüngsten Vergangenheit hat auch eine Schattenseite. Und die heißt Platznot. Deshalb sollen, so die Pläne der Verwaltung, die chirurgische Praxis und der OP-Bereich durch einen Anbau erweitert werden. Rund 600.000 Euro müsste die Gemeinde dafür ausgeben.
Begleitet von Architekt Jürgen Löffler und leitendem Arzt Dr. Herbert Schmid schaute Schön zunächst auf das Jahr 2016 zurück, das mit einem überschaubaren Defizit von rund 250.000 Euro abgeschlossen wurde und das von steigenden Patientenzahlen und einer deutlichen Zunahme des Fallschweregrades ("Case Mix Index") geprägt gewesen sei. Sein Fazit: "Wir sind mehr als zufrieden!" Das Krankenhaus beschäftigt aktuell gut 100 Mitarbeiter. Hinzu kämen zahlreiche weitere Arbeitsplätze für externe Dienstleistungen und in den angeschlossenen Praxen. Und noch eine interessante Zahl hatte Schön in petto: Rund 25 Prozent der Patienten kämen inzwischen aus dem benachbarten Bayern.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: So erfreulich die stetige Ausweitung des ärztlichen Leistungsspektrums ist - allein in den vergangenen eineinhalb Jahren sind drei neue Mediziner hinzugekommen -, so groß wird durch den starken Patientenzustrom die Raumnot. Im erst vor fünf Jahren in Betrieb genommenen OP-Bereich bestehe dringender Handlungsbedarf, da die Nebenräume, und hier insbesondere das Sterilgutlager, aus allen Nähten platze. Vor allem die Zunahme der endoprothetischen Operationen, die sehr komplex seien, sei hierfür verantwortlich. Bei der Planung des Neubaus sei dies nicht absehbar gewesen, erklärte Schön.
Ähnlich sehe es in der chirurgischen Gemeinschaftspraxis aus, die täglich mehr als 200 Patientenkontakte zähle. "Die Räume sind auf die Menge an Ärzten und Patienten nicht ausgelegt", sagte Schön. Die Verpflichtung neuer Ärzte (inzwischen sind es vier Belegärzte) und ihre gute Reputation seien für diese eigentlich erfreuliche Entwicklung mitverantwortlich. Zum Teil müssten die Patienten im Freien warten, da in der Praxis kein Platz mehr sei. "Die Praxis ist restlos überlaufen. Die Situation ist auf Dauer nicht tragbar." Der Verwaltungsleiter veranschaulichte seine Ausführungen mit Fotos der einzelnen Bereiche.
Mit einem zwischen drei und fünf Meter breiten Anbau an die chirurgische Praxis - in Richtung Rettungswache - sollen beide Problemfelder bald schon der Vergangenheit angehören. Der Fußweg vom Parkplatz zum Krankenhaus müsste dafür verlegt werden. Im Erdgeschoss könnten weitere Sprechzimmer, ein zusätzlicher Warteraum und eine größere Anmeldung entstehen.
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Ein Stock höher - im OP-Bereich - wäre Platz für die notwendige Erweiterung der Nebenräume (Umkleide, Ver- und Entsorgung, Sterilgutlager). Und im zweiten Obergeschoss könnte die gynäkologische Praxis ihren Wartebereich erweitern.
Die Kostenschätzung des Architekturbüros GJL (Karlsruhe) geht von einer Summe von 945.000 Euro aus. Für den Bereich des OP wurde eine Förderung des Regierungspräsidiums Karlsruhe in Aussicht gestellt. Sollte diese wie einkalkuliert fließen, dann würde für die Gemeinde ein Restbetrag von 595.000 Euro verbleiben. Allerdings sei parallel dazu mit höheren Mieteinnahmen durch die Vergrößerung der Praxen zu rechnen.
Damit aus dem Krankenhaus in den nächsten Jahre keine Dauerbaustelle wird und um Synergieeffekte zu nutzen, schlug Schön vor, sowohl den Bau des neuen Bettentrakts als auch die neuen Erweiterungspläne gleichzeitig zu verwirklichen. Beim Blick in die weitere Zukunft nannte der Verwaltungsleiter zudem die unbefriedigende Parkplatzsituation, die in den nächsten Jahren weitere Baumaßnahmen nach sich ziehen werde.
Bürgermeister Rohm bezeichnete die Pläne als "sinnvoll und notwendig". Auch wenn die Investitionen angesichts der Finanzlage der Gemeinde nicht leicht zu stemmen seien, so sei es doch allemal angenehmer, über Erweiterungen nachzudenken, als sich Gedanken über Schließungen oder Sozialpläne machen zu müssen. "Das Krankenhaus ist dazu verdammt zu wachsen", sagte Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Ingo Großkinsky. Um wirtschaftlich überleben zu können, brauche man auch weiterhin mehr Patienten und einen höheren Fallschweregrad. Dafür müsse man die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Sein Appell an die Ratskollegen: "Wir dürfen die Patienten nicht im Regen stehen lassen!" In der Sommerpause werden sich die Fraktionen mit dem Thema befassen. In der Septembersitzung soll dann der Gemeinderat darüber abstimmen.



