Verantwortliche wollen kein Geld mehr drauflegen (Update)
Rennserien-Besitzer in die Pflicht genommen - Kein Risiko bei neuem Vertrag

Vom 20. bis 22. Juli macht die Formel 1 in Hockenheim Station. Der Vertrag läuft in diesem Jahr aus. Ob es über 2018 hinaus auf dem Hockenheimring Formel1-Rennen geben wird, ist noch ungewiss. Bislang wurden rund 57.000 Tickets im Vorverkauf abgesetzt. Foto: Kastl
Hockenheim. (dpa-lsw) Auf dem Hockenheimring findet im Juli das Heimrennen für die derzeit nur noch zwei deutschen Piloten Sebastian Vettel und Nico Hülkenberg statt. Der Vertrag endet danach. Wie es weitergeht, ist völlig offen. "Sie haben damals gesagt, sie wollen den Traditionsrennstrecken helfen. Sie haben gesagt, dass sie Deutschland brauchen", sagte Seiler in Richtung der US-Besitzer Liberty Media.
Der Standpunkt der Hockenheimring GmbH ist klar. "Wir werden jeden Vertrag schließen, der kein Risiko beinhaltet", sagte Seiler. Sprich: Kein Geld drauflegen, nur um ein Formel-1-Rennen stattfinden zu lassen. Kein Minusgeschäft. "Im Gegenteil: Es müssten Gelder übrig bleiben", forderte Seiler und fragte: "Wieso sollen die Rennstrecken die Formel 1 fördern?"
Genau das war aber Teil des Geschäftsmodells von Bernie Ecclestone, der den noch gültigen Kontrakt mit dem Hockenheimring abgeschlossen hatte. Der Brite, der Anfang des vergangenen Jahres von Liberty Media abgesetzt worden war, half dem Kurs allerdings auch immer wieder, indem er den Vertrag anpasste. Gewinne machte die Strecke durch die prestigeträchtige Rennserie letztlich aber nicht mehr. "Der Vertrag war am Anfang mit guten Ergebnissen bestückt, am Ende nicht mehr", sagte Seiler.
Ein Grund dafür sind die Zuschauerzahlen, die praktisch die einzige Einnahmequelle für die Streckenbetreiber im Geschäftsmodell von Ecclestone waren und die Hochzeiten mit Rekordweltmeister Michael Schumacher nicht mehr erreichen konnten. Immerhin liegt der Vorverkauf in diesem Jahr mit knapp über 60.000 Karten schon über 40 Prozent des Wertes vor zwei Jahren - das Deutschland-Rennen findet seit einiger Zeit nur noch alle zwei Jahre statt. Zu verdanken ist der positive Trend in Sachen Tickets den Fans des niederländischen Red-Bull-Piloten Max Verstappen.
Seiler appellierte aber auch an Politik, Verbände und potenzielle Sponsoren. In Konkurrenz beispielsweise zu dem geplanten neuen Stadtkurs in Miami im kommenden Jahr, hat es die gut 20.000 Einwohner zählende Große Kreisstadt Hockenheim schwer. "Denen machen 50 Millionen nichts aus", meinte Seiler und gab mit Blick auf die Formel-1-Besitzer zu: "Sie wären schön blöd, wenn sie es nicht machen würden."
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Aus Seilers Sicht wäre in Deutschland die einst angedachte, aber nicht lange durchgehaltene Alternierung zwischen Hockenheim- und Nürburgring am besten. Was den Kurs in Nordbaden betrifft, kann er sich auch vorstellen, ihn für einen Deutschland-Grand-Prix gegen Gebühr zu vermieten. "Wenn es uns nichts kostet und wir kein Risiko haben, machen wir auch zwei Grand Prix im Jahr", meinte Seiler.
Update: 11. Mai 2018, 16.07 Uhr



