Speyer

Kostenexplosion bei Sanierung der Salierbrücke

Die bewilligte Kostenplanung wurde von 16,7 auf 28,7 Millionen Euro korrigiert. Dabei schlagen vor allem Schadstofffunde und Verzögerungen zu Buche.

04.11.2020 UPDATE: 05.11.2020 19:15 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Die südliche Brückenseite (r.) kann bereits vom Shuttlebus-Verkehr sowie von Fußgängern und Radfahrern benutzt werden. Derweil laufen die Arbeiten auf dem nördlichen Brückenabschnitt. Foto: Alfred Gerold

Von Carsten Blaue

Speyer. Die Sanierungsarbeiten auf der nördlichen Seite der Salierbrücke über den Rhein bei Speyer liegen im Zeitplan. Das ändert jedoch nichts daran, dass das gesamte Projekt erst ein Jahr später fertig wird als geplant, nämlich Ende 2021.

Die zeitlichen Verzögerungen hatten sich schon im ersten Bauabschnitt abgezeichnet. Das federführende Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) sah sich mit bösen Überraschungen konfrontiert. So wurden im Baumaterial der Brücke Schadstoffe gefunden, mit denen niemand gerechnet hatte.

Zudem entsprachen die alten Pläne der Brücke nicht ihrer tatsächlichen Bausubstanz. Das alles führt nicht nur zu zeitlichem Verzug, sondern auch zu erheblichen Mehrkosten, die Bund und Land inzwischen genehmigt haben.

So verdoppelt sich der Preis für die Sanierung der Rheinquerung fast von geplanten 16,7 Millionen Euro um 12 auf nunmehr 28,7 Millionen Euro.

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Rund acht Millionen Euro mehr schlagen wegen der Belastung durch Polychlorierte Biphenyle (PCB) und die Folgen für die Planung zu Buche. Diese giftigen, krebsauslösenden organischen Chlorverbindungen fand das RP zunächst bei Materialproben, als es darum ging, wie man den sogenannten Kappenbeton an den Rändern der "Vorlandbrücke" verwerten könnte (die "Vorlandbrücke" ist quasi der Brückenabschnitt vor der eigentlichen Flussquerung, der "Strombrücke"). Später stellte sich heraus, dass die PCB-haltige Abdichtung bei der Erneuerung des Kappenbetons in den 1970er Jahren eingebaut worden war.

Das wusste nur niemand, und da PCB zuvor noch nie in einer Brücke des Regierungsbezirks gefunden worden war, hatte das RP in Speyer bei der Planung auch nicht danach gesucht. Jedenfalls führte der Fund dazu, dass das RP das Verfahren zum Abbau der Kappe ändern musste.

Außerdem musste das anfallende Abwasser aufwändig gereinigt und das schadstoffbelastete Material richtig entsorgt werden.

Später fanden die Arbeiter auch noch starke PCB- und Teer-Belastungen beim Abbau des Stahls in den Schutzeinrichtungen der "Strombrücke". Sie mussten daher beim Rückbau ein anderes Verfahren anwenden und zusätzliche Zelte zum Schutz der Umwelt aufbauen. Außerdem merkten die Fachfirmen, dass die Stahlkonstruktion der Schutzeinrichtungen gar nicht den alten Bauplänen entsprach. Eine weitere Umstellung im Arbeitsablauf und zusätzliche Schweißnähte mit einer Länge von 1200 Metern waren die Folgen.

Eine weitere Million Euro zusätzlich kostet die Änderung im Aufbau der Fahrbahn. Diese wird statisch von Bewehrungseisen getragen, die allerdings viel höher eingebaut waren als gedacht. Schon als die Betondecke abgetragen wurde, kamen sie zum Vorschein und wurden freigelegt. Das warf statische Probleme auf, die mit dem zusätzlichen Einbau einer Edelstahlbewehrung gelöst werden mussten.

Auch das brachte den ursprünglich geplanten Bauablauf durcheinander. Das alles kostete Zeit. Und mehr Zeit bedeutet eine längere Baustelleneinrichtung, mehr Arbeitszeit, sogar höhere Heizkosten an der Baustelle und am Ende dafür nochmals zwei Millionen Euro zusätzlich.

Weitere Kostentreiber bei der Sanierung der Salierbrücke sind die Pfeilerköpfe, auf denen die Fahrbahn ruht. Diese sind in schlechterem Zustand als erwartet. Außerdem ist der Beton der Träger unter der "Vorlandbrücke" schadhaft.

So kommt auf dieser Baustelle des Landes einiges zusammen. Seit Januar vergangenen Jahres laufen die Arbeiten. Der erste Bauabschnitt, die Südseite der Rheinbrücke, war Anfang August soweit fertig, dass die Shuttlebus-Linie nach Speyer auf die neue Fahrbahn verlegt werden konnte. Seitdem können auch Fußgänger und Radfahrer hier wieder über den Rhein.

Derweil begannen die Arbeiten auf der Nordseite mit dem Abbau von Beton, Asphalt und Abdichtungen. Unter der "Strombrücke" wurde zudem ein Hängegerüst montiert, um den bleibelasteten Korrosionsschutz abtragen zu können. Darüber hinaus beginnt nun auch der Stahlbau. Dafür setzt das RP gleich drei Firmen ein. Damit es etwas schneller geht.

Update: Donnerstag, 5. November 2020, 19.15 Uhr

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