Sportgeräte auf Kunststraßen-Parkplätzen aufgestellt
Hier ist nun ein kleines Fitnessprogramm für zwischendurch möglich. Ist das eine innovative Idee oder ein sinnloser Rohrkrepierer?

Mannheim. (alb) Lust auf ein kleines Fitnessprogramm zwischendurch – kostenlos und unter freiem Himmel? Dann bietet sich dafür seit Kurzem auf der Kunststraße eine passende Gelegenheit. Angesichts der vielen vorbeilaufenden Passanten sollte es den Sportlern allerdings nicht unangenehm sein, sich ein bisschen wie auf dem "Präsentierteller" zu fühlen. Wo früher Autos kurzzeitig abgestellt werden durften, hat die Stadt in Höhe N3 drei Parklets – ehemalige Parkplätze mit neuer Nutzung – mit jeweils vier Geräten errichtet. Und eine große Diskussion unter Politikern, Anwohnern und der Laufkundschaft entfacht. "Mir erschließt sich die Sinnhaftigkeit dieses Projekts nicht", sagte der SPD-Gemeinderatsfraktionschef Thorsten Riehle unter viel Applaus bei einer Diskussion über den Verkehrsversuch, in dessen Rahmen das Angebot geschaffen worden ist.
Eine Nachbesserung hat die Stadt inzwischen zugesichert: Die blauen Trennwände sollen durch durchsichtige ersetzt werden, damit die Sicht auf die Schaufenster der Geschäfte von der Straße aus wieder frei ist. Das war es aber wohl auch schon. Eine Rathaussprecherin sagte auf RNZ-Anfrage, mit den Sportparklets sei die Stadt einen "innovativen Schritt" gegangen. Ziel sei es, zu experimentieren, wie neue Bewegungsformate angenommen würden. Schweiß soll dort nicht unbedingt fließen. "Ein längeres Work-out wie auf einer Calisthenics-Anlage ist nicht vorgesehen", erklärte die Sprecherin. Vielmehr sollten die Geräte dazu animieren, in den Alltag kurz und unterschwellig Bewegung zu integrieren und seine Gesundheit zu fördern. So seien zum Beispiel auch Balanceübungen auf den Mini-Trimm-dich-Pfaden möglich. Die meisten Menschen nutzten das Angebot rund eine Minute lang, etwa auf dem Weg zur Arbeit. Auch viele Kinder seien neugierig und probierten die Geräte unvoreingenommen aus.
Andere sehen das Experiment jetzt schon als gescheitert an. "Ich habe doch keine Lust, mich vor Publikum zum Affen zu machen", motzte eine Anwohnerin bei der Diskussionsveranstaltung mit Riehle und Co. Ein Mann behauptete, auf den Trainingsbänken würden höchstens Betrunkens herumlungern. Und die CDU-Fraktion im Gemeinderat hat die Kritik für eine Anfrage an die Verwaltung zum Anlass genommen. Sie meldete darin auch Zweifel an, ob die Stadt in den politischen Gremien über das Vorhaben informiert habe. Die Rathaussprecherin verweist auf den Beschluss des Ausschusses für Umwelt und Technik zum Verkehrsversuch Ende 2020. "Konkretisierungen" wie die Sport-Parklets seien in "diversen öffentlichen Informationen" kommuniziert worden.
Die CDU will auch wissen, wie hoch die Kosten für die Geräte waren. Die Stadtsprecherin gibt gegenüber der RNZ einen mittleren fünfstelligen Betrag an, "das entspricht dem marktüblichen Preis". Finanziert und beschafft habe die Sport-Parklets der Eigenbetrieb Stadtraumservice aus dem kommunalen Topf "Verkehrswende mit Mut – Verbesserung der Fußgängerinfrastruktur".
Die Stadt bittet derweil um Geduld. Die Sportparklets seien erstmalig eingeführt worden, so die Sprecherin. Bei solchen Neuerungen bedürfe es auch Zeit, um eine Wirkung zu entfalten. Die Anlagen sollen aber – wie der Verkehrsversuch im Allgemeinen – evaluiert werden. Mit anderen Worten: Ob die Geräte dauerhaft bleiben oder nicht, ist momentan noch völlig offen.