Buchen

AWN plant Erweiterung der Deponie "Sansenhecken"

Deponie soll in die Höhe wachsen - Entsorgungssicherheit für insgesamt 30 bis 35 Jahre

14.10.2020 UPDATE: 14.10.2020 18:00 Uhr 3 Minuten, 27 Sekunden
Blick von oben auf „Sansenhecken“: Innerhalb des mit Punkten markierten Bereichs soll die Deponie in die Höhe wachsen. Luftbild: AWN

Buchen. (rüb) Noch 10, maximal 15 Jahre, dann ist die Deponie voll, oder – um im Fachjargon zu bleiben – das Verfüll-Ende erreicht. Wohin dann mit den im Neckar-Odenwald-Kreis anfallenden mineralischen Abfällen wie Bauschutt oder Straßenaufbruch? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Landkreises (AWN) schon seit Längerem. Wie eine mögliche Antwort aussehen könnte, das hat Landrat Achim Brötel in der Kreistagssitzung am Mittwoch in Waldbrunn verraten: Die Deponie "Sansenhecken" bei Buchen soll wachsen – nicht in die Breite, sondern in die Höhe. Werden die Pläne, die AWN-Geschäftsführer Mathias Ginter der RNZ vorstellte, in die Tat umgesetzt, dann erhöht sich die Restlaufzeit der Deponie um weitere 20 bis 25 Jahre lang, und die Entsorgungssicherheit ist mindestens bis ins Jahr 2050, möglicherweise sogar bis 2060 gewährleistet.

Hintergrund

> Gesamtareal: 20 Hektar

> Deponiefläche: 14 Hektar

> Verfüllvolumen: ca. 2 Millionen Kubikmeter

> verfügbares Verfüllvolumen: ca. 400.000 Kubikmeter

> Entsorgungssicherheit aktuell: 10 bis 15 Jahre

> zusätzliches

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> Gesamtareal: 20 Hektar

> Deponiefläche: 14 Hektar

> Verfüllvolumen: ca. 2 Millionen Kubikmeter

> verfügbares Verfüllvolumen: ca. 400.000 Kubikmeter

> Entsorgungssicherheit aktuell: 10 bis 15 Jahre

> zusätzliches Verfüllvolumen durch die geplante Deponieerweiterung: maximal 1 Million Kubikmeter

> Entsorgungssicherheit nach der Erweiterung: 30 bis 35 Jahre

> bisherige Gesamthöhe über Referenzebene Deponiestraße: 0 bis 5 Meter

> geplante neue Gesamthöhe über Referenzebene Deponiestraße: 25 bis 30 Meter.

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Doch noch steht das Vorhaben "Deponieerweiterung" ganz am Anfang. Dass die AWN dennoch so früh an die Öffentlichkeit geht, hat einen guten Grund: "Wir möchten die Bürger mitnehmen und setzen auf möglichst große Transparenz", erklärt Ginter, der weiß, dass bei der Müllentsorgung die Emotionen hochkochen können wie bei kaum einem anderen Thema. Deshalb werden die betroffenen Anwohner schon bald zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, wo ihnen die Pläne vorgestellt werden.

Die Deponie "Sansenhecken" ging 1983 in Betrieb. Damals ging man davon aus, dass die Deponie – Fassungsvermögen: zwei Millionen Kubikmeter – die Entsorgungssicherheit im Neckar-Odenwald-Kreis für einen Zeitraum von etwa 20 Jahren sicherstellen könnte. "Die Art und die Menge der zu deponierenden Abfälle haben sich jedoch im Laufe der letzten Jahrzehnte völlig verändert, so dass wir dort bis heute Material annehmen können", verdeutlicht Ginter.

Anfangs wurden nahezu alle im Landkreis anfallenden Abfälle auf "Sansenhecken" entsorgt – vorwiegend Haus- und Gewerbemüll, aber auch Klärschlamm und Metalle sowie Grüngut. Der Deponieraumverbrauch betrug zu Beginn rund 130.000 Kubikmeter pro Jahr. Heute sind es weniger als 40.000. Dies liegt nicht daran, dass weniger Müll anfallen würde, sondern in erster Linie an Änderungen in der Entsorgung: So werden seit 2005 ausschließlich mineralische Abfälle deponiert. Während das Grüngut in Kompostwerken aufbereitet wird und Verpackungsmüll über das duale System entsorgt wird, landet der im Landkreis anfallende Restmüll in der Müllverbrennungsanlage in Mannheim.

So wird sich die Ansicht aus Richtung der Straße Am Kaltenberg laut Vorentwurf verändern. Durch das Pflanzen von Bäumen soll der 25 bis 30 Meter hohe Hügel, der nach der Aufschüttung begrünt wird, zumindest etwas „versteckt“ werden. Foto/Projektion: VisionFuturo

Auf "Sansenhecken" eingelagert werden also nur noch mineralische Abfälle. Dennoch ist nun das Verfüll-Ende der Deponie in Sicht. Alle Verfüllabschnitte sind bereits erschlossen. Verfügbar ist derzeit nur noch ein Volumen von weniger als 400.000 Kubikmetern. Daraus lässt sich eine Restlaufzeit von 10 bis höchs-tens 15 Jahren ableiten.

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Einfach eine neue Deponie aufzumachen, wäre keine Lösung, verdeutlicht der AWN-Geschäftsführer: "Für solche Projekte gibt es in der Gesellschaft keine Akzeptanz mehr." Nicht von ungefähr ist "Sansenhecken" eine der letzten in Betrieb genommenen Deponien dieser Kategorie in ganz Baden-Württemberg. Außerdem gebe es im Landkreis aus geologischer Sicht überhaupt keinen geeigneten Standort.

"Deshalb müssen wir die Kapazität der bestehenden Deponie besser nutzen", erklärt Ginter, "deshalb starten wir ein Projekt zur Vergrößerung des Ablagerungsvolumens." Um keine weiteren Flächen zu verbrauchen, soll die Deponie dafür nicht in die Breite wachsen, sondern nach oben: Um etwa 25 bis 30 Meter sollen Teilbereiche des Deponiegeländes höher werden als bislang geplant. Rund 1.000.000 Kubikmeter zusätzliches Fassungsvermögen könnten dadurch entstehen.

"Damit wollen wir auch weiterhin die Wirtschaftlichkeit der Deponie sicherstellen und die einmalige Chance nutzen, das Verfüllvolumen zu erhöhen und dies noch dazu ohne weiteren Flächenverbrauch", betont Ginter. Die Erschließungsstruktur wie Zufahrtswege sei bereits vorhanden, so dass lediglich die innere Erschließung und das Oberflächenprofil anzupassen seien. Zum Nulltarif sei auch diese Deponieerweiterung nicht zu haben, aber es sei die beste Lösung. "Wir leisten auch einen Beitrag für die Entsorgungssicherheit im Land, da unsere Abfälle im Landkreis entsorgt werden können. Für unsere Kunden bedeutet dies weiterhin kurze Entsorgungswege und damit geringere Kosten im Vergleich zu überregionalen Entsorgungswegen", verdeutlicht der Geschäftsführer.

Damit würde die AWN sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Auch ohne eine Erweiterung der Deponie müsste nämlich das ursprünglich geplante Oberflächenprofil nach Ablauf der Verfüllzeit angepasst werden. Seit dem Bau der Deponie in den 80er Jahren haben sich die technischen Anforderungen deutlich verschärft. "Die ursprünglich geplante Oberflächenform darf heute so nicht mehr umgesetzt werden, da die damals vorgesehenen Böschungswinkel zu flach sind und nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen", erläutert Ginter.

Foto: AWN

Wird die Deponie wie vorgesehen erhöht, hat das natürlich Auswirkungen auf ihr Erscheinungsbild. Es entsteht ein weithin sichtbarer Hügel, der am Ende des Ausbaus – in gut 30 Jahren – aber begrünt sein wird. Ergänzend sind landschaftspflegerische Maßnahmen, wie das Pflanzen von Bäumen, vorgesehen, damit der neue Anblick, etwa vom Kaltenberg aus, so verträglich wie möglich ausfällt. "Dennoch ist uns klar, dass unsere Pläne nicht überall Freude auslösen werden", ist sich AWN-Geschäftsführer Ginter sicher. "Aber es ist nun einmal unsere Aufgabe, die Entsorgungssicherheit zu gewährleisten."

Während die direkten Nachbarn noch in diesem Jahr informiert werden sollen, ist für das Frühjahr ein sogenannter Scoping-Termin geplant, bei dem die Vertreter der verschiedenen Fachbehörden und Umweltverbände ihre Einschätzung zum anstehenden Planfeststellungsverfahren geben werden.

Erfahrungsgemäß wird bis zur Genehmigung einiges an Zeit vergehen: "Realistisch betrachtet rechnen wir mit vier bis fünf Jahren", sagt Ginter. Doch was passiert, wenn die Zustimmung der Genehmigungsbehörden ausbleiben sollte? "Wir haben keinen Plan B. Die Deponieform muss auf jeden Fall geändert werden, und wir werden am Ende des Verfahrens mehr Volumen haben!"

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