28 Menschen kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben
Dabei hat es im Einzugsbereich des Polizeipräsidiums Mannheim gar nicht öfter gekracht - Ältere Pedelec-Fahrer bereiten Sorgen

Rhein-Neckar. (gol/alb) Traurige Nachrichten hat das Polizeipräsidium am Donnerstag bei der Vorstellung der Unfallstatistik für 2019 mitgeteilt. Mit insgesamt 28 Verkehrstoten – 20 davon im Rhein-Neckar-Kreis – verzeichnet die Mega-Behörde sogar einen Fünf-Jahres-Höchststand. Das Gros der Verstorbenen sind Rad- und Motorradfahrer sowie Fußgänger. Also "schwächere" Verkehrsteilnehmer, was Polizeipräsident Andreas Stenger laut einer Mitteilung "besonders betroffen" macht. Er will sich gemeinsam mit den Verkehrspolizisten "mit aller Macht" für einen "deutlichen Gegentrend" einsetzen.

Stenger kündigt für den Rest des Jahres "hohen Kontrolldruck" der Beamten und konsequente Sanktionen an. Rücksichtsloses Verhalten, Verkehrsrowdytum oder Autoposer hätten auf den Straßen nichts verloren. Erstaunlich ist: Trotz hoher Verkehrsbelastung, vieler Baustellen und Staus ist die Zahl der Unfälle in der Region insgesamt nahezu konstant geblieben. Stark zurückgegangen sind die Kollisionen mit Lkw-Beteiligung, leicht die Zusammenstöße am Stauende. Insgesamt wurden viel weniger Menschen auf den Autobahnen verletzt. Rückläufig waren laut Polizei Unfälle, bei denen Alkohol die Ursache war. Zugenommen haben dagegen Kollisionen, die auf Drogen- oder Medikamenteneinwirkung zurückzuführen sind.
Neu in der Statistik tauchen E-Scooter auf: Die Beamten verzeichneten hier 16 Unfälle, bei denen sich 14 Fahrer leicht und zwei schwer verletzten.
Die Polizeibilanz belegt einen problematischen Trend. Seit Jahren wächst die Zahl der Unfälle, an denen ältere Fahrradfahrer beteiligt sind, die sogenannte Pedelecs benutzen. In dieser Rubrik verbuchen die Ordnungshüter ein Plus von fast 46 Prozent. Die Gesamtzahl der folgenschweren Unfälle stieg von 81 auf 118. Zwei Fahrer kamen ums Leben gekommen, 102 zogen sich Verletzungen zu.
Die Räder verfügen über einen Elektromotor, der bei Bedarf zugeschaltet werden kann. Der Fahrer wird bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h unterstützt. Die gängigen Antriebe werden mit drei Stufen geliefert: Eco, Normal und Highspeed oder auch Turbo. Pedelec-Fahrer sind zumeist ältere Menschen, die wieder ein Fahrrad nutzen wollen oder sogar untrainierte Personen, die erstmals überhaupt radeln, wissen die Verkehrsexperten. Ihnen fehlt oftmals die Erfahrung bei der Nutzung. "Ein elektrisch verstärktes Fahrrad ist wie ein Geschoss. Man muss das Gerät beherrschen, sonst ist man in Gefahr", warnen die Verkehrsbehörden in einer Broschüre.
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"Gerade Senioren unterschätzen die Beschleunigung beim Anfahren und die enorme Wirkung der Bremsen", sagt Marianne Bade, die Vorsitzende des Mannheimer Seniorenrates. Zudem sei ihre Reaktionsfähigkeit häufig niedriger. Aber auch die zunehmende Zahl von Verkehrsteilnehmern würde die Älteren verunsichern. "Der Verkehr wird immer dichter, aber die Fläche wird nicht größer", so Bade. Und die neuen E-Scooter würden die Lage noch einmal verschärfen. Ein weiteres Problem sieht Bade in der Beratungsresistenz mancher Menschen der Generation 60 plus. "Viele halten sich leider für unverletzlich und lehnen einen Schutzhelm ab."



