Alte Mälzerei

Mosbacher Gastronome wundern sich über Gastropläne

Kultur- und Tagungszentrum bekommt ein neues privatrechtliches Kleid - Fokus auf Kulturbetrieb

26.04.2018 UPDATE: 27.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

Eine neue Rechtsform erhält das Tagungszentrum "Alte Mälzerei". Foto: Ursula Brinkmann

Von Ursula Brinkmann

Mosbach. Aufeinander folgten in der April-Sitzung des Mosbacher Gemeinderats drei Tagesordnungspunkte, die das Kultur- und Tagungszentrum Alte Mälzerei im Blick hatten, den Blick zurück und den nach vorn. Denn mit dem Jahresabschluss 2017 sowie dem Schlussbericht des Amtes für Interne Revision konnte Oberbürgermeister Michael Jann zunächst einmal feststellen: "Es wurde gut und sparsam gewirtschaftet." In Zahlen bedeutet es, dass der erwartete Verlust und der somit im Haushalt eingestellte Ausgleich um 85.000 Euro unterschritten werden konnte. 470.000 Euro musste die Stadt in den Eigenbetrieb "buttern", der 2017 sein 20-jähriges Bestehen feierte.

Das gute Ergebnis führte Arnd Koppelhuber vom Amt für Interne Revision und Beratung auf die "deutlich gestiegenen Umsatzerlöse" zurück, die mit gestiegenen Besucherzahlen korrelierten. 420.000 Euro betrugen die Umsätze und damit 80.000 Euro mehr als im Vorjahr. Im 21. Betriebsjahr, auch das sagte Koppelhuber, sei mit steigenden Kosten für die Bauunterhaltung zu rechnen. Und dann sagte er noch, was auf die nächsten Tagesordnungspunkte hinwies: "2018 ist das voraussichtlich letzte Jahr, in dem wir den Jahresabschluss prüfen." In seinen Dank für die "tolle Zusammenarbeit" stimmten nacheinander die Sprecher aller Fraktionen ein; ein einstimmiger Beschluss war da die logische Folge.

Einer Meinung war der Rat auch, was den künftigen Weg der Alten Mälzerei betrifft. Der Eigenbetrieb der Stadt soll ausgegliedert, zwei rechtlich eigenständige Gesellschaften gegründet werden: für das operative Geschäft eine Alte Mälzerei Verwaltungs GmbH, für den Tagungs- und Gastrobetrieb die Kultur- und Tagungszentrum Alte Mälzerei GmbH & Co. KG. Die Stadt Mosbach ist einzige Gesellschafterin beziehungsweise einzige Kommanditistin der Gesellschaften. Von "untergeordneter Bedeutung" soll der Gastronomiebetrieb sein. "Hauptzweck der Kommanditgesellschaft", so OB Jann, "ist die kulturelle Daseinsvorsorge." Nur wenn alle Leistungen (…) in gleicher Qualität angeboten würden, führt die Beschlussvorlage aus, könne der Betrieb insgesamt erfolgreich geführt werden.

Die Führung der Verwaltungs GmbH soll der bisherige Geschäftsführer des Eigenbetriebs, Bürgermeister Michael Keilbach, übernehmen, womit er quasi die gleiche Funktion in der KG inne hat. Das Personal sowohl des stadteigenen Tagungsbetriebes als auch das des bisherigen Gastro-Pächters Emig will die neue Gesellschaft übernehmen - plus Neue, was mit der Anstellung von Ruth Goldbaum als Gastro-Leitung seit Beginn des Monats schon ein konkretes Gesicht bekommen hat.

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Die Umwandlung und ihre komplexe rechtliche Konstruktion nahm man mit der Steuerberatungsgesellschaft Odenwald Treuhand vor. Deren Geschäftsführer Martin Hess erläuterte dem Gremium auf Nachfrage von AL-Rätin Barbara Klein einen Sachverhalt, der den gefassten Beschluss zum Ausgliederungs- und Übernahmevertrag unter Vorbehalt stellt. Denn ob die Ausgliederung steuerneutral zum Buchwert erfolgen kann, das muss das Finanzamt erst noch verbindlich bestätigen. Beantragt ist sie.

Gleichwohl sehen alle Volksvertreterinnen und -vertreter im eingeschlagenen Weg den - wie es Josef Bittler von der CDU ausdrückte - "einzig sinnvollen" und votierten einstimmig für die Beschlussvorlagen. Dass es dazu auch andere Ansichten gibt, machte Bernadette Martini am Ende der Sitzung deutlich, in der "Fragestunde der Einwohner". Sie vertrete hier eine Vereinigung Mosbacher Gastronomen, die sich fragen, warum für die Fortführung der Mälzerei-Gastronomie keiner von ihnen angesprochen worden sei. "Das wurde nicht ausgeschrieben", erzeugte sie spontanen Applaus von den gut besetzten Zuhörerreihen. Man traue ihr und anderen wohl nicht zu, das zu tun, was die Familie Emig geleistet habe.

OB Jann hielt dagegen, dass sich bei ihm niemand gemeldet habe. "Und das Ende der Ära Emig war doch bekannt." Michael Keilbach argumentierte mit der Notwendigkeit, einen reibungslosen und schnellen Wechsel hinzukriegen; auch sei der Betrieb des Restaurants nicht wesentlich im Vergleich zum Umfang des Gesamtbetriebs. Ortsvorsteher Jürgen Brauch erinnerte in der Diskussion an die häufigen Wechsel in der Gastronomie der Pattberghalle in den 70er-Jahren. "Erst mit Emigs wurde es gut", befürwortete er den Weg der Stadt Mosbach, den diese in der Alten Mälzerei bisher gegangen sei und nun weitergehen werde.

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