Hundeexperte Martin Rütter

"Hunde empfinden Glück und Liebe"

Im RNZ-Interview spricht Rütter über seine Show und die besondere Beziehung zwischen Mensch und Hund.

11.05.2022 UPDATE: 12.05.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 58 Sekunden
Martin Rütter ist von der charakterlichen Vielfalt der Hunde fasziniert. Foto: Alex Stiebritz

Buchen. (tra) Seit vielen Jahren arbeitet Martin Rütter im Fernsehen mit Hunden. Durch Sendungen wie "Der Hundeprofi" oder "Die Welpen kommen" wurde er bekannt. Der aus dem Ruhrpott stammende Rütter ist aber nicht nur Hundetrainer, sondern auch Autor, Moderator und Entertainer. Seine Live-Shows haben bisher zwei Millionen Zuschauer erlebt. Dieses Jahr startet er seine neue Tour "Der will nur spielen!" und tritt am 17. Mai in Buchen in der Stadthalle auf. Wir haben uns mit ihm über sein Lieblingsthema unterhalten: Hunde.

Herr Rütter, Ihre Live-Show hat den Titel "Der will nur spielen!". Wie kamen sie auf das Thema, und worauf dürfen sich die Zuschauer freuen?

Die Leute können sich auf einen schönen Mix aus Information und Unterhaltung freuen. Alle werden jede Menge Spaß haben, aber definitiv auch etwas lernen, das sie für ihren Alltag mit Hund nutzen können. Dieses Ziel werde ich bei meinen Shows immer verfolgen. "Der will nur spielen!" ist mein mittlerweile fünftes Live-Programm und gleichzeitig meine Jubiläumstour, da ich seit mehr als 25 Jahren als Hundetrainer arbeite. Gemeinsam werden wir in "Der will nur spielen!" so einen kleinen Abriss der letzten 25 Jahre machen. Denn als ich angefangen habe, war ich ein Exot. Da sind die Leute noch mit einem Kettenhalsband über den Hundeplatz gerannt, haben "Platz" geschrien und der Hund sollte sich hinschmeißen. Dann kam ich und habe gesagt: "Ja, aber warum eigentlich?"

Also es macht ja überhaupt keinen Sinn. Ich bin zu Hausbesuchen gefahren, habe die Leute da unterstützt, wo sie Probleme haben und so weiter. Heute ist es ja so: Wenn eine durchschnittliche Hundehalterin spazieren geht und eine Runde um den Block läuft, sieht sie aus, als würde sie auswandern (lacht). Sie hat eine Literflasche Wasser für den Hund dabei, ne Wärmedecke, einen dicken Mantel, sie hat zwei verschiedene Leinen, sie hat drei Spielzeuge, einen Klicker und einen Tracker, falls der Hund verloren geht. Sie hat einfach alles dabei. Und als ich angefangen habe, da ist der Opa mit dem Dackel zum Kiosk gegangen, hat sich ne Fricko reingefeuert, mit dem Hund geteilt, ne Flasche Bier getrunken und ist wieder nach Hause gegangen. Also Hundetraining fand nicht statt. Und auf genau diese Reise begeben wir uns dann auch auf meiner neuen Tour.

Sie haben auch eigene Hunde. Nehmen Sie diese bei Ihren Touren mit oder müssen die Vierbeiner daheim bleiben?

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Mein Hund Emma ist immer mit dabei. Auch bei den Dreharbeiten – und auf meiner Live-Tour sowieso. Aber: natürlich nicht auf der Bühne, sondern in bester menschlicher Gesellschaft entweder dahinter oder im Hotel. Es ist toll, dass das so gut klappt, denn Emma ist – egal wo wir sind – auch immer so ein Stückchen Zuhause für mich.

Da die Pandemie langsam an Dynamik verliert, sind zum Glück nicht nur wieder Live-Shows möglich, sondern die Leute ziehen aus dem Homeoffice wieder ins Büro um. Wie sollen frisch gebackene Hundebesitzer, die sich in der Homeoffice-Zeit einen Hund zugelegt haben, nun mit ihm umgehen?

Das ist natürlich sehr individuell. Ich denke aber, dass das allein bleiben ein großes Thema werden wird. Mancher Welpe hat mit dem Alleinsein vielleicht sogar noch gar keine Erfahrungen gemacht. Das Trainieren des Alleinbleibens wird also bei vielen älteren Hunden komplett neu aufgebaut werden müssen. Grundsätzlich gilt übrigens: Die wenigsten Hunde sind gerne allein. Vier bis fünf Stunden sollten aber, wenn der Hund vorher genügend Auslauf hatte und ausgelastet wurde, also er vielleicht apportieren musste oder mit ihm Versteckspiele gemacht wurden, kein Problem sein. In jeder guten Hundeschule kann man sich dazu übrigens zu diesem Thema beraten lassen.

Halten Sie es eigentlich für eine gute Idee, wenn man sich in der Corona-Zeit mehr oder weniger spontan einen Hund geholt hat?

Ich habe zu jedem Zeitpunkt der Pandemie dringend davor gewarnt, sich jetzt einen Hund anzuschaffen, weil es die aktuellen Umstände gerade hergeben. So nach dem Motto: Jetzt habe ich nichts zu tun, dann hole ich einen Hund in mein Leben. Denn der Hund ist ja auch noch da, wenn die Pandemie vorbei ist. Und mal unabhängig davon: Selbst, wenn ich jetzt viel Zeit habe, muss ich wirklich genau hinterfragen, ob mein gewöhnlicher Alltag wirklich den Rahmen gibt, einen Hund zu halten. Wenn ich nach der Pandemie also wieder zehn Stunden ins Büro muss, den Hund aber nicht dorthin mitnehmen darf, dann scheidet das auch einfach aus.

Sie arbeiten seit vielen Jahren mit Hunden. Haben Sie in diesen Jahren etwas über die Vierbeiner gelernt, das Sie besonders beeindruckt?

Mich beeindruckt immer wieder diese unglaubliche Vielfalt. Jeder Hund ist ein eigenständiges Wesen mit ganz individuellen Stärken, Schwächen, Bedürfnissen und Charaktereigenschaften. So gesehen warten mit jedem Hund, den ich kennenlerne, neue spannende Momente auf mich. Und wenn wir die verschiedenen Tiere vergleichen, dann passt der Hund tatsächlich am besten von allen zum Menschen. Denn Gefühle beim Hund sind messbar, da sie Hormone ausschütten: Und Hunde, die ihren Halter wiedersehen, empfinden Glück und – ja – so etwas wie Liebe, weil entsprechende Hormone ausgeschüttet werden. Außerdem hat der Hund eine Eigenschaft, die sonst kein Tier hat: Der Hund ist in der Lage, einen Artfremden als gleichwertigen Sozialpartner zu sehen. Der Hund weiß, dass wir kein Hund sind. Aber wir können für den Hund so wichtig werden wie ein anderer Hund. So etwas kann keine Katze, kein Pferd und kein Wellensittich. Selbst ein Affe kann das nicht. Ich glaube, das macht diese spezielle Nähe zwischen Mensch und Hund aus.

Und was haben Sie in dieser Zeit über Hundehalter gelernt?

Dass das Problem in 99 Prozent der Fälle immer der Mensch ist. Meist fehlt es ihm an Konsequenz und Disziplin, die unersetzliche Faktoren in Sachen Hundeerziehung sind. Es bedarf fester Regeln, an die sich beide halten müssen. Will der Halter nicht, dass der Hund auf die Couch geht, dann muss er ihm das konsequent vorleben. Heute nein, morgen aber ja – das verwirrt den Hund nur und ist dementsprechend kontraproduktiv. Wichtig ist immer, dass der Mensch die Entscheidungshoheit besitzt, das schafft beim Hund Vertrauen.

Und zum Schluss: Die Buchener Show ist ausverkauft. Wie finden Sie das?

Darüber freue ich mich einfach wahnsinnig. Es ist sensationell und ganz eindeutig ein Zeichen dafür, dass wir uns gegenseitig vermisst haben. Und für alle, die für den Termin keine Karte mehr bekommen haben: Wir machen mit "Der will nur spielen!" auch in Heilbronn (6. Dezember) und Mannheim (19. Januar) Halt.

Info: www.martin-ruetter-live.de/termine

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