"Die Notrufe werden effizient bearbeitet"
Ordnungsdezernent Christoph Schauder nimmt Stellung - Probleme nur bei der "rettungsdienstlichen Versorgung"

So sieht der Arbeitsplatz eines Disponenten in der Rettungsleitstelle in Ladenburg aus. Von hier aus werden die Einsätze in Heidelberg, Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis koordiniert. Foto: Burkhardt
Von Stefan Hagen
Rhein-Neckar/Ladenburg. Christoph Schauder ist ein Mann, der seine Emotionen stets im Griff hat. Im Gesicht des Dezernenten für Ordnung und Gesundheit im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis lässt sich sein Gemütszustand in aller Regel nicht ablesen. Das ändert sich allerdings schlagartig, wenn die Rede auf die Rettungsleitstelle in Ladenburg kommt. Plötzlich strafft sich sein Körper, die Augen verengen sich, Schauder holt tief Luft: "Da werden von der Mannheimer Kommunalpolitik verschiedene Themenkomplexe durcheinandergeschmissen", sagt er diplomatisch. Dann verfinstert sich seine Miene.

Ordnungsdezernent Christoph Schauder. Foto: Burkhardt
Schauder ärgern Äußerungen, die im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung der Stadt Mannheim gefallen sind. Dort sei unter anderem der Eindruck erweckt worden, dass im Bereich der Rettungsleitstelle Ladenburg in diesem Jahr bereits über 1000 Arbeitsstunden ausgefallen seien.
Zudem sei bemängelt worden, dass die Leitstelle in Ladenburg die schlechteste Annahmezeit von Notrufen innerhalb des Landes aufweise. Vom ersten Klingeln des Telefons in der Leitstelle bis zur Alarmierung des Rettungsdienstes sollen hier im Durchschnitt über sechs Minuten vergangen sein, hieß es im Ausschuss.
"Das stimmt so natürlich nicht", sagt Schauder. Diese Zahl stamme aus einem Mitarbeiterprotokoll, aus dem im Ausschuss wohl zitiert worden sei. Die durchschnittliche Erstbearbeitungszeit würde in der Leitstelle exakt 2,41 Minuten betragen, erläutert der Ordnungsdezernent. "Im Einzelfall kann es natürlich länger dauern - etwa bei komplizierten Fällen", schiebt er hinterher. Was Schauder ärgert, ist vor allem der Eindruck, der hier entsteht. "Sechs Minuten", diese Zahl stehe nun quasi als Normalfall im Raum.
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Auch der Eindruck, dass im Bereich der Leitstelle über 1000 Arbeitsstunden ausgefallen seien, wurmt den Ordnungsdezernenten. Denn die betreffenden Stunden seien dem Bereich "Rettungsdienstliche Versorgung" zuzuordnen. "Und hier gibt es in der Tat Probleme", räumt Schauder ohne Zögern ein.
Da das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis in diesem Bereich Rechtsaufsichtsbehörde ist, kennt Schauder natürlich die Zusammenhänge. Ein Rettungsdienst habe in den ersten Monaten des Jahres "signifikante Ausfallzahlen" gehabt, erläutert er. Um welchen "Leistungserbringer" es sich handelt, will Schauder nicht sagen.
Der betreffende Rettungsdienst habe mittlerweile eine ausführliche und nachvollziehbare Stellungnahme zu den Gründen der Ausfälle abgegeben und zeige "aktuelle Verbesserungsbemühungen auf", betont der Ordnungsdezernent.
Gegenwärtig sei davon auszugehen, dass es sich um einen vorübergehenden Anstieg der Ausfallzahlen handelt. Selbstverständlich werde man auf die Entwicklung weiterhin ein sehr wachsames Auge richten.
Dann nennt er zu diesem Themenkomplex ein Beispiel: Alleine die Erweiterung von 1,5 Rettungswagen auf 2 Rettungswagen im 24-Stunden-Betrieb an 365 Tagen im Jahr am Standort Sinsheim bedeute eine Erweiterung um 4380 Betriebsstunden pro Jahr. Vor diesem Hintergrund müsse bei der Beurteilung von Ausfällen in der Notfallrettung immer auch die Gesamtgröße in der Relation betrachtet werden. "Daher empfehle ich in dieser Angelegenheit verbal abzurüsten und zur Sachlichkeit zurückzukehren."
Wegen der Vorwürfe gegen die Leitstelle - unter anderem unzumutbare Arbeitsbedingungen, Disponenten hätten vorsätzlich Notrufe nicht angenommen, Notrufleitungen würden durch unwichtige Telefonate blockiert - hatte das baden-württembergische Innenministerium einen Bericht von der Trägern der Leitstelle angefordert.
Am Mittwoch hat nun ein Gespräch in Stuttgart stattgefunden, an dem neben Vertretern des Innenministeriums die Geschäftsführung der Leitstelle sowie Vertreter des Rhein-Neckar-Kreises, des DRK-Landesverbandes Baden-Württemberg und des Regierungspräsidiums Karlsruhe teilgenommen haben. "Wir haben vermittelt, dass die Funktionalität und Erreichbarkeit der Leitstelle in Ladenburg jederzeit gewährleistet war und wir darüber hinaus bereits seit längerem einen Optimierungsprozess durchführen", berichtet Schauder.
Dieser umfasse zum einen Verbesserungen im Bezug auf die Leitstellentechnik und der Software. Zum anderen erstrecke sich der bereits angestoßene Optimierungsprozess auf die Bereiche der Personalausstattung und Qualifikation sowie der Arbeitsorganisation. "Diese Maßnahmen sollen die Leistungsfähigkeit der Leitstelle kontinuierlich und nachhaltig weiterentwickeln", betont der Ordnungsdezernent. Einvernehmen habe dahingehend bestanden, dass Verbesserungen erreicht werden müssten.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe als Rechtsaufsichtsbehörde werde den bereits angestoßenen Qualitätsverbesserungsprozess sowie die personelle Kompensation wegen des Ausscheidens des Arbeiter-Samariter-Bundes in den nächsten Monaten begleiten.
"Die Rettungsleitstelle Rhein-Neckar leistet eine ausgezeichnete Arbeit", gibt sich Schauder abschließend kämpferisch. "Diese lassen wir uns, durch ein offensichtlich interessengesteuertes und gleichzeitig unverantwortliches Störfeuer, nicht zerreden." Die Bürger könnten sich darauf verlassen, dass ihre Notrufe in der Leitstelle effizient bearbeitet werden.



