Straßenbahn wird nicht auf dem Schlossplatz halten
Bei den Diskussionen um eine Linienführung von Heidelberg bis Schwetzingen ist diese geschichtsträchtige Variante keine Option.

Von Harald Berlinghof
Schwetzingen/Rhein-Neckar. Die Grünen wollen den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stärken, attraktiver und komfortabler machen. Nur so könne es gelingen, die Menschen dazu zu bewegen, statt mit dem Auto mit Bus und Bahn zu fahren.
"Wir brauchen vor allem im Rhein-Neckar-Kreis dringend eine Angebotsausweitung, neue Linien und deutliche Taktverdichtungen", betont Christoph Rothfuß, verkehrspolitischer Sprecher der Gemeinderatsfraktion der Grünen in Heidelberg. Mindestens einen Halbstundentakt fordert er für alle Linien. Denn nur, wenn sich im ÖPNV ein Vorteil für die Nutzer gegenüber dem Auto abzeichnet, könne es gelingen, vor allem die zahlreichen Berufspendler für den Personennahverkehr zu gewinnen.
Am vergangenen Wochenende hatten sich rund 30 Vertreterinnen und Vertreter der Grünen aus der gesamten Rhein-Neckar-Region mit Vertretern aus den Kommunen Eppelheim, Heddesheim, Heidelberg, Hockenheim, Ketsch, Ladenburg, Leimen, Nußloch, Oftersheim, Plankstadt, Sandhausen, Schwetzingen, Walldorf und Wiesloch zu einem regionalen ÖPNV-Gipfel getroffen.
Täglich, so ist in dem dort erarbeiteten Papier zu lesen, sind 76.000 Pendler in und um Heidelberg unterwegs. Viele von ihnen im Auto, rechnet Monika Gonser, Kreisvorsitzende der Heidelberger Grünen, vor. "Ein Großteil der klimaschädlichen Emissionen in Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis wird immer noch vom Verkehrssektor verursacht", sagt sie. Ohne eine gemeindeübergreifende Initiative sieht man da nur geringe Erfolgsaussichten.
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Auch eine Straßenbahn von Heidelberg bis Schwetzingen am Patrick Henry Village (PHV) vorbei steht bei den Grünen auf der Forderungsliste. Mehrere Varianten wurden diskutiert. Alle führen sie zum PHV und dann weiter nach Schwetzingen. Der genaue Verlauf allerdings bleibt ab Patrick Henry Village weiterhin ein Mysterium.
Klar ist allerdings definitiv, dass eine Linienführung durch die Plankstadter Durchgangsstraße ausgeschlossen ist. Zu diesem Thema waren die Wellen in Plankstadt viel zu hoch geschlagen, und die Bürger hatten ihr Urteil gesprochen.
Und der Schwetzinger Schlossplatz steht ebenfalls definitiv nicht mehr für eine Straßenbahn-Endhaltestelle zur Verfügung. Dazu hat man in der Spargelstadt zu viel in die erfolgreiche Umgestaltung des Schlossplatzes zu einer so genannten Shared Space Zone (gemeinsamer Raum) investiert. Der Heidelberger Stadtrat Rothfuß bringt als Endhaltestelle daher eher die Ostseite des Schwetzinger Bahnhofs ins Spiel.
Im März, so ist zu hören, soll in den Gemeinderäten von Plankstadt, Schwetzingen und Eppelheim dieses Thema nicht-öffentlich behandelt werden. Dabei könnten auch verschiedene Varianten und Linienführungen diskutiert werden. Auch im Heidelberger Gemeinderat soll Ende März das Thema – allerdings öffentlich – auf der Tagesordnung stehen.
Auch die Einrichtung von Schnellbuslinien aus den Nachbarkommunen nach Heidelberg werden in dem Schluss-Statement der Grünen angeregt. Ein erster Schritt zur Verbesserung des ÖPNV-Angebots im Rhein-Neckar-Raum ist mit der Weiterführung der Linie 713 zwischen Schwetzingen und Heidelberg bereits gemacht.
Auch zwei neue vom Land Baden-Württemberg geförderte Regiobuslinien von Speyer über Hockenheim nach Walldorf sowie zwischen Schwetzingen und Walldorf/Wiesloch tragen zur Attraktivität des ÖPNV bei.
Hintergrund
> Als die "Elektrische" noch in Schwetzingen fuhr und Kinder einfach so über die leere Carl-Theodor-Straße gehen konnten – das war vor mehr als 100 Jahren. Damals hatte der Verlag Otto Schwarz – Großherzoglicher Hoflieferant – oben stehende Fotopostkarte herausgegeben. Sie
> Als die "Elektrische" noch in Schwetzingen fuhr und Kinder einfach so über die leere Carl-Theodor-Straße gehen konnten – das war vor mehr als 100 Jahren. Damals hatte der Verlag Otto Schwarz – Großherzoglicher Hoflieferant – oben stehende Fotopostkarte herausgegeben. Sie gibt es übrigens sogar zwei Mal in der Postkartensammlung des Kreisarchivs, einmal verschickt am 12. Juli 1917 und im September 1919. Knapp zwei Jahre liegen dazwischen, doch die Welt mit dem zu Ende gegangenen Ersten Weltkrieg, der Revolution und der beginnenden Weimarer Republik hatte sich politisch gravierend verändert. Die Schwanen-Brauerei war die größte von den damals vorhandenen Brauereien, zu denen auch Welde-Bräu und die Brauerei "Zum Zähringer Löwen" zählten. Die der OEG gehörende Straßenbahn nach Ketsch war 1908 eingerichtet worden und fuhr bis 1938, ab 1927 gab es eine Straßenbahnlinie nach Heidelberg, die 1974 eingestellt wurde. In den Schwetzinger Kasernen war zur Kaiserzeit das 2. Badische Dragoner-Regiment Nr. 21 stationiert. Nach wie vor großer Beliebtheit erfreut sich das Schwetzinger Schloss. Das unterstreichen die rund 750.000 Besucher aus ganz Deutschland, die jährlich die im Barock glänzende Sommerresidenz des kurpfälzischen Hofes und den berühmten Schlossgarten besichtigen. bm