ACR-Telecom-Prozess: Buchener Geschäftsmann gewährte sich Millionen-Provision

Reisen, Hotel, Rolex: Alles ging auf Spesen - 1000 Euro allein für eine Nacht in Berliner Nobelhotel

29.07.2015 UPDATE: 30.07.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

Die Räume des Unternehmens in Buchen. Foto: Archiv

Von Joachim Casel

Mannheim/Buchen. Es ist ein regelrechtes Zahlenlabyrinth, eines mit Millionen-Umsätzen, Provisionen, fiktiven Überweisungen - und einer mathematischen Revolution. Denn welches Unternehmen kann schon 105 (!) Prozent an Provisionen zahlen? Aber in der Telekommunikationsbranche ist anscheinend mitunter nichts unmöglich.

All das wurde am gestrigen Mittwoch vor der Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht Mannheim im Prozess gegen einen Buchener Unternehmer präsentiert. Dass dabei so manche Rechnung nicht aufgehen konnte, erschloss sich hierbei recht schnell auch den nicht so versierten Mathematikern.

Zum Hintergrund: Am Landgericht Mannheim muss sich derzeit ein 42-jähriger Buchener Unternehmer mit kroatischen Wurzeln verantworten. Dem Mann wird Veruntreuung in 14 Fällen zur Last gelegt. Er soll insgesamt 3,28 Millionen Euro "angeblicher Provisionszahlungen" von der Telekommunikationsfirma ACR GmbH, die er zusammen mit einem Mitgesellschafter betrieb, an ein Unternehmen seines Cousins in Kroatien überwiesen haben. Den Buchungen hätten aber keine Leistung zugrunde gelegen, so die Ansicht der Staatsanwaltschaft.

Im Mittelpunkt des gestrigen Verhandlungstages stand die Aussage einer Beamtin des Landeskriminalamts. Die Buchprüferin hatte verschiedene Zahlungswege von ACR und dem Angeklagten näher unter die Lupe genommen und dabei offenbar einige Ungereimtheiten entdeckt. Als erstes Ergebnis hielt sie fest, dass die Buchhaltung bei ACR ganz gravierende Mängel aufweist.

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In ihrem Prüfbericht ging die LKA-Beamtin insbesondere auf die Provisionsansprüche (des Angeklagten) und die dafür real getätigten Zahlungen ein. Sehr auffällig sind dabei Beträge im Millionenbereich, die als Provision von ACR zunächst dem kroatischen Unternehmen Zeljkov gutgeschrieben wurden und dann wieder zurück auf das Privatkonto des Angeklagten in Buchen flossen.

Während die Richter der Strafkammer, die Staatsanwältin und die Rechtsanwälte teilweise unterschiedliche Meinungen zur Rechtmäßigkeit dieser Zahlungen hatten, waren sich alle drei Parteien in dieser frühen Phase der Hauptverhandlung doch in einem Punkt einig. "Diese ganzen Zahlungen und die Basis dafür sind sicherlich nicht leicht nachzuvollziehen", brachte es der Vorsitzende Richter auf den Punkt.

Deutlich wurde gestern erneut der aufwendige Lebensstil des Angeklagten. Die Zahlungen beglich er in der Regel mit seiner Firmenkreditkarte. Die offenen Rechnungen wurden demzufolge von der ACR GmbH überwiesen. Und die waren teilweise ganz schön happig. 2012 waren es nach Angaben der LKA-Beamtin "nur" 17 400 Euro, die für Auslandsaufenthalte des Angeklagten anfielen, während es ein Kalenderjahr später schon stattliche 232 000 Euro waren.

2014 kamen bis Herbst noch einmal 53 760 Euro dazu. Quittungen oder Belege gebe es dafür jeweils nicht, betonte die Polizeibeamtin gestern vor Gericht. Der Vorsitzende machte die Luxusreisen des Angeklagten exemplarisch an einem Aufenthalt in einem Berliner Hotel deutlich. Für eine Nacht (!) fielen dabei einschließlich Verzehr über 1000 Euro an.

Ebenfalls über die Firmenkreditkarte kaufte der Angeklagte teure Waren für den Privatgebrauch. Im Jahr 2014 erwarb er sie im Wert von 182 000 Euro. Die Gegenstände waren für die Ermittlerin nicht näher zu bestimmen, weil es auch hierfür keine Belege gibt. Dafür ist der Kauf einer 15 000 Euro teuren Rolex-Uhr für den Angeklagten exakt dokumentiert. Bezahlt wurde auch sie von ACR.

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