Streckensperrung Mannheim-Frankfurt

Riedbahn-Sanierung trotz Haushaltsproblemen nicht gefährdet

Der Bahn-Korridor wird im Januar erstmals für Vorarbeiten gesperrt. Busverkehr wird getestet.

21.11.2023 UPDATE: 23.11.2023 13:47 Uhr 3 Minuten, 40 Sekunden
Die „Riedbahn“-Strecke wird von Mitte Juli bis Mitte Dezember 2024 für die Generalsanierung gesperrt. Die Vorbereitungen laufen. Foto: dpa

Braunschweig. (dpa) Die geplante Sanierung wichtiger Bahnstrecken in Deutschland soll sich nach Worten von Bundesverkehrsminister Volker Wissing durch die momentanen Haushaltsprobleme des Bundes nicht verzögern. Die Riedbahn, also die Strecke Frankfurt-Mannheim, werde planmäßig im kommenden Jahr erneuert.

"Für uns im Infrastrukturbereich ist klar, dass wir die drängendsten Dinge gegebenenfalls vorziehen müssen, und da gehört für uns die Sanierung des Kernnetzes der Deutschen Bahn ganz klar dazu", sagte Wissing am Donnerstag bei einer Veranstaltung im Siemens-Bahntechnikwerk in Braunschweig.

"Hier haben wir mit die größten Infrastrukturprobleme in Deutschland, und die müssen vorrangig angegangen werden. Deswegen setzen wir dieses Konzept der Hochleistungskorridorsanierung um und werden wie geplant im Jahr 2024 die Riedbahn sanieren", führte der FDP-Politiker aus. Nach bisheriger Planung sollen die Bauarbeiten im Juli beginnen und im Dezember 2024 beendet sein.

Der Bund hatte bei der Bahn für die kommenden Jahre Investitionen von knapp 40 Milliarden angekündigt. Ein beachtlicher Teil dieser Mittel sollte aus dem Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung kommen. Doch nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist dieser Topf nun deutlich kleiner. Andere Finanzierungsquellen werden gesucht. Mit der Generalsanierung vielbefahrener Schienentrassen soll mittelfristig die hohe Unpünktlichkeit im Fernverkehr verringert werden.

Update: Donnerstag, 23. November 2023, 13.47 Uhr

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Countdown läuft für "Riedbahn"-Sanierung

Von Carsten Blaue

Mannheim. Bis zu 300 Züge fahren täglich auf der "Riedbahn"-Strecke der Deutschen Bahn (DB) zwischen Mannheim und Frankfurt im Fern-, Güter- und Nahverkehr. Im zweiten Halbjahr 2024 soll die rund 70 Kilometer lange Trasse generalsaniert werden.

Vorarbeiten dafür gibt es aber schon nach dem Jahreswechsel. Daher wird die Strecke vom 1. bis 22. Januar erstmals voll gesperrt. Die DB spricht von einer "Generalprobe". Auch Abläufe sollen getestet und die Ersatzverkehre für die Zeit der Generalsanierung optimiert werden. Der Stand der Dinge im Überblick:

> Hoch belastete "Riedbahn": Die "Riedbahn" ist eine der hoch belasteten Strecken im Schienennetz der DB. Sie verbindet den Mannheimer Hauptbahnhof und den Haltepunkt "Stadion" in Frankfurt und führt zweigleisig durch das Hessische Ried über Groß-Gerau, Biblis und Lampertheim. Die Züge erreichen Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde. Seit den späten 1980er-Jahren wurde die "Riedbahn" mehrfach ausgebaut – als Reaktion auf die steigende Nachfrage nach Schienenkapazitäten. Jetzt ist sie ein Sanierungsfall.

> Zwei Sperrungen im Jahr 2024: Zunächst ist die "Riedbahn" im Januar für Arbeiten im Vorfeld der Generalsanierung gesperrt. Diese beginnt dann am Tag nach dem Finale der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, also am 15. Juli, und soll zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember abgeschlossen sein. So lange bleibt die Strecke voll gesperrt.

> Gleise, Weichen, Bahnhöfe: Die DB hat Großes vor an der "Riedbahn". Rund 120 Kilometer Gleise will sie erneuern, zudem 150 Weichen, 140 Kilometer Oberleitung sowie die komplette Leit- und Sicherungstechnik. Zudem modernisiert die DB alle 20 Bahnhöfe an der Strecke und baut neue Lärmschutzwände von 15 Kilometern Gesamtlänge. Also wird in fünf Monaten quasi die gesamte Infrastruktur von Grund auf modernisiert. Vier Firmen bekamen im europaweiten Ausschreibungsverfahren den Zuschlag: die Leonhard Weiss GmbH & Co. KG, die Spitzke SE, die Swietelsky Baugesellschaft mbH sowie die Siemens Mobility GmbH für die Leit- und Sicherungstechnik. Gearbeitet wird in zwei Abschnitten des Korridors: zwischen Frankfurt und Biblis sowie zwischen Biblis und Mannheim.

> Pünktlichkeit und Attraktivität als Ziele: Die DB spricht von Arbeiten im "Rekordtempo" und erwartet nach dem Kraftakt pünktlichere Züge und attraktivere Bahnhöfe, sprich: mehr Betriebssicherheit und eine höhere Kundenzufriedenheit. Zugleich ist die "Riebahn"-Sanierung das Pilotprojekt der DB auf dem Weg zu einem bundesweiten Hochleistungsnetz.

> Die Kosten: Die DB hat den Umfang der Generalsanierung vergrößert. Also musste auch die Kostenplanung angepasst werden. In der Kalkulation ist jetzt auch die Umrüstung der Strecke auf elektronische Stellwerkstechnik enthalten, die schon im Februar vergangenen Jahres begonnen hat. Eingerechnet wurden zudem die Kosten für die Bahnhöfe und den Ersatzverkehr während der Sperrung. Macht im Ganzen rund 1,3 Milliarden Euro – samt Risikopuffer. Laut DB sind davon 1,1 Milliarden Euro im Bundeshaushalt abgesichert.

> Die Folgen für den Nahverkehr: Fahrgäste der DB müssen sich während der Generalsanierung auf Verspätungen, Zugausfälle, Ersatzverkehre mit Bussen und längere Fahrzeiten einstellen. Alle Regionalbahnen und S-Bahnen auf der "Riedbahn" fallen aus und werden vollständig durch Busse ersetzt. Weil vor allem der Fernverkehr über die "Ludwigsbahn" und die "Main-Neckar-Bahn" umgeleitet wird, fallen auch auf diesen Strecken Regionalzüge aus und werden durch Busse ersetzt. Oder es werden die Takte in den Regionalfahrplänen ausgedünnt.

> Die Folgen für den Fern- und Güterverkehr: Züge im Fernverkehr werden über die Trassen der "Ludwigsbahn" zwischen Mainz, Worms und Mannheim sowie der "Main-Neckar-Bahn" zwischen Frankfurt, Darmstadt und Heidelberg umgeleitet. Die Züge müssen hier etwas langsamer fahren, damit möglichst viele Verbindungen bei gleicher Geschwindigkeit auf den Umleitungsstrecken unterwegs sein können.

Damit verlängert sich die Reisezeit um etwa eine halbe Stunde. Außerdem werden nicht alle Fernverkehrsverbindungen aufrechterhalten werden können, weil die Kapazitäten auf der "Ludwigsbahn" und der "Main-Neckar-Bahn" begrenzt sind. Dafür sollen die Fernzüge länger sein und mehr Sitzplätze haben (ebenso manche Regionalzüge). Der Güterverkehr wird großräumig auch über andere Strecken umgeleitet.

> Ersatz mit Bussen: Das wird eine besondere Herausforderung für die DB. Schon im Januar wird der Ersatzverkehr mit 70 Bussen getestet. Während der Generalsanierung fährt dann eine Flotte von insgesamt 150 Niederflurbussen. Diese sind neu. Sie sollen WLAN haben und USB-Ladebuchsen. Sie sollen auch sonst komfortabel sein. Manche haben sogar ein Bord-WC.

Verkehren werden sie auf 13 Ersatzlinien und täglich über 1000 Fahrten absolvieren. Grundsätzlich gilt der 30-Minuten-Takt, auf den Abschnitten der "Riedbahn" jedoch der 15-Minuten-Takt. Weil sich manche Linien überschneiden, gibt es Abschnitte, in denen sogar alle fünf Minuten ein Bus kommen wird. In Mannheim bildet die Station Luzenberg in den Hauptverkehrszeiten den Endhaltepunkt der Busse.

Info: Das "DB-Infomobil" zur "Riedbahn"-Generalsanierung steht am Freitag, 1. Dezember, von 14 bis 19 Uhr in Mannheim-Schönau am Lena-Maurer-Platz. Anwohner und Interessierte sind willkommen. Weitere Infos unter www.riedbahn.de 

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