Hockenheimring

Der neue Mieter im Motodrom heißt Porsche

"Experience Center" spült dicke Summe in die Kasse - Einzug Ende 2019

26.04.2018 UPDATE: 27.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Vom 20. bis 22. Juli macht die Formel 1 in Hockenheim Station. Der Vertrag läuft in diesem Jahr aus. Ob es über 2018 hinaus auf dem Hockenheimring Formel1-Rennen geben wird, ist noch ungewiss. Bislang wurden rund 57.000 Tickets im Vorverkauf abgesetzt. Foto: Kastl

Von Harald Berlinghof

Hockenheim. Der Hockenheimring bekommt ein "Porsche Experience Center" als neuen Pächter. Das spült eine nicht unerhebliche, aber nicht näher bezifferte Summe in die Kassen der klammen Hockenheimring GmbH. Bei der Stadt Hockenheim zeigt man sich erleichtert, hält man doch 94 Prozent der Anteile an der Ring GmbH.

Hintergrund

Die Sportwagenmarke Porsche hautnah erleben. Das soll im zukünftigen "Porsche Experience Center" auf dem Hockenheimring möglich werden. Ein Teil der Innentribüne A an der Einfahrt ins Motodrom wird dafür abgerissen. Porsche zahlt an den Hockenheimring dafür Pacht. Auch das

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Die Sportwagenmarke Porsche hautnah erleben. Das soll im zukünftigen "Porsche Experience Center" auf dem Hockenheimring möglich werden. Ein Teil der Innentribüne A an der Einfahrt ins Motodrom wird dafür abgerissen. Porsche zahlt an den Hockenheimring dafür Pacht. Auch das nebenan gelegene Gelände des bisherigen ADAC-Fahrsicherheitszentrums wird Porsche anmieten und für Trainings- und Handlingsfahrten nutzen sowie einen Offroad-Parcours anlegen. Am Hockenheimring wird nach Leipzig, Le Mans, Silverstone, Atlanta, Los Angeles und Shanghai das siebte Kundenerlebniszentrum dieser Art entstehen. Auf 4500 Quadratmetern über drei Etagen verteilt sollen Eventflächen, Veranstaltungsräume, Werkstätten sowie Showrooms entstehen: "In den ,Porsche Experience Centern’ können unsere Kunden und Fans die Performance unserer Fahrzeuge sowie die Faszination der Marke hautnah erleben", meint Detlev von Platen, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei Porsche. hab

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Doch zunächst ein kurzer Blick in die jüngere Vergangenheit der Rennstrecke: "Wer zahlt die Millionen", titelte die RNZ im August 2004. "Der Hockenheimring soll verkauft werden", lautete die Schlagzeile im Dezember 2005. "Das Motodrom will seinen Namen verkaufen", hieß es ein Jahr später. Von einem geheimnisvollen Investor war die Rede, der dann doch nicht kam, und sogar von einer denkbaren Insolvenz wurde hinter vorgehaltener Hand gesprochen.

Die Gerüchteküche brodelte, aber die zunehmenden Defizite der Formel 1 waren keine Märchen, sondern harte Tatsachen. Die tiefroten Zahlen wurden durch sinkende Zuschauerzahlen und durch die hohen Schulden aus dem Streckenumbau im Jahr 2002 verursacht. Rund 62 Millionen Euro hatte der Umbau der Strecke gekostet, das Land steuerte 15 Millionen bei. Die Stadt Hockenheim und der Badische Motorsportclub BMC waren als Gesellschafter in der Pflicht.

Heute ist die Stadt Hockenheim Mehrheitseigner an der Hockenheimring GmbH. Auf 27 Millionen Euro belaufen sich die Schulden der GmbH aktuell. Aufgrund der drückenden Zinslast und der Höhe der Tilgungen gelingt es nur, die laufenden Kosten für Instandhaltung und Wartungen in Höhe von 705.000 Euro jährlich aufzubringen. Für weitergehende Investitionen fehlt das Geld.

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In bemerkenswerten Direktverhandlungen der Hockenheimring-Führung gelang 2009, was viele nicht für möglich gehalten hätten. Bernie Ecclestone hatte sich bewegt, und die Pendeldiplomatie zwischen Hockenheim und London hatte bewirkt, dass die Antrittsgebühren erheblich gesenkt werden konnten. Gleichzeitig wurde das Geschäftsmodell der Ring GmbH erweitert und die Einnahmebasis verbessert. Dazu zählt auch die Veranstaltung von Konzert-Großereignissen. Auch wenn eine schwarze Null erreicht wurde, Gewinne konnten nur ohne die defizitäre Formel 1 erreicht werden. Die Austragung der Formel 1 im zweijährlichen Wechsel mit dem Nürburgring verringerte die Defizite zusätzlich.

Und jetzt kommt ein "Porsche Experience Center" auf das Gelände des Hockenheimrings, dessen Pachtzahlungen die Einnahmesituation der Rennstrecke weiter verbessern sollen. Am Mittwochabend hat der Hockenheimer Gemeinderat einen zusätzlichen Rettungsanker geworfen, indem man mit Porsche einen Mieter gefunden hat.

Nach einer finanziellen Stabilisierung in den vergangenen Jahren steht jetzt eine konsequente Weiterentwicklung der Ring-Aktivitäten im Mittelpunkt, um dem Unternehmen Hockenheimring eine tragfähige Grundlage zu geben. Für den Bau eines Gebäudes durch die emodrom GmbH, eine von vier Ring-Gesellschaften, muss im Innenbereich ein Teil der Tribüne A abgerissen werden.

In das Gebäude zieht Porsche Ende 2019 ein, und das benachbarte ADAC Fahrsicherheitszentrum (FSZ) wird bis zum Ende dieses Jahres geschlossen. Der Ring soll außer als Rennstrecke und Konzert-Veranstaltungsort zu einem "Mobilitätsschaufenster" werden, insbesondere für innovative Mobilität. Die bisherigen Geschäftsaktivitäten der Hockenheimring GmbH bleiben unverändert erhalten. Die Stadt Hockenheim veräußert kein Gelände, sondern vergibt mittelbar über die Ringgesellschaften eine Erbpacht an Porsche. Und die bisherigen Mitarbeiter des Fahrsicherheitszentrums werden weiter beschäftigt. Es gehen keine Arbeitsplätze verloren.

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