Die Brücke in den Arbeitsmarkt
Das Berufsbildungswerk qualifiziert seit 40 Jahren junge Menschen mit speziellem Unterstützungsbedarf für ihre berufliche Zukunft

BBW-Leiter Manfred Weiser konnte neben vielen Gästen auch den großen APG-Chor zur 40-Jahr-Feier begrüßen. Foto: Michael Walter
Von Ursula Brinkmann
Mosbach. 1970 schlug mit dem Aktionsprogramm der Bundesregierung zur Förderung der Rehabilitation der Behinderten die Geburtsstunde der Berufsbildungswerke (BBW). 1977, vor 40 Jahren, wurde in Mosbach ein BBW geschaffen; seit 2011 ist es um den Standort Heidelberg erweitert. Rund 3000 Jugendliche und junge Erwachsene haben seither den Sprung in die Arbeitswelt geschafft. Dank einer Einrichtung, ohne die es für die allermeisten wohl anders gelaufen wäre. Das BBW Mosbach-Heidelberg feierte diese 40 Jahre des Bestehens und der beruflichen Rehabilitation für Jugendliche mit Behinderungen, mit Lern- und psychischen Beeinträchtigungen in der Aula des BBW.
Weit mehr als 100 Menschen feierten mit, und dabei ist der große Chor des Auguste-Pattberg-Gymnasiums mit rund 80 Sängerinnen und Sängern nicht einmal mitgerechnet. Stimmgewaltig und schwungvoll eröffneten sie die Festveranstaltung mit einem Song, dessen Refrain wohl auch für die Rehabilitanden des BBW gelten könnte: Better is one day in your courts, better is one day in your house. Manfred Weiser, der Leiter des BBW, sprach zwar von einer Baustelle, auf der er die Gäste begrüßte, sah darin aber zugleich ein Bild für den beständigen Wandel, in dem sich das BBW befinde. Ihn zu gestalten, das sei für die Mitarbeiter eine wunderschöne, schwierige Aufgabe.
"Auch ein lernschwacher Auszubildender kann irgendwas gut", ist Alois Gerig überzeugt. Der CDU-Bundestagsabgeordnete plädierte dafür, dass diesen jungen Menschen das Recht und die Chance eingeräumt werde, mitzuhalten. Drei der Auszubildenden, Patrick D’Apolonia, Isabella Schlicksupp und Thala Dorlok von der Schülervertretung, bat Dr. Dorothee Schlegel zu sich ans Rednerpult. Frei nach Hemingway dankte die SPD-Bundestagsabgeordnete dem BBW dafür, dass es aus den Jugendlichen heraushole, was in ihnen stecke. "Leider fehlt es in der Öffentlichkeit manchmal an der Anerkennung."
Davon konnte beim Festakt allerdings keine Rede sein. Von der Bundesagentur für Arbeit, Hauptkunde und -auftraggeber, Rehabilitations- und Kostenträger des BBW mit "Phasen uneinheitlicher Meinung", war Thekla Schlör von Schwäbisch Hall nach Mosbach gekommen. In der engen Kooperation mit den Arbeitsagenturen und den Betrieben sieht sie dennoch den Erfolgsgaranten: "Erfolg gelingt nur gemeinsam." Im Bereich der geplanten Ausbildungsrichtung Fachwerker/-in im Forst ist ein solcher Partner das Landratsamt. Als Erster Landesbeamter des Neckar-Odenwald-Kreises ergriff Dr. Björn-Christian Kleih das Wort. Vom Forst zur Bildungslandschaft war es nur ein kleiner Gedankensprung: "Wir freuen uns über diesen wichtigen Kooperationsbaustein in der Bildungslandschaft des Landkreises."
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Weisers Erwähnung der BBW als Baustelle griff Dr. Hanns-Lothar Förschler auf; er ist Vorstandsvorsitzender der Johannes-Diakonie, der Trägerin des Berufsbildungswerks. Die Kosten der Brandschutzmaßnahmen, die derzeit umgesetzt werden, bezifferte er auf 4,5 Millionen Euro. Außer der Nennung der Partner aus den Arbeitsagenturen, aus Industrie und Handwerk und "der ganzen Gesellschaft" war es Förschler wichtig, die Duale Hochschule zu erwähnen, die mit 600 Studenten in den Gebäuden des BBW ein "Glücksfall und damit ein deutlicher Schritt zur Inklusion ist". Für Mechthild Ziegler vom Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Lernbehinderungen bereitet die verzahnte Ausbildung der BBW "unsere Jugendlichen auf ein aktives Leben vor."
Wie schon Förschler ging auch Klaus Helmling von der Mitarbeitervertretung der Johannes-Diakonie kurz auf die wirtschaftliche Problematik des BBW ab 2006 ein. "Aber zusammen haben wir die Kurve gekriegt." Mit einem Vortrag zeichnete am Schluss des Rednerreigens eine Vertreterin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ein differenziertes Bild der Berufsbildungswerke in der Vergangenheit, aber auch für die Zukunft. Nach Ansicht von Petra Spätling-Fichtner ist das BBW Mosbach-Heidelberg seit 40 Jahren für viele "die Brücke in den Arbeitsmarkt." Eingezäunte Exotengärtchen, warb sie sehr deutlich für einen umfassenden Inklusionsgedanken, das könne die Zukunft der BBW nicht sein. "Hier bei Ihnen ist das vorbildlich geschehen."



