"Tompkins Barracks" Schwetzingen

"Die Migrationsrate ist nach wie vor hoch"

Landes-, Kreis- und Kommunalpolitiker besuchen die Erstaufnahmeeinrichtung in Schwetzingen.

20.05.2022 UPDATE: 21.05.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Diskutierten über die Lage vor Ort: Oberbürgermeister René Pöltl, Andre Baumann, Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder, Siegfried Lorek, Landrat Stefan Dallinger, Carolin Speckmann und Markus Rothfuß (v.l.). Foto: Lenhardt

Von Volker Knab

Schwetzingen. Hoher Besuch in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in den Schwetzinger "Tompkins Barracks": Der in Baden-Württemberg für Migration zuständige Staatssekretär Siegfried Lorek informierte sich gemeinsam mit Staatssekretär Andre Baumann vor Ort über die Einrichtung. Weiter waren bei dem Besuch Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder, Landrat Stefan Dallinger sowie Oberbürgermeister René Pöltl anwesend.

Die Landes- und Kommunalpolitiker lobten vor Ort die gute Zusammenarbeit zwischen den Behörden. Viele Erfahrungen aus der Flüchtlingskrise 2015 sind offensichtlich gut aufgearbeitet worden. Die Politiker lobten auch die große Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung für Flüchtlinge nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Nach Schwetzingen kommen die Flüchtlinge, nachdem sie zunächst in der Erstaufnahmeeinrichtung Patrick-Henry-Village in Heidelberg angelandet sind.

"Das Land Baden-Württemberg und der Rhein-Neckar-Kreis arbeiten ganz reibungslos hier Hand in Hand zusammen", sagte Baumann. Als Schwetzinger wisse er zudem auch, wie gut die Zusammenarbeit mit der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft funktioniere.

"Täglich kommen 200 bis 300 Menschen bei uns in Baden-Württemberg an", machte Staatssekretär Lorek deutlich. Aufgrund des Kriegsgeschehens in der Ukraine sei vorerst auch kein Nachlassen dieses Stroms zu erwarten. Zumal Flüchtende auch aus anderen Krisenregionen nach Deutschland kommen. "Ein Drittel davon sind nicht aus der Ukraine", sagte Lorek. Das dürfe nicht aus dem Blick geraten. "Die Migrationsrate ist nach wie vor hoch." Umso mehr müsse man den Städten und Gemeinden für die Aufnahmebereitschaft dankbar sein. Insgesamt sei es ein sehr dynamisches Geschehen. Auch in finanzieller Hinsicht.

Nach einer Entscheidung des Bundes erhalten Flüchtlinge aus der Ukraine künftig Leistungen aus der Grundsicherung. "Das wird für die Job-Center eine riesige Herausforderung", weiß Lorek. Sein Dank galt auch der Stadt Schwetzingen. An Oberbürgermeister Pöltl gewandt, sagte er: "Sie sind ein großartiger Partner." Landrat Stefan Dallinger appellierte an die beiden Staatssekretäre, "dass die Verteilung der Flüchtlinge gemäß dem vereinbarten Schlüssel funktioniert".

In finanzieller Hinsicht gebe es seitens der Landkreise Gesprächsbedarf mit dem Land. Lorek entgegnete, dass sich der Rhein-Neckar-Kreis inzwischen unterhalb der Schnittzahl befinde. Pöltl strich die gute Zusammenarbeit am Ort seit 2015 heraus. "Das hat sich exzellent eingespielt".

Beim Rundgang durch die mehrere Häuser umfassende Einrichtung auf dem riesigen ehemaligen Militärgelände der US-Armee betonten die Leiter der Einrichtung, Carolin Speckmann und Markus Rothfuß, dass das wichtigste Ziel der Aufnahmezentren sei, Obdachlosigkeit zu verhindern und die Menschenwürde zu erhalten, wenn die geflüchteten Menschen in Deutschland ankommen. Dabei spiele es keine Rolle, ob die Menschen aus der Ukraine oder etwa Syrien kommen.

Die Tompkins Barracks in Schwetzingen bieten Platz für 400 Personen. Aktuell waren am Besuchstag der Politiker weniger erstangekommene Geflüchtete vor Ort, weil eine große Zahl bereits "weiterverteilt" wurde. Schon für den gestrigen Freitag wurde aber mit der Ankunft von weiteren 150 Menschen gerechnet. "Wir werden dann wieder nahe der Zahl 400 sein", sagte Rothfuß. Zudem ist geplant, 200 weitere Ankunftsplätze auf dem Areal zu schaffen. Container sind dabei als Wohnraum angedacht.

Für die geflüchteten Menschen stehen eine Alltagsbetreuung, eine Kinder- und Jugendbetreuung, eine gut ausgestattete Kleiderkammer sowie eine Bibliothek zur Verfügung. Es gibt ein Haus für Familien, meist Mütter mit Kindern, und ein separates Haus für Männer. Auch ein Isolationsbereich für an Covid-19 erkrankte Geflüchtete ist vorhanden.

In der Sozialberatung erfahren die Menschen Hilfe bei ihrem Asylverfahren. Minderjährige und alleingestellte Menschen werden erfasst und Hilfe angeboten, um durch die Flucht zerrissene Familien wieder zusammenzuführen. Diakonie, Caritas und Deutsches Rotes Kreuz aus dem Rhein-Neckar-Kreis arbeiten in einem eigenständigen Beratungszentrum hier Hand in Hand zusammen.

Ismail Mohamed in der Kleiderkammer der „Tompkins Barracks“. Foto: Lenhardt
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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