Wald in Gefahr

Pflege Schönau rechnet wieder mit Dürre

Die Stiftung besitzt 7500 Hektar Wald in der Region – 300.000 Euro Schaden im vergangenen Jahr

25.04.2019 UPDATE: 26.04.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 17 Sekunden

Symbolfoto: Kreisforstamt

Heidelberg. (RNZ) Im Odenwald stellt sich die Evangelische Stiftung Pflege Schönau (ESPS) auf ein zweites Dürrejahr in Folge ein. Die Stiftung bewirtschaftet rund 7500 Hektar Wald in der Region Heidelberg sowie um Mosbach, Buchen und Sinsheim. Aus dem trockenen Sommer 2018 verzeichnet der Forstbetrieb der kirchlichen Stiftung bereits einen wirtschaftlichen Schaden von rund 300.000 Euro.

"Das vom Deutschen Wetterdienst prognostizierte zweite Dürrejahr kommt zwar nicht überraschend. Das Problem ist aber, dass wir den Waldbestand nicht von heute auf morgen klimaresistent umbauen können", erläutert Frank Philipp, Förster bei der ESPS, in einer Mitteilung.

Hintergrund

> Die Evangelische Stiftung Pflege Schönau (ESPS) ist eine Vermögensverwaltung der Evangelischen Landeskirche in Baden. Das von ihr verwaltete Stiftungsvermögen ist der Landeskirche gewidmet.

Aus rund 21.000 Erbbau- und Pachtverträgen, Investitionen

[+] Lesen Sie mehr

> Die Evangelische Stiftung Pflege Schönau (ESPS) ist eine Vermögensverwaltung der Evangelischen Landeskirche in Baden. Das von ihr verwaltete Stiftungsvermögen ist der Landeskirche gewidmet.

Aus rund 21.000 Erbbau- und Pachtverträgen, Investitionen in Immobilienfonds, der Vermietung von rund 800 Wohnungen sowie der Bewirtschaftung von 7500 Hektar Wald erzielt die Stiftung Erlöse, um ihren Stiftungszweck zu erfüllen: kirchliches Bauen zu finanzieren und Besoldungsbeiträge für Pfarrstellen bereitzustellen.

Darüber hinaus stellt die ESPS weitere finanzielle Mittel für den Haushalt der Evangelischen Landeskirche bereit. Das Stiftungsvermögen stammt aus dem ehemaligen Kloster Schönau im Odenwald, das 1560 im Zuge der Reformation aufgelöst wurde und seitdem durch einen "Pfleger" bestellt wird.

Heute verwaltet die Stiftung das Vermögen. Sie ist mit 77 Mitarbeitern eine der ältesten Institutionen Heidelbergs. (RNZ)

[-] Weniger anzeigen

Zum Vermögen der Stiftung gehören seit der Auflösung des Klosters Schönau im Jahr 1560 große Waldflächen. 22 Mitarbeiter im eigenen Forstbetrieb bewirtschaften den Wald in der Region traditionell nach Kriterien der Nachhaltigkeit. Als größte körperschaftliche Waldbesitzerin in Baden-Württemberg ist die Stiftung von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen.

Ein verregneter Sommer würde schon reichen

Im vergangenen Jahr bescherten der trockene Sommer und in dessen Folge ein starker Befall an Borkenkäfern rund 16.000 Festmeter Schadholz, sogenanntes "Käferholz". Das sind 30 Prozent der Menge, die die Stiftung unter normalen Wetterbedingungen einschlägt. Auch für dieses Jahr mussten die Forstwirte bereits 3400 Festmeter "Käferholz" verbuchen, Tendenz steigend. "Alles ist natürlich relativ. Nach dem Sturm Lothar im Jahr 1999 haben wir 300 Prozent des Jahreseinschlags verloren", so Philipp. Ein verregneter Sommer würde genügen, so schätzt er, um in diesem Jahr die Situation zu entspannen. Ob Regen kommt, bleibt allerdings fraglich. Die ESPS reagiert deshalb mit verlässlicheren Mitteln.

Auch interessant
Malsch: "Trockenheit schadet dem Wald extrem"
Fragen und Antworten: Trockenheit in Deutschland steuert auf Ausnahmewert zu
Sinsheim: Wenn das Rauschen im Walde eher ein Röcheln ist
Osterburken: Dürre und Borkenkäfer sind Katastrophe für den Wald
Schutzgebiet "Pflege Schönau": Exkursion zur Sandhäuser Pferdstriebdüne

Die Experten der Stiftung bevorzugen beispielsweise klimatolerantere Baumarten wie Douglasie, Tanne, Eiche und versuchsweise auch Baumhasel. Die Fichte wird damit langsam reduziert. Insbesondere die Douglasie wird im Wald der ESPS schon seit den Siebzigerjahren intensiver angebaut. Sie hat aktuell einen Anteil von zehn Prozent, die Fichte liegt bei rund 33 Prozent. Dieser Anteil wird sich weiter zugunsten der Douglasie verschieben. Langfristig wird sie die Fichte ersetzen. Allerdings werde die Stiftung den Wald nicht von heute auf morgen umbauen können, so Philipp: "Denn die Produktionszeiten liegen bei über 100 Jahren." Es gehe eben nur in kleinen Schritten.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.