350 Tonnen-U-Boot beim zweiten Versuch erfolgreich gekippt (Update)
In Speyer wird U17 nun bereit gemacht für die allerletzte Reise nach Sinsheim.

Von Harald Berlinghof
Speyer. "Achtung wir drehen", kommt das Kommando. Wir befinden uns allerdings nicht in einem Filmaufnahmestudio, wo Szenen abgedreht werden, sondern auf dem Gelände des Technik-Museums in Speyer. Und gedreht wird nicht auf Zelluloid, sondern der knapp 50 Meter lange Stahlkoloss einer neuen Attraktion: des U-Bootes "U17".
Manchmal knirscht es nur leise, dann klingt der Stahl wiederum wie eine gewaltige Glocke, wenn sich kleinere Materialspannungen lösen. "Ronny, wie viel?", ruft Felix Baumgartner, der die Hydraulik bedient, nach hinten. Baumgartner hat zwar die Hydraulik in der Hand, aber eigentlich leitet Ronald Winnegar, genannt Ronny, die Aktion. Er beobachtet an einem Messgerät, um wie viel Grad das Boot gedreht ist und gibt die Neigung des Schiffsrumpfes mit lauter Stimme weiter.
Erst geht es 30 Grad nach steuerbord, also in Fahrtrichtung nach rechts. Dann schließlich zurück auf 71 Grad backbord. Das ist schon ganz schön flach. Nach 85 Minuten ist der Test gelungen. Die Verantwortlichen für das U-Boot "U17" der Bundeswehr, das Ende Mai über den Rhein nach Speyer ins dortige Technik-Museum gebracht wurde, haben am Mittwoch einen weiteren Schritt getan, um im nächsten Sommer das Unterseeboot über Rhein, Neckar und Straße bis ins Schwestermuseum nach Sinsheim bringen zu können. Es wurde mit hohem technischen Aufwand auf die Seite gelegt. So etwas war nach Angaben des Museums bislang noch nie mit einem U-Boot versucht worden.
"Wir sind schon ein bisschen nervös, weil eine Vielzahl von Ideen heute erstmals hier ausprobiert werden", hatte Michael Einkörn, Projektleiter des U-Boot-Transportes betont. Das U-Boot war zuvor über Wochen hinweg um 100 Tonnen an Batterien erleichtert worden, dann kamen noch zehn Tonnen Bleigewichte raus, die bei Tauchgängen des U-Boots die Sinkgeschwindigkeit beeinflussten. Trotzdem blieben 350 Tonnen Gewicht übrig, die mit hydraulischen Pressen Millimeter für Millimeter bewegt werden mussten.
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Das U-Boot ist neun Meter hoch, der Rumpf hat einen Durchmesser von 4,60 Metern. Doch auf dem Weg nach Sinsheim über den Neckar stehen die drei Heidelberger Brücken im Weg. Neun Meter Höhe sind zu viel, um auf einem Ponton darunter hindurch fahren zu können. Deshalb musste das U-Boot auf die Seite gelegt werden. Von selbst schwimmen kann es schon lange nicht mehr.
Um es überhaupt als Leihgabe von der Bundeswehr zu bekommen, musste es "kriegsuntauglich" und damit schwimmunfähig gemacht werden. Auch eine Bahnunterführung bei Bad Rappenau, wenn das U-Boot die Reststrecke ins Sinsheimer Technik-Museum wieder auf einem Lkw-Tieflader über die Bundesstraße absolviert, muss unterfahren werden. Dazu muss der Bahnstrom abgeschaltet werden. Die Bahn muss ihre Zugverbindungen für gewisse Zeit einstellen, und schließlich müssen die Oberleitungen angehoben werden, damit sie das U-Boot passieren kann. Die Genehmigungen dafür sind längst beantragt, und sie haben im Technik-Museum keinen Zweifel, dass diese erteilt werden.
Im September war ein erster Versuch, das U-Boot zu drehen, kurzfristig aus technischen Gründen abgesagt worden. Es bestand die Gefahr, dass bei der Drehung des U-Bootes Dellen im kreisrunden Schiffsrumpf entstehen und dass die Kraft der Hydraulik nicht ausreicht, das Boot über die Dellen im Rumpf wieder zurückzudrehen. "Jetzt haben wir an den Stellen, wo die hydraulischen Rollen aufliegen, dicke Banderolen aus hochwertigem Stahl aufgeschweißt, um Dellen zu verhindern", erklärt Museumsleiter Hermann Layher.
Update: Mittwoch, 8. November 2023, 19.57 Uhr
350 Tonnen-U-Boot soll beim zweiten Versuch gekippt werden
Speyer. (dpa) Bei einem aufwendigen Manöver auf dem Gelände des Technik Museums im pfälzischen Speyer wollen Experten am Mittwoch ein rund 350 Tonnen schweres U-Boot auf die Seite legen. Hintergrund ist, dass der Stahlkoloss 2024 auf dem Neckar auf einem Ponton ins Technik Museum Sinsheim transportiert werden soll.

Da einige Brücken zu niedrig sind, muss das etwa neun Meter hohe Gefährt vor der Durchfahrt um 90 Grad gekippt werden. "Ein solches Unterfangen wurde bislang noch nie in Angriff genommen", erklärt Projektleiter Michael Einkörn. Ein erster Versuch war Ende September in Speyer aus technischen Gründen abgesagt worden.
U17 war seit 1973 im Einsatz und zusammen mit U26 einst das erste deutsche U-Boot in US-amerikanischen Gewässern nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Ausmusterung 2010 in Kiel bekam das Technik Museum vom Verband Deutscher Ubootfahrer einen Tipp. Tausende Schaulustige standen im Mai am Rheinufer in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und verfolgten den Transport des knapp 50 Meter langen Oldtimers nach Speyer. Zuletzt waren 120 Tonnen Batterien ausgebaut worden, um das Boot leichter zu machen.
Update: Dienstag, 7. November 2023, 17.54 Uhr
350-Tonnen-U-Boot U17 für Drehmanöver auf Rollen gehoben
Speyer. (dpa) Ein Stahlkoloss hebt ab: Ein rund 350 Tonnen schweres U-Boot ist in Speyer hydraulisch angehoben worden, um darunter eine spezielle Drehvorrichtung zu positionieren. "U17 liegt nun erfolgreich auf zwei Rollenpaaren", teilte das Technik Museum in der pfälzischen Stadt am Dienstag mit. Die spektakuläre Mission dient als Vorbereitung für ein weiteres Manöver. Dann soll das ausgemusterte Gefährt auf die Seite gelegt werden. Dies sollte ursprünglich am Mittwoch geschehen - das Museum verschob dies aber. Ein neuer Termin stehe noch nicht fest, sagte ein Sprecher.
Es geht auf dem Areal des Museums um einen ersten Test: Im kommenden Jahr soll das knapp 50 Meter lange U-Boot auf einem Ponton zu Speyers Partnermuseum im baden-württembergischen Sinsheim gebracht werden. Wegen der Höhe der Neckar-Brücken muss der maritime Oldtimer auf die Seite gelegt werden – ein laut Museum nie versuchtes Manöver.
"Die hinteren Rollen werden angetrieben, so wird das U-Boot drehbar gemacht", sagte ein Museumssprecher der Deutschen Presse-Agentur. "Die beiden Elektromotoren mit jeweils vier Kilowatt sowie die Drehvorrichtung wurden teils speziell für dieses Projekt angefertigt und am Montag aus Italien angeliefert." Zuletzt waren rund 120 Tonnen Batterien ausgebaut worden, um das U-Boot leichter zu machen.
U17 war seit 1973 im Einsatz und zusammen mit U26 einst das erste deutsche U-Boot in US-amerikanischen Gewässern nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Ausmusterung 2010 in Kiel bekam das Museum in Speyer vom Verband Deutscher U-Boot-Fahrer einen Tipp.
Tausende Schaulustige standen im Mai am Rheinufer in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und verfolgten den Transport des respekteinflößenden Ausstellungsstücks nach Speyer.
Update: Dienstag, 26. September 2023, 17.11 Uhr