Leichtes Radeln auf der Spur des "Entenmörders"
Tuff, tuff, tuff! Wo vor zig Jahren noch ein stampfendes schwarzes Lok-Ungetüm entlangkroch, schweben Radler in Richtung Mosbach wie von selbst dem Ziel entgegen. Die sanft abfallend angelegte ehemalige Bahntrasse, auf der heute ein komfortabler Radweg verläuft, ermöglicht diesen Genuss.

Von Christine Frei
Mudau/Mosbach. Gleich zum Start begegnet man dem "Entenmörder" am alten Bahnhofsgebäude in Mudau: Hier steht eine von vier eingesetzten Lokomotiven, die 1904 gebaut und bis 1964/65 gefahren sind und die im Volksmund auf der ländlichen Strecke den netten Beinamen bekamen. Zuerst wurden fünf Dampflok-Zugpaare eingesetzt, nach 1958 noch drei. 1964 wurden sie durch zwei Dieselloks ersetzt. Als Schmalspur-Eisenbahn betrug der Abstand zwischen den Gleisen nur einen Meter (sogenannte Meterspur).
Die 1905 eröffnete Strecke verlief zwischen Mosbach und Mudau, für eine damals meist noch nicht motorisierte Bevölkerung hatte sie große Bedeutung, wie auch für den Güterverkehr. Rund 68 Jahre konnte der Betrieb aufrechterhalten werden, 1973 kam dann das Ende aus wirtschaftlichen Gründen.

Die heutige "Wanderbahn" verläuft als Radweg auf dem ehemaligen Bahndamm, der großteils noch erkennbar vorhanden ist – nur einige Ortsdurchfahrten führen auf oder an schwach befahrenen Straßen, und das letzte Stück im Tal der Elz bis Mosbach ist ein normaler Radweg. Da die Stecke die meisten Ortschaften nur am Rand streift, lohnen Abstecher. In Mudau am Start machen Sehenswürdigkeiten wie das Alte Rathaus, die Mariensäule und die Kirche St. Pankratius das überschaubare Zentrum interessant. Der Ortskern von Limbach lässt sich von der Radroute erspähen, dabei auch St. Valentin, eine innovativ-moderne Version der niedergebrannten historischen Kirche.
Lohrbach hat eine heute privat genutzte Wasserburg aus dem 10. Jahrhundert (in der Kurfürstenstraße 71). In Mosbach unbedingt zum Marktplatz in der Altstadt radeln, der wie einem Märchen entstiegen wirkt! Dort finden sich faszinierende Bauten wie Rathaus, Palm’sches Haus und das Salzhaus von 1424/25, das älteste Fachwerkhaus der Stadt.
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Beim Radeln geht es natürlich auch um die Strecke zwischen den Orten, die beschaulich durch viel Wald und ansonsten entlang von Streuobstwiesen und Getreidefeldern zockeln lässt. Offene Passagen machen Blicke weit ins Bauland möglich, und zwei Brücken überspannen in luftiger Höhe den Tienz- und Stehbach (Bieberklingenbrücke). Erhalten sind einige größere und kleinere Stationsgebäude, die irgendwie seltsam aussehen, so ohne Bahnlinie. Obwohl einige von ihnen umgebaut und einer anderen Nutzung zugeführt wurden. Auf alle Fälle bedeutet die aktuelle Wanderbahn für Bahn- und Rad-Enthusiasten gleichermaßen: "Bitte aufsteigen und viel Vergnügen bei der Bergabfahrt!"
Rad-Wanderbahn
Start/Ziel: Von Mudau-Bahnhof in der Bahnhofstraße zum Bahnhof Mosbach (Baden)
Strecke: Vom Bahnhof in Mudau den Ort auf dem Radweg entlang der Bahnhofstraße verlassen. Sehr gute Beschilderung der Wanderbahn über Langenelz, Laudenberg, Limbach, Krumbach, Trienz, Fahrenbach, Sattelbach, Lohrbach, Mosbach. Wobei die Orte meist von der Bahn umfahren werden.
Länge: rund 28 Kilometer
Höhenunterschied: etwa 300 Höhenmeter gleichmäßig bergab
Dauer: rund zwei Stunden ohne Pausen
Anfahrt (Auto): Von Heidelberg das Neckartal aufwärts fahren, vor Eberbach links Richtung Waldbrunn/Mudau abbiegen. Die Beschilderung führt über die L524 nach Mudau, wo rechts am Kreisverkehr der alte Bahnhof Mudau liegt.
ÖPNV: Von Heidelberg mit S-Bahnen und Bussen zum Bahnhof Mudau (Verbindung auf Möglichkeit zur Fahrradmitnahme prüfen). Zurück nach Mudau (falls dort geparkt wurde), kommt man vom (Bus-)Bahnhof Käfertörle in Mosbach (neben dem DB-Bahnhof Mosbach-Baden) mit dem Bus Nummer 832. Eine Fahrradmitnahme ist möglich, Anspruch darauf haben Radler jedoch nicht. Im Nahverkehr ist sie am Wochenende kostenfrei, ansonsten ab 9 Uhr.
Verpflegung: Rastplätze für ein Picknick an der Strecke
Karten: Kompass-Karten GmbH (Hrsg.) (2018): Wanderkarte Bergstraße-Odenwald, Neckartal, 1:50000, Band 827, ISBN-13.978- 3990444207



