Klima-Wissenschaftler steht im Goldenen Buch von Mosbach
OB-Stellvertreter Georg Nelius durfte sich über einen neuen, außergewöhnlichen Eintrag ins Ehrenbuch der Stadt freuen

Das Goldene Buch der Stadt hat seinen ersten Nobelpreisträger: Prof. Dr. Paul J. Crutzen (Mitte) trug sich gestern in das Ehrenbuch ein. Foto: Schattauer
Mosbach. (schat) Stattliche 80 Quadratmeter misst die Bibliothek von Hans Günter Brauch. Doch am Mittwoch war der lehrreiche Raum definitiv zu klein. Und dabei war es noch nicht einmal die schiere Zahl der Menschen, die sich in der Mosbacher Bergsteige eingefunden hatten, sondern mehr noch deren Hintergrund und Kenntnisschatz, die den vorhandenen Rahmen im friedlichen Sinn sprengten. Gleich ein Dutzend renommierter Wissenschaftler fand sich auf Einladung des Mosbacher Friedensforschers Dr. Hans Günter Brauch in Mosbach ein, um über den menschlichen Einfluss auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde zu diskutieren.
Hintergrund
Nobelpreisträger Prof. Dr. Paul J. Crutzen (83) war von 1980 bis 2000 Direktor der Abteilung Chemie der Atmosphäre des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz. Zuvor war er unter anderem an Universitäten in Kalifornien und Seoul tätig, lehrte am Georgia
Nobelpreisträger Prof. Dr. Paul J. Crutzen (83) war von 1980 bis 2000 Direktor der Abteilung Chemie der Atmosphäre des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz. Zuvor war er unter anderem an Universitäten in Kalifornien und Seoul tätig, lehrte am Georgia Institute of Technology und war außerordentlicher Professor an der Universität Stockholm. In den 1980er-Jahren trug Crutzen wesentlich zur Aufklärung der Grundlagen für die Entstehung des Ozonlochs bei. Sein Hauptforschungsgebiet war und ist die Atmosphärenchemie im Zusammenhang mit dem Klima. 1995 erhielt Crutzen (mit M. Molina und F. Rowland) den Nobelpreis für Chemie.
Anthropozän: Im Jahre 2000 gaben Crutzen und sein Kollege Eugen F. Stoermer der aktuellen, durch den Menschen geprägte Epoche der Erdgeschichte, einen Namen: Anthropozän. Damit will man verdeutlichen: Der Mensch ist inzwischen zum (wichtigsten) geologischen Faktor geworden. Auf dem Intern. Geologischen Kongress in Kapstadt 2016 bestätigte eine 2009 gebildete und aus mittlerweile 35 Wissenschaftlern bestehende Arbeitsgruppe zum Anthropozän die Thesen von Crutzen/Stoermer.
AG Friedensforschung und Europäische Sicherheitspolitik: Die AG will wissenschaftliche Beiträge zur Verwirklichung eines Friedenszustands leisten, Sicherheitspolitik hat für die AG den Schutz der gesellschaftlichen Errungenschaften, demokratischer und kultureller Werte zum Ziel.
Ein wahrlich großes Thema für eine private Bibliothek im beschaulichen Mosbach. Und mittendrin auch noch ein Nobelpreisträger: Prof. Dr. Paul Crutzen, 1995 für seine Arbeiten zur Atmosphärenchemie mit dem Preis ausgezeichnet, trug sich im Laufe des Austauschs ins Goldene Buch der Stadt Mosbach ein. Der Niederländer war natürlich der "Stargast" unter den Teilnehmern des wissenschaftlichen Experten-Austauschs, der zugleich ein vorgezogenes und vor allem hochkarätig besetztes Geburtstagsfest war. Der Gastgeber feiert nämlich heute seinen Jahrestag.
Gekommen waren am gestrigen Mittwoch aber nicht nur Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Polen Wales, Mexiko, Bangladesch und den USA, sondern auch Vertreter der Stadt Mosbach. OB-Stellvertreter Georg Nelius durfte sich über einen neuen, außergewöhnlichen Eintrag ins Ehrenbuch der Stadt freuen. Ein Nobelpreisträger wie Prof. Dr. Paul J. Crutzen fand sich darin bis dato noch nicht. "Ihr Besuch ist eine große Ehre für uns", kommentierte Nelius, ehe der ausgezeichnete Wissenschaftler seine Unterschrift leistete. Zuvor hatte der höfliche Gast noch ein Lob für Mosbach erteilt: "Hier ist es ja schöner als in Mainz", befand Crutzen.
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Freuen durften sich indes auch zwei weitere Gäste in Brauchs Bibliothek: Jochen Herkert und Raimar Wiegand überreichte Hans Günter Brauch später jeweils eine Ausgabe des "Handbuchs zum Übergang zur Nachhaltigkeit und zum nachhaltigen Frieden", das der Mosbacher gemeinsam mit Prof. Dr. Úrsula Oswald Spring (Mexiko/Generalsekretärin der Internationalen Friedensforschungsgesellschaft), Prof. Dr. John Grin (Uni Amsterdam) und Prof. Dr. Jürgen Scheffran (Uni Hamburg) verfasst hat. Im 1000 Seiten mächtigen Nachschlagewerk lässt sich künftig am Nicolaus-Kistner-Gymnasium und in der Mediathek lesen.