Buchen-Hettingen

Breite Zustimmung fürs Pflegeheim

Projekt bei Ortschaftsrat vorgestellt - Nur die Zufahrt sorgt in Hettingen für Diskussion

10.03.2021 UPDATE: 11.03.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 25 Sekunden
Eine mögliche Lösung: Die Zufahrt zum Pflegeheim könnte direkt in der Kreuzung der Alten Buchener Straße geschaffen werden.

Hettingen. (rüb) "Das Pflegeheim ist eine große Chance für Hettingen!" Nicht nur Ortsvorsteher Timo Steichler und der Ortschaftsrat, auch mehrere Zuhörer betonten dies in ihren Wortmeldungen. Trotz dieser breiten Unterstützung gibt es aber noch offene Fragen. Vor allem die Zufahrt bereitet den Anwohnern Kopfzerbrechen: Der schlechte Zustand der Alten Buchener Straße und die unübersichtliche Kreuzungssituation mit der Straße Am Blassenrain sorgten dafür, dass die angedachte Zufahrt in die Kritik geriet. Die folgende Diskussion war jedoch äußerst konstruktiv, so dass dabei eine mögliche Alternative erarbeitet wurde, die nun auf ihre Realisierbarkeit überprüft wird.

Wie groß das Interesse der Hettinger an dem Vorhaben ist, zeigte sich beim Blick in die voll besetzten Zuhörerreihen. Betreiber Klaus Baier (Geras GmbH, Berlin) und Bauträger Udo Schwetlick (Offenburg) stellten das Projekt und ihre Unternehmen zunächst vor (s. u.), ehe Ortsvorsteher Steichler die Sitzung unterbrach, um Fragen und Wortmeldungen der Zuhörer zu ermöglichen.

Zunächst wies Schwetlick aber darauf hin, dass es gegenüber der ursprünglichen Planung eine Änderung gegeben habe: Der Standort des Pflegeheims wurde um mehrere Meter nach Süden – Richtung Landesstraße – verschoben, so dass die angrenzenden Nachbarn von ihrer Terrasse aus später nicht mehr auf das Gebäude blicken, sondern weiter freie Sicht ins Tal haben werden. "Damit haben wir die Wünsche der Anwohner berücksichtigt und tangieren mit dem Bauvorhaben die Hecke nicht", sagte Schwetlick. Einem möglichen Konflikt mit dem Naturschutz gehe man so aus dem Weg.

Mögliche Sichtbeeinträchtigungen wurden dann aber doch zum Thema: Anwohner Günter Heßling erkundigte sich nach der Höhe der neben dem Pflegeheim geplanten zweigeschossigen Seniorenwohnanlage. Diese ist näher an der Alten Buchener Straße und an den angrenzenden Häuser geplant. Trotz des steilen Geländeniveaus sei nicht zu erwarten, dass dies große Auswirkung auf die Sicht haben werde, meinte Schwetlick, da die Geschosshöhe kleiner als beim Pflegeheim sei.

Anwohnerin Claudia Kirchgessner bat den Ortschaftsrat, sich Gedanken über die Zufahrt zu machen. In den Plänen ist eine Zufahrtsstraße von der Alten Buchener Straße aus eingezeichnet, was sie als problematisch bezeichnete. Eine Erschließung des Pflegeheims von der Landesstraße aus sei – auch für die künftige Entwicklung des Gebiets – die bessere Wahl. Dies sah auch Günter Heßling so, der den schlechten Zustand der schmalen Alten Buchener Straße ansprach. Im Begegnungsverkehr müssen beide Fahrzeuge ins Bankett ausweichen.

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Hintergrund

> Die Geras Seniorenpflege GmbH wurde 2008 in Berlin von Klaus Baier – einem gebürtigen Buchener – gegründet. Das Unternehmen ist in den letzten Jahren stark expandiert und betreibt inzwischen sechs Pflegeheime mit 580 Betten und 400 Mitarbeitern. Vor zwei Jahren

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> Die Geras Seniorenpflege GmbH wurde 2008 in Berlin von Klaus Baier – einem gebürtigen Buchener – gegründet. Das Unternehmen ist in den letzten Jahren stark expandiert und betreibt inzwischen sechs Pflegeheime mit 580 Betten und 400 Mitarbeitern. Vor zwei Jahren verwirklichte Geras in Kooperation mit dem Bauträger Schwetlick (Offenburg) das erste Projekt im Neckar-Odenwald-Kreis, in Mudau. Seither sind weitere Heime in Höpfingen (Inbetriebnahme war im November) und Merchingen (Eröffnung ist für Mai geplant) hinzugekommen.

> Bereits vor rund eineinhalb Jahren wollte Geras im Hettinger Ortskern ein Pflegeheim errichten. Dieser Plan scheiterte aber damals an nicht lösbaren Grundstücksfragen. Nun unternimmt Geras auf Vermittlung von Ortsvorsteher Steichler einen neuen Anlauf: Der Standort liegt nun am Ortsausgang Richtung Buchen, auf einer landwirtschaftlichen Fläche unterhalb des Baugebiets "Blasse" und in direkter Nachbarschaft zum Sportgelände des FC Viktoria Hettingen.

> Der Plan sieht ein zwei- bzw. dreigeschossiges Pflegeheim mit 60 Einzelappartements vor. Von der Talseite sind drei Geschosse zu sehen, von oben nur zwei. Vorgesehen sind vier Wohngruppen à 15 Plätze. Rund 50 Arbeitsplätze sollen entstehen. In den Geras-Heimen wird selbst gekocht, und auch die Reinigung erfolgt durch eigene Kräfte. Wie in den anderen Einrichtungen soll es auch in Hettingen ein öffentlich zugängliches Café geben, um so Kontakte zwischen den Bewohnern und der Bevölkerung zu ermöglichen.

> Seniorenwohnanlage: Neben dem Pflegeheim – in Richtung Sportplatz – ist ein zweigeschossiges Gebäude mit acht altersgerechten Wohnungen geplant. Diese Wohnungen können gemietet oder gekauft werden.

> Das weitere Vorgehen: Mit den Grundstückseigentümern ist der Bauträger nach eigener Aussage weitgehend einig. Der Ortschaftsrat hat das Vorhaben am Dienstag einstimmig befürwortet. Nun muss der Gemeinderat die Fläche als Sondergebiet "Seniorenzentrum" ausweisen. rüb

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"Wir bauen keinen Supermarkt", stellte Ortsvorsteher Steichler klar, und Klaus Baier zeigte auf, was an Lieferverkehr zu erwarten sei: Zweimal pro Woche würden Lebensmittel per Lkw angeliefert, einmal pro Woche komme ein Lkw der Wäscherei und einmal im Monat eine Lieferung mit hauswirtschaftlichem Material. Hinzu kämen Fahrten von Mitarbeitern, Ärzten und Besuchern.

"Es stimmt, dass die Alte Buchener Straße nicht besonders geeignet ist", räumte Klaus Baier ein, allerdings sei eine Erschließung über die Landesstraße auch nicht einfach. Ortschaftsrat Otto Kern bestätigte dies und zeigte auf, dass die Genehmigungsfähigkeit zunächst überprüft werden müsse. Udo Schwetlick sah wenig Chancen für diese Variante, da der vorhandene Feldweg und die verfügbare Fläche zu schmal für eine Straße seien. Aber auch er räumte ein, dass die Verkehrssituation ein Problem sei, "das wir lösen müssen".

Eine mögliche Lösung lieferte dann Anwohner Elmar Kirchgessner: Die Zufahrt könnte um rund 30 Meter Richtung Ortskern verschoben werden, so dass die Zufahrtsstraße direkt in die Kreuzung Alte Buchener Straße/Am Blassenrain münden würde. Dies könnte die Verkehrssicherheit in diesem unübersichtlichen Bereich erhöhen und gleichzeitig den schlecht ausgebauten Bereich der Alten Buchener Straße entlasten.

"Das könnte erfolgversprechend sein", betonte Fachbereichsleiter Günter Müller von der Stadt Buchen. Anders sehe es mit dem Vorschlag aus, das Pflegeheim von der Landstraße aus anzufahren: Es sei unwahrscheinlich, dass die Stadt dort eine neue Straße baut, zumal ihr die nötigen Grundstücke nicht gehören.

Verena Müller-Leitz begrüßte die Pläne für das Pflegeheim, wünschte sich aber auch eine Erschließung von Süden her, um das übrige Gelände später einmal als Baugebiet ausweisen zu können. Diesen Wunsch nahm Günter Müller auf, allerdings seien die bisherigen Versuche der Stadt, dort ein Baugebiet zu verwirklichen, an der fehlenden Bereitschaft der Eigentümer, ihre Grundstücke zu verkaufen, gescheitert: "Wir würden dort jedes Grundstück kaufen!"

Ortschaftsrat Roland Linsler freute sich über dieses "wichtige Projekt für Hettingen" und sah in der von Elmar Kirchgessner vorgeschlagenen Zufahrtsvariante eine mögliche Lösung. Bei einer weiteren Bebauung des Areals sei in einigen Jahren aber möglicherweise auch eine Erschließung aus Richtung Süden denkbar.

"Das Pflegeheim würde die Attraktivität Hettingens steigern", sagte Holger Mackert und wies darauf hin, dass es in Hettingen durchaus Bereiche gebe, an denen es mehr Probleme mit dem Verkehr gebe als am geplanten Standort des Heims.

Die Anregungen werden im weiteren Fortgang des Verfahrens nun überprüft. Ortsvorsteher Timo Steichler freute sich am Ende, dass die Bürger frühzeitig die Gelegenheit genutzt hätten, ihre Sorgen und Bedenken loszuwerden. "Keiner ist hier gegen das Pflegeheim", stellte Günter Heßling heraus. Den Anwohnern gehe es nur darum, die beste Lösung zu finden. Dazu passte dann auch die letzte Wortmeldung des Abends: Manfred Nunn, Besitzer des Grundstücks, über das die Zufahrt erfolgen soll, kündigte an, auch für die neu ins Spiel gebrachte Zufahrtsvariante verkaufsbereit zu sein.

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