Wald-Michelbach

Streit um Solarpark im Odenwald

Äcker für Bauern unverzichtbar: Der BUND kritisiert das geplante Photovoltaik-Feld bei Wald-Michelbach und fordert den Ausbau der Windkraft.

04.08.2021 UPDATE: 05.08.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 43 Sekunden
Symbolfoto: dpa

Wald-Michelbach. (cab) Im Bürgerwindpark von Gerichtstetten im Neckar-Odenwald-Kreis drehen sich sechs Windkraftanlagen. Daneben steht ein 4,5 Hektar großer Solarpark, zwei weitere sind in Planung. Beschlossen ist noch nichts. Doch darf man davon ausgehen, dass sich die Behörden den regenerativen Energieplänen nicht verschließen – zumal auch keiner etwas hat gegen das 42 Hektar große Sonnenenergiefeld, das die EnBW bei Altheim bauen will. Weniger geräuschlos geht es im südhessischen Kreis Bergstraße zu. Bei Wald-Michelbach sollen fünf Hektar Land mit Solarmodulen überbaut werden. Das stößt auf heftige Kritik des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Streit um "grüne Energie" ist hier im Odenwald nicht neu. Bürgerinitiativen und Umweltverbände, allen voran der BUND, diskutierten teils heftig schon über den Windpark auf dem "Stillfüssel" bei Wald-Michelbach, wo sich seit drei Jahren nun doch fünf Windräder drehen. Jetzt also der Solarpark, geplant zwischen Kreidach und Siedelsbrunn. Der BUND sieht hier zu wenig Stromertrag auf zu viel Fläche. Außerdem seien die Felder für den Anbau von Nahrungsmitteln unverzichtbar, so Kreisvorstandssprecher Herwig Winter. Die Ecke ist übrigens auch ein beliebtes Naherholungsgebiet. Ein Kletterpark, die Sommerrodelbahn, und auch die Solardraisine der Überwaldbahn ist nicht weit. Der BUND sieht aber vor allem Aspekte der Ernährung und der Effizienz.

Winter mag zwar laut einer Mitteilung in dem Solarfeld einen "gewissen Nutzen für den Klimaschutz" sehen, aber: "Wir können es uns nur deshalb leisten, unsere Ackerflächen mit Photovoltaik zu bestücken, weil wir unsere Nahrungsmittel in aller Welt selbst dort einkaufen, wo Menschen Hunger leiden." Solarmodule gehörten also nicht aufs Feld, sondern auf Hausdächer oder (mit Ständerkonstruktionen) auf versiegelte Flächen wie Parkplätze von Supermärkten.

Der BUND verweist darauf, dass Wald-Michelbach die Chance gehabt hätte, auf einem Bruchteil der Fläche ein Vielfaches an Strom zu erzeugen. Fünf Hektar Solarfeld würden, so Winter, gerade mal Strom für 2000 Haushalte liefern, ein einziges Windrad auf dem "Stillfüssel" Energie für fast 3000 Haushalte. Hier hakt Matthias Hornauer bekräftigend ein, der BUND-Vorsitzende des Ortes: "Ohne der Landwirtschaft Ackerfläche wegzunehmen, hätte Wald-Michelbach mit einem Windpark der neuesten Generation auf dem ’Flockenbusch’ gut zehn Mal mehr Strom erzeugen können als mit fünf Hektar Freiflächen-Photovoltaik." Der BUND wirft der Wald-Michelbacher Gemeindeverwaltung eine Verhinderungspolitik in Sachen Windkraft vor. Dazu Winter: "Wer seine Flächen nicht zur Verfügung stellt, handelt nach dem Sankt-Florian-Prinzip. Andere Regionen sollen in die Bresche springen."

Schließlich gibt der BUND zu bedenken, dass der Kreis Bergstraße – ohne einen weiteren Ausbau der Windkraft – rund 3500 Hektar für Solarstrom bräuchte, um unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Wald-Michelbach umfasst zehn Prozent der Kreisgemarkung. Rein rechnerisch, so der BUND, müssten hier also 350 Hektar mit Modulen bestückt werden.

Auch interessant
Heiligkreuzsteinach: Hessen wollen mehr Windräder errichten als geplant
Walldürn: Riesiger Solarpark für Altheim geplant
Rhein-Neckar: Für Sonnenenergie soll es einen Leitfaden geben
Gerichtsentscheid "Stillfüssel": BUND jubelt, Umweltvereingung nicht
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.