JVA übergibt neue Bücherzelle an die Stadt
Strafgefangene fertigten weiteres Symbol der guten Zusammenarbeit - Bücherschrank lädt zum Tauschen von Lesestoff ein

Adelsheim. (ahn) "Ich finde, dass die ,Bücherzelle‘ ein schönes Wortspiel ist", sagte Tanja Will gestern im Hof vor dem Adelsheimer Rathaus. In der Tat: Denn den neuen Bücher-Tasch-Schrank, der nun an die Stadt übergeben wurde, haben Häftlinge der JVA erbaut. Die Lebensgefährtin von Bürgermeister Wolfram Bernhardt hatte dieses Vorzeigeprojekt zusammen mit Petra Berger, der Leiterin der Stadtbücherei, ins Leben gerufen. Berger hatte bereits während des ersten Lockdowns die Idee, eine Bücherkiste zum Tauschen von Lesestoff vor die Stadtbücherei zu stellen. Nun ist aus der kleinen Kiste eine feine Bücherzelle geworden.
Klein, aber fein war auch die Runde, die sich zur offiziellen Übergabe einfand: Neben Leiterin Katja Fritsche und Verwaltungsleiter Klaus Brauch-Dylla von der JVA waren Stadtrat Ralph Gaukel (SPD), die beiden Initiatorinnen des Projekts sowie Bürgermeister Wolfram Bernhardt gekommen. Auch dessen Kinder waren dabei und halfen fleißig, die Bücher einzuräumen. Denn schließlich hatte die Bürgermeisterfamilie einen Geburtstag zu feiern.
Als passendes Geschenk – allerdings für die Stadt – lieferten Mitarbeiter des Bauhofs die Bücherzelle pünktlich um 15 Uhr im Rathaushof ab. Und das Geschenk ist auf mehreren Ebenen wertvoll: Denn nicht nur geht der Sachwert in den vierstelligen Bereich, wie Katja Fritsche informierte, sondern die neue Bücherzelle trägt auch einen Teil "zur Förderung von Lesen, Bildung und Kultur bei", wie sich alle einig waren.
Einen hohen Wert hat die Bücherzelle auch für die Jugendstrafgefangenen, die sie entsprechend ihren Kenntnissen und Fähigkeiten zusammen mit den Meistern der Gefängnis-Schreinerei, André Winkler und Andreas Faulhaber, hergestellt hatten. "Dadurch haben die Jugendlichen das Gefühl, dass sie gebraucht werden. Dass sie auch einen Teil zur Gesellschaft beitragen können. Das ist ganz wichtig", betonte Fritsche.
Doch wie kam es überhaupt zu diesem fruchtbaren Projekt? Nach der eingangs beschriebenen Idee von Petra Berger mit der Tauschkiste sei es schon immer die Idee von Lesern gewesen, einen Bücherschrank zum Tauschen zu realisieren, wie die Büchereileiterin erklärte. Schließlich griff Tanja Will diese Idee auf und brachte die JVA ins Spiel. Und dann war der Weg nicht mehr weit bis zur Fertigung der schmucken Zelle.
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Diese bietet nun allen Interessierten die Möglichkeit, alte, gut erhaltene Bücher dort einzustellen. Natürlich dient die Bücherzelle aber auch als Stöber- und Fundort für Lesestoff, der mitgenommen werden darf. Da dürfte für jeden das eine oder andere gebundene Schmuckstück mit dabei sein.
Damit das Ganze aber nicht zum Entsorgungsort für ausgediente und schlecht erhaltene Bücher verkommt, gibt es einige Regeln, über die ein Zettel informiert: So soll vor allem pfleglich mit den Büchern und dem Mobiliar umgegangen werden, außerdem ist die Zelle in einem ordentlichen Zustand zu hinterlassen.
Damit dies auch eingehalten wird, soll ein Verein gegründet werden, der sich um die Bücherzelle kümmert, wie Tanja Will berichtete. Dieser Verein soll dann auch die Stadtbücherei bei Themen rund um Kultur, Lesen und Bildung unterstützen.
"Außerdem wäre es schön, wenn die Bevölkerung sich aufgerufen fühlt, sich auch um die neue Bücherzelle zu kümmern", so Will. Denn schließlich sei dies ein Projekt "von Bürgern für Bürger".
Für diese Unterstützung dankte die Büchereileiterin Berger. Sie verlieh auch ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Bücherzelle an ihrem prominenten Ort im Hof des Rathauses "durch die örtliche Nähe einige Leser in die Stadtbücherei lockt".
Worte des Danks gab es auch von Bürgermeister Bernhardt an die Adresse der JVA. "Die Stadt schätzt den Einsatz und die Spende der JVA ungemein. Wir sind mächtig dankbar dafür."
"Das haben wir sehr gerne gemacht", erwiderte Fritsche, die ihrer Freude darüber Ausdruck verlieh, dass mit der Bücherzelle nun jeder Zugang zu Bildung und zum Lesen habe – und zwar "barrierefrei und ohne einen Bibliotheksausweis haben zu müssen".
"Ich fände es schön, wenn die Leute die neue Bücherzelle nutzen, denn es ist ein hochwertiges Produkt", so Fritsche, die versprach, dass sie auch selbst Bücher liefern werde.
Und in einem waren sich alle einig: "Es ist ein weiteres tolles Symbol für die gute Zusammenarbeit zwischen der JVA und der Stadt."