Polizei "hinterfragt sich kritisch"
Und leitet Ermittlungen ein - Vermutlich gegen junge Straftäter

Von Alexander Albrecht
Mannheim. Hohe Wellen geschlagen hat die am Montagabend ausgestrahlte "Spiegel TV"-Reportage über die beiden Mannheimer Stadtteile Neckarstadt-West und Schönau. Wie Polizeisprecher Norbert Schätzle am Freitag auf RNZ-Nachfrage sagte, haben die Beamten Ermittlungen eingeleitet. Gegen wen sich diese richteten und zu Details wollte er sich nicht äußern. Ins Visier der Polizei dürften mehrere junge Männer geraten sein, die in dem Beitrag zu sehen waren.
Einige der "Hauptdarsteller" kifften vor laufender Kamera, ein mutmaßlicher, vermummter Drogendealer zeigte seine Pistole und beschimpfte die Ordnungshüter als "Hurensöhne". Ein weiterer Mann saß vollgedröhnt in einem Luxuswagen und kokettierte damit, diesen nicht durch seriöse Arbeit finanziert zu haben.
"Wir hinterfragen aber auch uns kritisch", sagte Schätzle. So filmte "Spiegel TV" den Einsatz in einer Neckarstädter Wohnung. Eine Frau war gestürzt, neben ihr lag offenbar seit mehreren Stunden eine männliche Leiche, deren nackte Beine sekundenlang über den Bildschirm flimmerten. Die Frage ist, warum die Polizei das Filmteam gewähren ließ und die Beamten sogar noch vor Ort nähere Angaben zu dem Fall machten, was völlig unüblich ist.
Schätzle sagte der RNZ, dass den TV-Journalisten vor dem Einsatz ein Merkblatt ausgehändigt worden war, in dem auf Persönlichkeitsrechte, die Privatsphäre und die Unverletzlichkeit der Wohnung hingewiesen wurde. Und man habe den Wunsch geäußert, dass die Reportage nicht in Richtung "No-Go-Area" gehe. "Das liegt allerdings in der journalistischen Freiheit", so Schätzle.
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Der Sprecher kündigte an, dass der Beitrag einer "rechtlichen Würdigung" unterzogen und auch intern aufgearbeitet werde. Beides brauche allerdings Zeit. Gleichzeitig appellierte Schätzle auch an die Verantwortung der Medien. Und bedauerte, dass in der Reportage nur die "repressiven" Ansätze der Polizeiarbeit beleuchtet wurden, zum Beispiel eine Gaststättenkontrolle oder die Festnahme eines renitenten Falschparkers, nicht jedoch die Prävention. So habe das Filmteam zwar eine Schule in der Neckarstadt besucht, in der Beamte die Schüler vor den Gefahren des Drogenkonsums warnten. In den Beitrag schaffte es die Aufklärungsveranstaltung jedoch nicht.