Adelsheim

Das ist der Stand der Dinge bei den Schallschutzwänden

Gemeinderat entscheidet im Mai über Lärmschutz an Bahngleisen in Adelsheim und Sennfeld - Baubeginn frühestens in fünf Jahren

17.04.2020 UPDATE: 18.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 53 Sekunden
Effektiver Lärmschutz durch den Bau hoher Wände oder freie Sicht ohne Schallschutz– das sind die beiden Perspektiven, die sich den Anwohnern an Gleise in Adelsheim (Foto) und Sennfeld bieten. Foto Andreas Hanel

Adelsheim. (ahn) Bis zu drei Meter hoch sollen die Schallschutzwände entlang der Bahngleise in Adelsheim und Sennfeld werden – stellt sich die Frage, was mehr wiegt: der Lärmschutz der Anwohner oder die Ästhetik des Stadtbilds. Dass solche Fragen auch die Bürger Adelsheims beschäftigen, zeigte sowohl das Interesse am städtischen Bürgerforum am 8. März, bei dem die Bürger über eben dieses Thema abstimmen konnten, als auch die vielen Fragen, die diesbezüglich seitens der Bürger an die Stadtverwaltung gerichtet wurden. Die Rhein-Neckar-Zeitung hat sich bei Bürgermeister Wolfram Bernhardt nach dem aktuellen Stand der Dinge informiert.

Beim ersten Adelsheimer Bürgerforum, am 8. März im Forum des EBG, hatten die Adelsheimer die Möglichkeit, über die Schallschutzwände abzustimmen. Foto: Joachim Casel

"132 Bürger haben beim städtischen Bürgerforum über das Thema abgestimmt", informiert das Stadtoberhaupt. Wie sehr das Thema polarisiert, zeigt das Ergebnis der Abstimmung, das nicht gerade eindeutig ausfällt: Für Lärmschutzwände in Adelsheim stimmten 61, Gegenstimmen gab es 46. Bei möglichen Wänden in Sennfeld sieht die Situation indes schon anders aus: 35 Bürger stimmten dafür, während 42 dagegen waren.

"Dieses Abstimmungsergebnis werden wir im Gemeinderat, der über dieses Thema letztlich entscheidet, natürlich berücksichtigen", sagt Wolfram Bernhardt. Allerdings wird es – bedingt durch das Coronavirus – noch eine Weile dauern, bis es zu einer Entscheidung kommt. "Da wir im April keine öffentliche Gemeinderatssitzung haben, das Thema aber von großen öffentlichen Interesse ist, wird das Thema im Mai entschieden, wenn sich die Lage hinsichtlich des Versammlungsverbotes hoffentlich wieder etwas entspannt haben wird", so Bernhardt.

Sollte sich das Gremium für eine Installation der Schallschutzwände aussprechen, wird die Bahn allerdings erst frühestens in fünf Jahren mit dem Bau beginnen. Der Grund: "Da die Deutsche Bahn deutschlandweit solche Maßnahmen durchführt, muss die Umsetzung eingeplant werden. Aufgrund der derzeitigen Kapazitäten bei der Bahn und bereits laufender Maßnahmen geht man seitens der Bahn von solch einem langen Vorlauf aus", informiert Bürgermeister Bernhardt.

Mit dem Bau der Wände werden dann auch gleichzeitig die passiven Maßnahmen, also das Austauschen von Fenstern, angegangen. Falls betroffene Eigentümer schon zuvor Fenster austauschen wollen, könnten sie dies – auf eigenes Risiko – tun und eine rückwirkende Förderung erhalten, wie die Stadtverwaltung mitteilt. In diesem Fall erhielten die Eigentümer auf Antrag von der Bahn ein Informationsschreiben und eine Bestätigung zur rückwirkenden Erstattung.

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"Rund 280 Anlieger kämen für den geförderten Fensteraustausch infrage", berichtet Bernhardt. "Bei den Schallschutzfenstern würde die Bahn 75 Prozent der Kosten tragen, 25 Prozent hätte der Hauseigentümer zu tragen." Zuvor, informiert die Stadtverwaltung, werde ein objektbezogenes Gutachten erstellt, in dem festgelegt werde, welche Maßnahmen anzugehen sind, zum Beispiel neben dem Fensteraustausch auch eine Rollladendämmung oder Schalldämmlüfter. Zusätzliche Rollos würden hingegen nicht gefördert.

Wer auf solch eine Förderung hoffen kann, das bestimmen aufwendige Schallberechnungen, die im Vorfeld angestellt wurden. Der Schienenverkehrslärm wird nach der Schall 03-Norm, die Bestandteil der 16. Bundes-Immissionsschutzverordnung ist, berechnet.

Mit in diese Berechnungen, deren Parameter die Anwohner eher begünstige, fließe vor allem die nächtliche Lärmbelastung, die von Güterzügen hervorgerufen werde, so die Stadtverwaltung. Die Bahnstrecke zwischen Heilbronn und Würzburg werde nämlich insbesondere nachts von der Audi AG für Kfz-Transporte genutzt. Die maximalen Geschwindigkeiten für die jeweiligen Streckenabschnitte würden durch verschiedene Trassenparameter festgelegt. Aus Wettbewerbsgründen sei eine Geschwindigkeitsbegrenzung für den Nachtzeitraum (zwischen 22 und 6 Uhr) nicht vorgesehen. Eine gute Neuigkeit gibt es allerdings: Mit dem Fahrplanwechsel zum 13. Dezember dieses Jahres würden keine lauten Güterwagen mit Grauguss-Bremssohlen mehr eingesetzt.

Im Bereich Sennfelder Bahnhof/Bahnhofstraße könnte ein Schallschutzwand entstehen. Foto: Andreas Hanel

Die Schallschutzwände, die gegen den Lärm installiert werden sollen, sind bis zu drei Meter hoch. Wie Sabine Weiler von der DB Netz AG im Oktober 2018 bei einer Infoveranstaltung im Kulturzentrum verlauten ließ, seien für Adelsheim nach den Berechnungen der Schalluntersuchung drei Lärmschutzwände mit einer Höhe von je drei Metern und einer Gesamtlänge von 2,6 Kilometern vorgesehen: an der Unteren Austraße, am Panoramaweg und in der Wemmershöfer Straße. Für Sennfeld steht eine 2,5 Meter hohe Lärmschutzwand mit einer Länge von 1,3 Kilometern an der Bahnhofstraße zur Diskussion.

Alternativ gäbe es noch neuartige sogenannte niedrige Schallschutzwände. Doch bei diesen müssten weitere Maßnahmen ergriffen werden, damit der Lärmschutz annähernd mit dem einer zwei Meter hohen Wand vergleichbar sei. Dadurch sind diese niedrigen Schallschutzwände also verhältnismäßig teuer.

Apropos teuer: "Die Errichtung der Schallschutzwände bezahlt die Bahn zu 100 Prozent", wie Bürgermeister Wolfram Bernhardt berichtet. Allerdings: "Die Reinigung von beispielsweise angebrachten Graffiti – sollte man diese nicht wollen – hätte die Stadt zu tragen."

Das sind allerdings Fragen, die dann diskutiert werden müssen, wenn die Schallwände stehen – also frühestens in fünf Jahren, sollten sie überhaupt errichtet werden ...

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