Hockenheimring

Nicht jeder freut sich auf das "Porsche Experience Center"

Mehrheit des Gemeinderats stimmte aber für den Einzug der Sportwagenmarke

26.04.2018 UPDATE: 27.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Es gibt drei Tribünenabschnitte, auf diesem Foto ist der Teilbereich A zu sehen. Nachdem mit Porsche nun ein neuer Mieter bereitsteht, wird ein Teil der Tribüne einem neuen Gebäude weichen: dem "Porsche Experience Center". Foto: Lenhardt

Von Harald Berlinghof

Hockenheim. Das Interesse an den Neuigkeiten um den Hockenheimring war riesig. Der große Saal im Rathaus quillte in der jüngsten Gemeinderatssitzung beinahe über, bis weit in den Flur hinaus standen und saßen die Hockenheimer Bürger. Die "Weiterentwicklung des Hockenheimrings Baden-Württemberg" sollte beschlossen werden. Und nun kommt Porsche in die Rennstadt.

Oberbürgermeister Dieter Gummer betonte zu Beginn der Sitzung, dass eine Stabilisierung mit aufwändigen Umstrukturierungen gelungen sei, dass jetzt aber der nächste Schritt gemacht werden müsse, der eine Weiterentwicklung des Geschäftsmodells des Rings bedeute. Nachdem er noch einmal ausführlich die jüngere Vergangenheit des Rings seit dem erzwungenen Umbau der Rennstrecke im Jahr 2002 ins Gedächtnis gerufen hatte, erläuterte er, worum es beim ersten Schritt zur Fortentwicklung geht: Porsche mietet das Gelände des ADAC-Fahrsicherheitszentrums. Die Innentribüne A wird teilweise abgerissen und weicht einem "Porsche Experience Center". Es kommt also ein neues Gebäude an die Stelle der Tribüne.

Der Autokonzern trage damit zur finanziellen Gesundung der Hockenheimring GmbH bei. Eine finanzielle Verbesserung in der Bilanz der Ring GmbH liegt vor allem im Interesse der Stadt, die 94 Prozent der Anteile an der Gesellschaft hält. Schließlich gibt es in Hockenheim - wie in allen anderen Kommunen auch - zahlreiche Projekte, die ebenfalls Geld benötigen. "Da wabert einiges durch die Gegend", sagte Gummer in seinen einführenden Erläuterungen.

Deshalb wollte er ein paar Punkte klarstellen: "Die Stadt veräußert kein Gelände, übernimmt keine Bürgschaft und wendet keine öffentlichen Mittel auf. Die Gesellschafteranteile bleiben unverändert, und die bisherige Geschäftstätigkeit am Ring bleibt erhalten. Und vor allem werden keine Mitarbeiter des Fahrsicherheitszentrums entlassen, sondern in andere Tätigkeiten übernommen."

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Ein wenig Unsicherheit über die Zukunft war in einigen Beiträgen der Räte hörbar. Einerseits, weil das Vertragswerk, das insgesamt acht Kontrakte zwischen verschiedenen Akteuren umfasst, schwer durchschaubar und außerdem ohne Rechtsbeistand kaum verstehbar war. Andererseits, weil keine Alternativen und "Worst-Case-Szenarien" aufgezeigt wurden. Die Stadt sei immer für den Hockenheimring da gewesen. Millionen habe man dort investiert. "Dabei sollte es doch umgekehrt sein", sagte Markus Fuchs (CDU). Ob die Tatsache, dass Porsche nach Hockenheim kommt, ein Grund zur Freude sei, wisse er nicht. Aber in der CDU glaube man mehrheitlich an den Erfolg des Projekts, betonte er.

Gabi Horn (FWV) merkte kritisch an, dass einige Aspekte nicht ausreichend geklärt seien, und auch Richard Zwick (SPD) fragte: "Wohin die Reise wohl geht?" Er erinnerte noch einmal daran, dass das Land und die Region die Stadt im Regen stehen gelassen hätten. Aber immerhin: "Die Wirtschaftskraft des Rings wird gestärkt, es gibt keinen Verkauf von Boden, und die GmbH bleibt Herrin des Rings", sagte er. Man blicke jetzt vertrauensvoll nach vorne.

Adolf Härdle, dem Ring als Grüner eher distanziert gegenüberstehend, betonte, dass Rennsportveranstaltungen alleine nicht mehr ausreichten. Die jetzige Entscheidung gehe zeitlich über die Mandatszeit der Räte und des Oberbürgermeisters hinaus. Außerdem hätte er sich mehr Transparenz im Vorfeld für die Bürger gewünscht. Für Frank Köcher-Hohn (FDP) war die Entscheidung für Porsche die richtige. "Wenn wir nichts machen, wird der Ring in Zukunft Geschichte sein. An diese Kosten wollen wir gar nicht denken", betonte er.

Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung, um nicht-öffentlich diskutieren zu können, beschloss der Gemeinderat mit 19:4 Stimmen aus CDU und Grünen das Vertragswerk.

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