In Heidelberg gab es so wenige Straftaten wie seit Jahren nicht
Fast in jedem Bereich weniger Delikte - Zahl der Verkehrsunfälle steigt allerdings an

Die Neckarwiese im Heidelberger Stadtteil Neuenheim. Archivfoto: Rothe
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Die Stadt ist sicherer geworden. Das lässt sich aus der am Donnerstag erschienen polizeilichen Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Mannheim einfach herauslesen: Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten ist 2019 gesunken, hochgerechnet auf die Bevölkerung gab es ein geringeres Risiko, Opfer einer Straftat zu werden. Und die Aufklärungsquote blieb beinahe stabil. Im Vergleich mit Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis fällt vor allem auf, dass in Heidelberg in beinahe allen Deliktsfeldern Rückgänge zu verzeichnen sind (einzige Ausnahme: Drogendelikte mit plus 1,3 Prozent). Für Polizeipräsident Andreas Stenger eine erfreuliche Entwicklung: "Viele Kriminalitätsfelder sind teilweise auf einem historischen Tiefstand."

> In der Gesamtbetrachtung wurden für Heidelberg 2019 nur noch 13.286 Straftaten (ohne ausländerrechtliche Verstöße) registriert. Das sind 8,4 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor. Und auch die Gefahr, einer Straftat zum Opfer zu fallen, ist gesunken: Auf 100.000 Einwohner weist die Statistik für Heidelberg 9117 Straftaten aus. In den letzten Jahren lagen sie immer höher, von 2016 bis 2018 sogar bei über 10.000. Trotzdem ist diese Zahl in Stuttgart oder Karlsruhe noch niedriger. Auch die Jahresunfallstatistik ist weniger schmeichelhaft: Insgesamt 2,8 Prozent mehr Verkehrsunfälle gab es 2019 als noch 2018 – das sind auch mehr als jeweils in den fünf Jahren zuvor. "Damit bin ich nicht zufrieden", so Polizeipräsident Stenger.
> Wohnungseinbrüche sind noch seltener geworden: 101 Taten hat die Polizei gezählt – 12,9 Prozent weniger als 2018. Damit ist ein Zehn-Jahres-Tief erreicht. 2014 wurde ein trauriger Höhepunkt verzeichnet. Damals gab es 389 Einbrüche in Heidelberg. "Jetzt haben wir eine sehr positive Verlaufskurve", so Siegfried Kollmar, Leiter der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg. Die Aufklärungsquote rutschte jedoch von 25,9 auf 17,8 Prozent. Die Polizei zeigte sich erfreut über die Rückgänge. Die Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen hatten im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums nahezu 800 sicherungstechnische Beratungen zum Schutz vor Wohnungseinbrüchen durchgeführt. Auch der Info-Truck des Landeskriminalamts, der in Heidelberg auf öffentlichen Plätzen Halt machte, das Verteilen von Broschüren, Präventionsstreifen sowie die Kampagne "Wachsamer Nachbar" seien nach wie vor weitere wichtige Bausteine des Intensivkonzepts beim Polizeipräsidium.
> Besonders schwere Diebstähle an oder aus Kraftfahrzeugen sind im Vergleich zu 2018 nochmals extrem zurückgegangen. Am häufigsten wurden Geldbörsen geklaut. Auch hier markieren 106 Fälle ein Zehn-Jahres-Tief. Der Höhepunkt war 2017 erreicht: 393 Fälle registrierte die Polizei damals für Heidelberg.
Auch interessant
> Die Straßenkriminalität, also Delikte wie Raub, Körperverletzung, Taschen- oder Fahrraddiebstahl, sexuelle Belästigung, wenn sie im öffentlichen Raum verübt werden, ist in Heidelberg wieder gesunken. Auch hier ist mit 2598 Fällen der tiefste Stand seit zehn Jahren erreicht. Im Jahr 2018 hatte die Polizei noch gut 3000 Delikte gezählt.
> Sexualstraftaten sind nur etwas seltener geworden (minus 1,9 Prozent). 157 Fälle wurden 2019 registriert, 160 waren es 2018. In den Jahren zuvor war die Fallzahl kontinuierlich gestiegen: Von 66 im Jahr 2015 auf 89, 119 und die 160 Fälle 2018. Allerdings hängt das auch mit der Gesetzesänderung 2017 zusammen, die das Sexualstrafrecht verschärfte.
> Falsche Polizeibeamte und Enkeltrickbetrüger haben insgesamt seltener zugeschlagen. Die Statistik weist nur bei falschen Polizeibeamten Zahlen für Heidelberg aus: Hier gab es mit 309 Fällen 22,9 Prozent weniger Delikte als 2018. Meistens blieb es beim Versuch: Nur in 1,2 Prozent kamen die Täter mit ihrer Masche durch. Die Polizei möchte mit Präventions- und Informationskampagnen potenzielle Opfer weiter sensibilisieren.
> Im Straßenverkehr gab es in Heidelberg zwar etwas mehr Unfälle, es starben aber statt drei Menschen 2018 nur zwei im vergangenen Jahr. Einer davon war ein Radfahrer. Unfälle mit Radfahrern sind häufiger geworden: 435 davon gab es 2019, 59 (15,7 Prozent) mehr als 2018. Seit 2015 ist die Fallzahl sogar um 31,1 Prozent gestiegen. Der zweite Tote im Straßenverkehr war ein Fußgänger. Trotzdem sind die Unfälle mit Fußgängern im letzten Jahr leicht zurückgegangen. Ansonsten sind Unfälle, bei denen der Fahrer unter Alkoholeinfluss stand, von 56 auf 63 gestiegen. Unfälle, an denen ein Senior oder eine Seniorin (ab 65 Jahren) beteiligt waren, sind um 10,3 Prozent auf 472 gestiegen.



