"Wer schützt uns vor der Polizei?"

Polizeigewalt gegen Altenpfleger in Mannheim erschüttert die Menschen

Leser reagieren empört auf den Fall des kontrollierten Altenpflegers. Sie fordern Konsequenzen.

26.04.2025 UPDATE: 26.04.2025 04:00 Uhr 3 Minuten, 23 Sekunden
„Tatort“ Kurpfalzbrücke: Ein Beamter versuchte bei einer Verkehrskontrolle, einem E-Scooter-Fahrer das Handy zu entreißen und ihn zu Boden zu bringen. Dabei hatte sich der Mann gar nicht aggressiv gezeigt, so belegen es die Aufzeichnungen der städtischen Überwachungskamera. Screenshot: RNZ

Mannheim. (RNZ/mare) "Das hier geht gar nicht!!": Der Fall von unangemessener Polizeigewalt in Mannheim und falscher Angaben der Beamten zum Vorgang erschüttert die Menschen in der Region. Und sorgt für reichlich Ärger bei RNZ-Lesern. Ein kleiner Überblick über die zahlreichen Reaktionen im Netz.

"Tut mir so leid für ihn", hat eine Nutzerin auf der RNZ-Instagram-Seite Mitgefühl. Wie oft - fragt ein anderer - passiere so etwas ohne Kamera? "Eric Clifford Omoregie hat Glück gehabt, dass es ein Video von dem Vorfall gegeben hat", schreibt ein Leser in den Kommentaren auf rnz.de zu dem Artikel. "Wenn das Video nicht gewesen wäre ..."

Der Altenpfleger aus Nigeria war nach einer Nachtschicht im Oktober 2023 in eine Polizeikontrolle in Mannheim geraten. Diese war so weit eskaliert, dass es für den heute 27-Jährigen schließlich in Handschellen aufs Revier ging. Eine Überwachungskamera zeichnete den Fall auf - und entlarvte die Angaben der Polizei zu dem Vorgang als glatte Lügen. Omoregie - von den Beamten angezeigt - wurde vor Gericht freigesprochen. Er habe lediglich "maßvollen Widerstand wegen einer womöglich rechtswidrigen Maßnahme des Polizeihauptmeisters" geleistet. Die Staatsanwaltschaft schloss den Fall unterdessen ohne weitere Konsequenzen für die Polizisten ab, die Polizei selbst antwortete auf RNZ-Fragen bislang nicht zu dem Thema.

> Konsequenzen!

Das bewegt die Menschen und sorgt für Kopfschütteln. "Ich verstehe nicht, warum die Polizei selbst kein Interesse zeigt, solche Fälle aufzuklären", kommentiert eine Leserin den Artikel. "Unfassbar. Eine Schande für die Polizei."

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"Dieses Verhalten ist absolut unwürdig für einen Polizisten", sagt ein weiterer Leser. Er fordert Konsequenzen: "Ich hoffe, die beteiligten Beamten werden vom Dienst suspendiert und entlassen." Denn Polizisten hätten das Gewaltmonopol und damit eine besondere Verantwortung: "Wer Vertrauen in diese Verantwortung zerstört, hat im Polizeidienst nichts verloren." 

Weitere Kommentare gehen in dieselbe Richtung: "Ohne Worte. Die Polizisten gehören zur Rechenschaft gezogen." "Der erfahrene Kollege ist für Lügen sofort aus dem Staatsdienst zu entfernen, die Anwärterin zu versetzen und sie kann sich bei einem Monat unbezahlten Disziplinarurlaub ihr weiteres Leben durch den Kopf gehen lassen." Ein weiterer Kommentator fordert energisches und schnelles Handeln und "kein Abwiegeln": "Solche Übergriffe darf es nicht geben!!"

> Konsequenzen?

Dass es aber keine weiteren Konsequenzen gibt, empört viele. "Die Ermittlungen gegen die Polizisten wurden natürlich eingestellt. Wie immer. Und dann wundert sich die Politik und die Polizei, warum sie gehasst werden", lautet ein Instagram-Kommentar.

Es sei unverständlich, dass die Ermittlungen eingestellt wurden, meint eine Userin. "Das stärkt das Misstrauen in die Polizei." Die Polizei übe staatliche Gewalt aus und dürfe dies nur unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben tun. "Und jeder Fall, in dem Polizist*innen sich nicht an die gesetzlichen Vorgaben halten, muss aufgeklärt werden." Am besten, so ihr Vorschlag, von einer unabhängigen Stelle und nicht von den Kollegen.

Denn "gegen Polizisten, die sich gegenseitig decken", so ein anderer Kommentar, "und die Unwahrheit sagen, hat der ehrliche Bürger keine Chance." 

> "Wer schützt uns vor der Polizei?"

Und ist damit bei der Frage, die eine Instagram-Userin unverblümt stellt: "Wer schützt uns vor der Polizei?" Die Nummer mit dem "Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte" gehe immer, wenn keine anderen Zeugen dabei seien, meint eine Leserin. Und auch dann stehe Bürgeraussage gegen Polizistenaussage. "Die Zeiten meiner Kindheit, als man noch 'Herr Schutzmann' sagen konnte, sind wohl endgültig vorbei."

Sie fragt: "Muss man jetzt als einfacher Bürger schon Angst haben von der Polizei angehalten und kontrolliert zu werden?" und hofft: "Hoffentlich haben die Führungskräfte im Revier die Größe den Fall aufzuarbeiten."

> Hautfarbe

Die Leserin bringt dabei auch einen weiteren Aspekt des Falls ein: Denn muss man jetzt Angst haben, "vor allem, wenn man eine andere Hautfarbe hat?" Ein anderer Leser habe schon immer den Verdacht gehabt, "dass dunkelheutige Menschen 'bevorzugt' kontrolliert werden. Das hier ist der Beweis." Die Polizisten hätten hier den Kritikern einen Bärendienst erwiesen.

"Die Polizei hat ein Rassismus-Problem", schreibt ein Instagram-User unverblümt. "Und zwar ein ernsthaftes."

Vor Verhältnissen wie in den USA fürchtet ein Leser. "Als dunkelhäutiger Mensch oder Migrant muss man wohl Angst haben, in eine Polizeikontrolle zu kommen." Er fordert auch deshalb, weil nicht immer Kameras in der Nähe sind: "Es wird Zeit, dass es von der Polizei unabhängige Ermittler gibt, die die Polizei überwachen/ kontrollieren."

> Vertrauen in die Polizei?

Grundsätzlich zeigen die Leser Verständnis für Polizisten. "Mir ist bewusst, dass die Polizeibeamte viel ertragen müssen und ein dickes Fell brauchen", "Klar haben Polizisten einen sehr schweren Beruf und sind zwangsläufig von den Einsätzen vorgeprägt", lauten Kommentare.

Das Verhalten bei dieser Kontrolle sei aber nicht tolerierbar: "Solche lügenden Polizisten schaden dem Vertrauen an der ganzen Polizei", schreibt jemand. "Was sagen eigentlich Kollegen*innen dazu?" Und: "So macht eine kleine Minderheit den Ruf eines Berufsstandes kaputt, in der die große Mehrheit eigentlich unser Vertrauen verdient." Vielleicht sei die Ausbildung hier ein Ansatz: "Dass eine Anwärterin aber schon so gedrillt ist, lässt grundsätzliche Defizite in der Ausbildung erahnen oder Angst vor der Konsequenzen und der Gruppendynamik im Revier." 

Nicht gänzlich dem Polizei-Bashing schließt sich dieser Leser an, der glaubt, dass di Eskalation hätte vermieden werden können. "Irgendwie gab es ja einen Auslöser für die Eskalation (...) keine Urinprobe abgeben, das Handy zücken und auch die Anweisungen nicht befolgen wollen": "Unbeteiligt war ja keiner." Es sei einfach "unschön, dass sich so was Banales hochschaukelt".