Wie kommen die Schüler auf die andere Rheinseite?
Die Sperrung der Brücke nach Speyer ab 2019 ruft Eltern aus dem Rhein-Neckar-Kreis auf den Plan – Diese haben eine Initiative gegründet

Seit ihrer Errichtung ist die Salierbrücke nur ausgebessert worden. Die umfassende Sanierung im kommenden Jahr dauert 20 Monate. Foto: Gerold
Von Sebastian Blum
Hockenheim/Speyer. 28.000 Fahrzeuge sind täglich auf der Salierbrücke zwischen Speyer und Nordbaden unterwegs, darunter jeden Morgen um 7.14 Uhr drei Busse der Linie 717. Sie bringen mehr als 100 Schüler aus Hockenheim, Reilingen, Altlußheim und Neulußheim auf die andere Rheinseite, wo die Kinder zur Schule gehen.
Doch nun gibt es ein Problem, denn im Januar veröffentlichte das Regierungspräsidium Karlsruhe Sanierungspläne zur Salierbrücke. Darin steht: Die Brücke ist ab 2019 für 20 Monate gesperrt. Die Schulbusse sollen mitsamt den anderen Fahrzeugen auf die A 61 ausweichen. Für die Eltern der Schüler eine untragbare Vorstellung. "Wir wollen, dass andere Lösungen diskutiert werden", sagt Ursula Willimsky, eine betroffene Mutter, deren Kinder in Speyer zur Schule gehen. Gemeinsam mit Sonja Bastian und etwa zehn weiteren Eltern gründete Willimsky eine Initiative, um an die zuständigen Behörden zu appellieren.
Risse und Schlaglöcher in der Fahrbahn, abgenutzte Radwege, unzählige Rostschäden - es braucht keinen Fachmann, um zu erkennen, dass die Sanierung der Salierbrücke akut notwendig ist. "Defizite in Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit" lautet das Ergebnis der Analyse aus dem Regierungspräsidium. Im Klartext heißt das: Neben den sichtbaren Schäden weist die Vorlandbrücke auf badischer Seite Mängel im Tragwerk auf. Die Folge: Die Brücke muss bis auf den tragenden Beton rückgebaut werden. Die Hiobsbotschaft für Autofahrer folgt sogleich: "Eine Vollsperrung der Brücke für den Kraftfahrzeugverkehr in der Bauzeit ist nicht zu umgehen." Die einzig plausible Ausweichmöglichkeit ist die nördlich gelegene A 61, die über die Rheinbrücke beide Bundesländer verbindet. Das aber akzeptieren die Eltern nicht.
Die betroffenen Kinder gehen in Speyer auf verschiedene Schulen, das Einzugsgebiet beginnt auf badischer Seite in Hockenheim. "Das sind deutlich mehr als 100, Berufsschüler ausgenommen", sagt Sonja Bastian. Sie formuliert das Ziel der Initiative klar und deutlich: "Die Lösung muss praktikabel, sicher und zuverlässig sein." In einem offenen Brief heißt es: "Die Umleitung der Busse über die jetzt schon stark befahrene A 61 lehnen wir allein schon unter Sicherheitsaspekten als unverantwortlich ab." Eine Unfallstatistik für 2017 des betroffenen Streckenabschnitts der A 61 legt das Innenministerium erst kommende Woche vor.
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Neben der Sicherheit gibt es aber noch andere Aspekte. Man wolle nicht in Kauf nehmen, dass die Kinder wegen der vielen Staus zu spät kommen. In der aktuellen Staustatistik des ADAC lässt sich diese Sorge eindrucksvoll belegen: Allein zwischen den Anschlussstellen Hockenheim und Speyer und dem Dreieck Hockenheim sind vergangenes Jahr 341 Staus mit einer Gesamtlänge von 776 Kilometern gemeldet worden. Mit Arbeitsbeginn an der Salierbrücke könnten zusätzlich Tausende Autofahrer von der B 39 auf die A 61 ausweichen.
"Wir sind keine Ingenieure, wir wissen nicht, was möglich ist. Wir wollen nur, dass man eine unangenehme Situation bestmöglich entschärft", sagt Willimsky. Alternative Lösungsansätze gibt es bereits: Bei einer Ortsbegehung haben die FDP-Bundestagsabgeordneten Mario Brandenburg und Christian Jung ein "kreatives Umleitungskonzept" gefordert. Der Vorschlag: Die Buslinie 717 soll bis zur Brücke bestehen bleiben. Dort sollen Leihfahrräder für die Schüler zur Verfügung gestellt werden, mit denen sie über die Brücke radeln können. Die Fußgänger- und Radstrecke soll laut Regierungspräsidium während der Sanierung begehbar bleiben. Auf der anderen Seite soll ein Bus die Kinder einsammeln und weiter in Richtung Kaiserdom und Bahnhof fahren.
Sonja Bastian hat noch einen weiteren Vorschlag: Man könnte überlegen, den Fährbetrieb wieder aufzunehmen. "Ich komme vom Mittelrhein. Bei Koblenz und Mainz ist das gängige Praxis." Ob diese Vorschläge diskutiert oder umgesetzt werden, ist noch offen. Etwa 60 Unterschriften sind aber schon bei den Initiatoren eingegangen - darunter auch von Eltern, die die Sperrung in umgekehrter Fahrtrichtung betrifft.